Düsseldorf Ein Happy End für Jari

Düsseldorf · Ende Januar wurde ein Rüde angefahren und von der Feuerwehr in die Tierklinik Lesia gebracht. Sein Besitzer hat sich nie gemeldet. Jetzt lebt er bei seiner Retterin Sara Laws.

 Unzertrennlich: Rüde Jari und sein neues Frauchen Sara Laws. Die 23-Jährige hat den Hund nach einem Autounfall adoptiert.

Unzertrennlich: Rüde Jari und sein neues Frauchen Sara Laws. Die 23-Jährige hat den Hund nach einem Autounfall adoptiert.

Foto: Andreas Bretz

Jari ist ein quirliger Hund. Aufmerksam, neugierig, freundlich. Manchmal ängstlich, meistens mutig. Sobald sich jemand regt, wedelt er mit dem Schwanz. Ein paar Kilo mehr auf den Rippen könnte Jari vertragen, die Knochen drücken sich noch durch das Fell. "Wir arbeiten daran", sagt Frauchen Sara Laws. Fressen würde Jari jedenfalls genug, so viel wie ein Bernhardiner. Dabei ist Jari ein Border Collie. "Oder ein Mix", sagt die 23-Jährige. So richtig weiß Laws das nicht, Jari gehört noch nicht lange zu ihrer Familie.

Der 31. Januar ist es gewesen, als die Feuerwehr einen blutüberströmten Hund in die Lesia-Klinik einlieferte. Vor ein fahrendes Auto ist er gelaufen, wurde schwer verletzt. So schwer, dass er zeitweise um sein Leben rang. "Er hat sich auf die Zunge gebissen, die Lunge hatte einen Riss", sagt Sara Laws, Tiermedizinische Fachangestellte in der Klinik. Mit einer Tierärztin und einer Kollegin hat sie den Hund gerettet. Die Lunge wurde punktiert, zur Kontrolle ist er ein paar Mal geröntgt worden. "Die Feuerwehr sagte uns, der Besitzer sei auf dem Weg", erzählt die 23-Jährige. Ein Besitzer ist aber nie gekommen.

Niemand hat den Hund gesucht, niemand hat ihn als vermisst gemeldet. Weder bei der Polizei noch bei einem Haustierregister. "Gechipt" ist er auch nicht, deswegen versuchten die Mitarbeiter der Tierklinik, den Halter über Facebook ausfindig zu machen. Sie posteten ein Foto vom verletzten Tier, kurz nachdem er abgegeben wurde. Ängstlich schaute er in die Kamera, der Kopf geduckt, die Augen groß, völlig abgemagert. Viele Menschen teilten den Beitrag, "tausendfach", sagt Sara Laws. "Ich wurde gestern gefunden und von der Feuerwehr in die Lesia gebracht", stand über dem Foto geschrieben. "Ich bin ein schwarz-weißer Rüde und wurde auf der Wannheimer Straße gefunden. Wer mich kennt oder mich vermisst, meldet euch bitte."

Die Geschichte des Hundes rührte viele Menschen, vielen ging es so wie Sara Laws, die nicht versteht, "wie man ein Tier einfach so wegwerfen kann". Trotz der Suchaktion passierte nichts. Schließlich nahm Sara Laws den Hund zu sich und gab ihm den Namen Jari.

Insgeheim hoffte Sara Laws, dass sich niemand meldet. Es war Liebe auf den ersten Blick, als am Tag nach der Rettung Jari zum ersten Mal etwas fraß, "aus meiner Hand", erzählt Laws. Von da an kümmerte sich die Tierarzthelferin um Jari, Tag für Tag wurde er lebendiger, er erholte sich gut. Vom traurigen und ängstlichen Hund war schnell nichts mehr übrig. Nur eine Hürde musste Jari noch bewältigen, bevor er bei Sara Laws einziehen durfte: Die beiden Katzen und Laws' Freund musste Jari überzeugen. "Er hat sich aber ganz schnell eingelebt bei uns", sagt Sara Laws.

Viel Arbeit hat sie seitdem investiert. Kommandos kannte Jari nicht, und in die Wohnung hat er gemacht. "Wir mussten alles mit Zeitungspapier auslegen", erzählt Laws. Vermutlich wurde Jari nie richtig erzogen, vermutlich hatte er nie ein echtes Zuhause. Eine riesige Angst machte Jari das Autofahren, aber auch das haben die beiden hinbekommen. "Mit vielen Leckerlis", sagt die 23-Jährige. Nur an der Leine will Jari bis heute nicht so richtig laufen, er springt von links nach rechts, kreuz und quer. "Und er zieht", sagt Laws.

Sie möchte Hindernis-Lauftraining mit ihm machen, "ich glaube, das würde ihm gefallen". Und Jari muss kastriert werden. Bald schon. Besonders gern legt er sich in Pfützen, "er liebt das Wasser, Schwimmen", sagt das Frauchen. Meistens landet der Hund - wenn auch widerwillig - nach der großen Runde in der Badewanne. "Jari ist immer so dreckig", sagt Sara Laws. "Das ist das lange Fell." Über die kleinen Macken sieht sie aber hinweg. Wenn Jari kommt und schmusen will - und das ist oft -, dann kann die 23-Jährige ihm nicht mehr böse sein.

Vier Wochen sind vergangen und ein paar Tage sind dazugekommen, seit Jari ums Überleben kämpfte. Ein schlimmer Tag für den jungen Hund. Und gleichzeitig der glücklichste seines Lebens, weil ein neues für ihn begann. Ein besseres, eines mit Menschen, die Jari bedingungslos lieb haben.

(RP)
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