Serie So Wohnt Düsseldorf Ein grünes Zimmer voller Ideen

Düsseldorf · Bei der "Offenen Gartenpforte" lässt sich erleben, dass die Qualität einer Stadt-Oase nicht von der Quadratmeterzahl abhängt.

Gärtner sind glückliche Menschen. Der Beweis ist in Gerresheim zu finden, unweit der ehemaligen Glashütte, deren Gelände mittlerweile eine riesige Brache ist, auf der kaum ein Grashalm wachsen mag. Aber nur ein paar Schritte entfernt von diesem zurzeit öden Ort, lässt sich vor und hinter einem schlichten Reihenhaus sehen, riechen, schmecken, dass die Qualität einer Oase nicht in Quadratmetern zu messen ist. Denn durch Größe punktet der Garten von Liane und Jürgen Schaab gewiss nicht. Sie nennen ihn liebevoll "unser grünes Zimmer".

Sie haben dieses Haus vor mehr als 30 Jahren gekauft, weil es damals genau richtig war für eine Familie mit drei Kindern: viele kleine Räume auf drei Etagen, damit jedes Kind einen Rückzugsort hatte. "Außerdem stimmte der Preis, und uns war die Nähe zur Waldorfschule wichtig", sagt Liane Schaab. An der Straßenseite ähnelt das Haus seiner Nachbarschaft. Zur Gartenseite aber ließ der Architekt Jürgen Schaab seine Fantasie spielen (Zitat: "Meinem Mann fällt immer was ein"), ließ die Fassade in Ziegelrot streichen und die markante Farbe mit einer Verkleidung aus sibirischer Lärche ergänzen.

Im Erdgeschoss entfernte er alle Wände ("das waren alles winzige Zimmerchen"), dort wo zwischen Diele und Wohnzimmer eine Tür war, sorgt jetzt ein Fenster mit altem Sprossenrahmen für Durchblick. Das Ergebnis ist ein großer Raum mit Kamin und offener Küche. Davor entstand eine überdachte Terrasse, von drei Seiten von Wänden begrenzt, "sehr gemütlich, wenn es im Sommer regnet". Aber auch sonst ein besonderer Blickfang: wegen des alten Kachelbodens, den Jürgen Schaab aus einem Abbruchhaus rettete. Aber auch wegen der kreativen Ader des Paares, das seit Jahren Teller, Schalen und Gläser zu originellen Etagéren zusammenfügt. Alles Unikate, allesamt hochgestapelte Sammlerstücke, die die beiden gelegentlich auf Sommermärkten bis hinauf zur Nordseeküste verkaufen. Im Keller ihres Hauses zeigt sich, dass sie noch viel vorhaben: Da stapelt sich das Porzellan bis unter die Decke und wartet darauf, zum Objekt zu werden.

Zurück ins Freie, denn dort zeigt das Haus seine Besonderheit: einen Garten mit Charakter. Und geteilter Funktion. Vor der Haustür wächst, was gut schmeckt. Tomaten in der Nachbarschaft von Basilikum, Zucchini, Kohlrabi, Mangold und Spinat - Vitamin-Vielfalt, das meiste in Hochbeeten, im Schatten von Skulpturen aus rostigem Eisen. Hinter dem Haus aber haben sich Liane und Jürgen Schaab auf nur 100 Quadratmetern einen abgeschiedenen, grünen Glücksort geschaffen, den sie erst vor einigen Jahren in seiner heutigen Form gestalteten.

Im Zentrum ein rundes Plateau mit zwei Liegestühlen: "Über unseren Kies ist schon der spanische König gegangen", berichtet Jürgen Schaab lachend und liefert die Geschichte gleich hinterher: Ein befreundeter Gartenbauer hatte den Kies seinerzeit für den Garten der spanischen Botschaft in Bonn verwendet, da der Boden zu hoch geraten war, trug er wieder etwas davon ab und lieferte ihn an Familie Schaab, die damit Rondell und Wege bestreute. "Wir waren uns einig, dass für eine Rasenfläche unser Garten zu klein ist." Nicht aber für die üppig wuchernden weißen Kletterrosen, Hortensien, verschiedene Ahornarten, Bambus und eine japanische Blütenkirsche - alles vereint in harmonischem Wildwuchs, gebändigt von ordnenden Händen. Und bewacht von einem steinernen Buddha, der auf einem Moossockel (aus dem nahen Wald) ruht.

Am nächsten Samstag wird das Paar sein grünes Zimmer Besuchern öffnen, denn Liane und Jürgen Schaab nehmen am "Tag der offenen Gartenpforte" teil. "Wir möchten zeigen, welche Möglichkeiten auch ein kleiner Garten bietet." Und dass kein Vermögen notwendig ist, um eine solche Oase zu schaffen. Jürgen Schaab hat die kompletten Kosten für die Neugestaltung des Gartens errechnet: 2800 Euro für Pflanzen und Materialien. Die Arbeitskraft, die beide in ihr grünes Zimmer investiert haben, lässt sich eh nicht beziffern. Höchstens im Nachhinein in Lebensfreude umrechnen.

(RP)
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