Düsseldorf Ein Textilien-Schatz aus Jan Wellems Zeit

Düsseldorf · Der Heimatverein "Düsseldorfer Weiter" unterstützt mit einer Spende die Aufarbeitung der alten Messgewänder der Ursulinen.

 Sabine Hesemann-Nageldinger (m.) und Helga Hesemann vom Verein"Düsseldorfer Weiter" mit Pater Elias Füllenbach bei der Scheckübergabe

Sabine Hesemann-Nageldinger (m.) und Helga Hesemann vom Verein"Düsseldorfer Weiter" mit Pater Elias Füllenbach bei der Scheckübergabe

Foto: ANDREAS BRETZ

Die farbigen Stickereien auf den Messgewändern sind so detailliert ausgeschmückt, als seien sie mit dem Faden auf den Stoff gemalt. Pflanzen in unzähligen Grüntönen verzieren die Gewänder, leuchtende Blumen und prachtvolle Bibeldarstellungen stechen zwischen goldenen Formen hervor. In der St.-Andreas-Kirche in der Altstadt lagern die jahrhundertealten Paramente der Ursulinen. Sie sind ein kunsthistorisch bedeutender Schatz, der viel über die Ordensgemeinschaft erzählen kann.

Um 1677 kamen die ersten drei Schwestern des Ordens in die Stadt. Sie waren aus Aachen in ein Haus nahe dem Stiftsplatz gezogen, um in Düsseldorf ein Kloster aufzubauen. Für ihr Vorhaben hatten sie damals einen prominenten Unterstützer auf ihrer Seite: Der bergische Landsherr Philipp Wilhelm, Vater von Jan Wellem, half den Ursulinen, sich in Düsseldorf niederzulassen. Schon wenige Jahre später gründeten sie als Pendant zur bereits existierenden Jungenschule eine Schule für Mädchen. Der Orden war in Düsseldorf angekommen.

In den folgenden Jahren sammelten sich bei den Ursulinen viele prachtvolle Paramente an. "Die Schwestern waren dafür bekannt, dass sie die Messgewänder selbst bestickten", erzählt Dominikaner-Pater Elias Füllenbach, der in St. Andreas für die Gewänder verantwortlich ist. Für ihre Arbeit seien die Ursulinen auch von Jan Wellem und seiner Frau Anna Maria Luisa de Medici unterstützt worden. "In der katholischen Kirche wollte man damals für die Messe nur das Schönste und Wertvollste nutzen", erklärt Pater Elias. Er hat sich mit der Geschichte der Ursulinen genau beschäftigt.

Heute ist die Ordensgemeinschaft der Ursulinen in Düsseldorf nicht mehr präsent. Nur das St.-Ursula-Gymnasium in der Altstadt, das sich mittlerweile in erzbischöflicher Trägerschaft befindet, erinnert an die große Bedeutung des Ordens für die Stadt. Die letzten Ursulinen-Schwestern verließen Düsseldorf vor einigen Jahren und nahmen die Gewänder provisorisch mit. 2015 wurden die Messgewänder dann als Dauerleihgabe an die Dominikaner gegeben und kamen so zurück nach Düsseldorf. "Ich bin froh, dass die Gewänder wieder hier sind, schließlich gehören sie fest zur Geschichte unserer Stadt", erklärt Pater Elias. In St. Andreas, wo Jan Wellem, der Unterstützer der Ursulinen, begraben ist, lagern die Messgewänder aus dem 18. Jahrhundert nun auf der Empore.

Auf diesen Textilien-Schatz möchte der Heimatverein "Düsseldorfer Weiter" zu seinem 40. Jubiläum mit einer Spende von 1000 Euro aufmerksam machen. "Wir möchten, dass die Messgewänder der Ursulinen auch weiterhin gepflegt werden", erläutert die erste Vorsitzende Helga Hesemann. An manchen Stellen ist beispielsweise die Seide etwas rissig und muss restauriert werden. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Traditionen zu fördern und an die Stadtgeschichte zu erinnern.

Die alten Gewänder sind vor allem ein kunsthistorischer Schatz, sie gehören zu den wenigen Textilien in Düsseldorf, die aus der Zeit Jan Wellems existieren. Pater Elias betont auch den liturgischen Wert der Gewänder: "Ich nutze die alten Paramente noch immer zu besonderen Anlässen. Sie wurden schließlich zur Ehre Gottes hergestellt und nicht, um in einer Schublade zu liegen", erklärt er.

Führungen Die Gewänder sind in St. Andreas bei den Führungen am dritten Mittwoch im Monat, 16 Uhr, zu sehen.

(RP)
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