Serie "Heimat" in Düsseldorf Ein Leben für die Biene

Düsseldorf · Vor drei Jahren haben die Ziemanns das Imkern angefangen. Mittlerweile sind sie wahre Profis.

 Im Garten von Marina und Dieter Ziemann gibt es mittlerweile drei Bienenstöcke mit etwa 120.000 Bienen und zwei Ableger.

Im Garten von Marina und Dieter Ziemann gibt es mittlerweile drei Bienenstöcke mit etwa 120.000 Bienen und zwei Ableger.

Foto: Andreas Bretz

Marina und Dieter Ziemann sitzen am Küchentisch ihres Hauses in Unterrath mit bestem Blick auf die Bienenstöcke im hinteren Teil des Gartens. Marina Ziemann hat zwei prall gefüllte Ordner mit der Aufschrift "Grundwissen für Imker" und mehrere Zeitschriften, darunter "die biene", neben sich gelegt. Die sind heute nur Anschauungsmaterial für die Gäste. Doch genauso muss es ausgesehen haben, als die beiden vor drei Jahren das Imkerfieber gepackt hat.

"Wir haben ein Hobby gesucht, dass wir auch noch ausüben können, wenn wir in Rente gehen", sagt Dieter Ziemann. Seit zwei Jahren ist der Ex-Schulleiter des Georg-Büchner-Gymnasiums Vorsitzender des Kreisimkerverbands Düsseldorf. Heute organisiert der 62-Jährige die Aus- und Weiterbildungskurse, in dener er und seine Frau früher selber saßen. "Wir haben Kurse besucht, uns mit der Materie vertraut gemacht", sagt die 55-Jährige. "Bevor wir mit dem Imkern anfingen, wusste ich so wenig über die Natur. Jetzt weiß ich etwa, dass gefüllte Dahlien zum Bestäuben untauglich sind, pflanze nur noch ungefüllte."

Weltweit hängt rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion von der Bestäubung durch Bienen ab. Umso wichtiger ist das Imkern in der Stadt geworden: Im Garten der Ziemanns stehen drei Bienenstöcke mit etwa 120.000 Bienen und zwei Ableger. Die produzierten 2014 gut 93 Kilo Honig - und zwar prämierten. Der Imkerverband Rheinland zeichnete ihn g nach ausgiebiger Laboranalyse mit der Goldmedaille aus. Großes Geld wird damit aber nicht gemacht, das Meiste an Freunde und Bekannte verschenkt. "Es ist ein reines Hobby, aber auch ein aufwendiges Ehrenamt", sagt Dieter Ziemann.

Für dieses waren beide jüngst auf der Ehrenamtsmesse, auf der auch Flüchtlinge den Honig probierten. "Das war für diese Menschen wie flüssiges Gold. Das ist ja das Tolle an Honig: Es gibt ihn überall auf der Welt - und ist somit eine positive Erinnerung, ein Stück Heimat in der Ferne", sagt Marina Ziemann.

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Foto: Shutterstock/Image Point Fr

Immer mal wieder sind die Hobby-Imker auf Veranstaltungen präsent, wie 2014 zum "Schleuderfest" im Vereinsheim des Imkervereins Düsseldorf-Nord. "Viele Eltern sind häufig besorgt, dass die Bienen ihre Kinder stechen. Wir versuchen, ihnen diese Angst durch öffentliche Termine, an denen jeder teilnehmen kann, zu nehmen", sagt Dieter Ziemann. "Wenn man die Bienen beobachtet, wie sie mit ihren Pollenbeinchen durch die Gegend fliegen, hat das auch etwas Therapeutisches, meint Marina Ziemann.

Mittlerweile geht das bei ihr - im Gegensatz zu ihrem Mann - aber nur noch mit Imkeranzug: Vor kurzem wurde bei ihr eine Wespen- und Bienenstichallergie festgestellt. "Wenn es mal brenzlich werden sollte, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und nicht nach den Bienen zu schlagen", sagt Dieter Ziemann.

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Foto: Stephen Repasky

Zu dieser Jahreszeit ist der Bienenstock in weiblicher Hand: Die männlichen Bienen, die Drohnen, sind nach der Samenabgabe gestorben oder wurden von den Weibchen aus dem Stock gejagt - das ist platz- und futtersparend. Wenn die Weibchen nun den 36 Grad warmen Stock verlassen, wollen sie sicher nicht stechen, sondern unter Ziemanns Hemd "kuscheln": "Was soll ich sagen: So sind die Frauen halt."

Als Lehrer für Mathematik und Physik begeistert er sich vor allem für den naturwissenschaftlichen Teil des Imkerns. "Durch die Bienen fühle ich mich der Natur viel näher als früher." Oft sei er erstaunt darüber, was die Bienen "mit ihrem Milligramm-Gehirn" leisten: "Bestäubt eine Biene eine Kastanienblüte, färbt sich diese leicht rötlich - ein Signal für alle anderen Bienen, dass diese Blüte bereits bestäubt ist. Ist das nicht einfach irre?"

(RP)
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