Rund ums Rathaus Ein namenloser Platz in Unterbilk weckt die politische Kreativität

Düsseldorf · Ein Platz, der noch keiner ist, bald aber einen Namen braucht, stachelt die Fantasie der Politik an: Die untertunnelte Fläche vor den Bilker Arcaden könnte nach dem SPD-Literaten Grass, Düsseldorfs erstem Oberbürgermeister oder einer Trinkstation für Pferde benannt werden.

Fast kann man schon Mitleid haben mit dem gerade entstehenden Deckel auf der Tunnelzufahrt vor den Bilker Arcaden. Er wird so etwas Ähnliches wie ein Platz, wenn erst mal die Bahnen auf der Wehrhahn-Linie unterirdisch fahren und die neu gewonnene Oberfläche gestaltet ist. Er ist also noch nicht mal richtig in die Welt der Plätze hineingeboren - und steht schon im Zentrum des politischen Interesses. Denn das Kind soll einen Namen haben.

Fast wäre es der Joachim-Erwin-Platz geworden. Des verstorbenen CDU-Oberbürgermeisters unwürdig fanden dessen Parteifreunde. Vize-Fraktionschef Andreas Hartnigk bezeichnete den Platz gar als "Hundeklo", das man nicht nach einem verdienten Stadtoberhaupt wie Erwin benennen könne. Nach langer Debatte einigte man sich darauf, Erwin im Kö-Bogen zu ehren. Monate vergingen, der Begriff "Hundeklo" war längst vergessen, und so schlug Hartnigk einen anderen Rathaus-Chef als Namensgeber vor: Ludwig Hammers, den ersten Oberbürgermeister Düsseldorfs. Nach dem ist ein kaum wahrnehmbarer Platz am S-Bahnhof Bilk benannt. Unwürdig, findet der Christdemokrat und schlägt vor, den Hammers-Platz nach Norden über die Tunnelzufahrt zu verlängern. Und plötzlich purzeln die Ideen nur so aus dem politischen Raum: Die Grünen schlagen einen Günter-Grass-Platz vor. Unbestritten ein bedeutender Schriftsteller, Nobelpreisträger, der eine enge Beziehung zu Düsseldorf hatte - jedoch nicht zu diesem Teil der Stadt. Dass die Grünen zudem ein SPD-Mitglied vorschlagen, das am Ende durch eine israelkritische Haltung auffiel, irritiert nicht wenige. Oder der Vorschlag der Linken. Eigentlich ist die Linie der Partei, mehr Frauen bei Platz- und Straßenbenennungen zu berücksichtigen. Die Linken-BezirkspolitikerInnen schlagen nun "Platz zur Pferdetränke" vor, weil eine solche einst in der Nähe stand und ein wichtiger Treffpunkt war. Nun ja. Historisch korrekt, und vom Geschlecht her eindeutig weiblich.

Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort