Schwerpunkt Wersten Ein Treffpunkt für Oldtimer-Freunde

Düsseldorf · In der Classic Remise an der Harffstraße sind historische Autos vieler unterschiedlicher Marken zu bestaunen. Privatleute bringen ihre Fahrzeuge dort unter, Firmen bieten Autos zum Verkauf an.

 Ein echter Oldtimer-Fan: der Leiter der Classic Remise, Mika Hahn, inmitten der historischen Autos.

Ein echter Oldtimer-Fan: der Leiter der Classic Remise, Mika Hahn, inmitten der historischen Autos.

Foto: Andreas Bretz

30 Jahre muss ein Auto mindestens alt sein, um als Oldtimer zu gelten und ein "H" für "historisch" auf dem Kennzeichen tragen zu dürfen. Im Alltag sind davon auf der Straße meist nicht allzu viele zu sehen, denn Oldtimer-Liebhaber hüten ihre Fahrzeuge oft wie einen Schatz. Auch in der Classic Remise in Wersten ist das nicht anders. Nur wenige der alten Wagen verlassen das Gelände für eine Spritztour. Leidenschaftlich hegen und pflegen die Besitzer ihre Autos dort.

Mit einem Unterschied: Die Privatpersonen haben ihre historischen Wagen in Garagen aus Glas untergebracht — gut sichtbar für jeden, der ein Auto aus vergangenen Jahrzehnten bestaunen möchte, und das an 365 Tagen im Jahr. Rund 100 Klassiker aller Marken und verschiedener Baujahre bieten die Verkaufsfirmen in der Classic Remise permanent an. "Von Alfa Romeo bis Zagato ist alles dabei", sagt Mika Hahn (36), seit 2008 engagierter Leiter der Classic Remise.

Unter den Oldtimern in den 75 verglasten Einstellboxen befinden sich wahre Schätze: ein Porsche von 1951, "einer der ältesten, die es gibt", sagt Hahn; die silberne Mercedes-Limousine, die Alt-Bundeskanzler Konrad Adenauer seinem russischen Amtskollegen Leonid Iljitsch Breschnew einst schenkte, und ein Rennwagen des deutschen Herstellers Veritas.

"Das ist einer der ganz besonderen Rennwagen der Welt", sagt Hahn. Insgesamt 13 deutsche Meistertitel wurden zwischen 1948 und 1953 mit Veritas-Renn- und Sportwagen gewonnen. Im ersten Stock gibt es das ganze Jahr hindurch eine Ausstellung, deren Stücke das Herz von Oldtimer-Liebhabern höher schlagen lassen: etwa jeweils ein Motorrad der Düsseldorfer Marken Autinag und Andrees. "Davon gibt es weltweit nur noch diese beiden", sagt Hahn.

Auch von dem Krupp-Motorroller gibt es nur noch fünf Exemplare. Daneben steht eine Oberkasseler "Snob" aus den 20ern und eine Ratinger Vespa aus den 50er Jahren. "Die sind alle noch fahrtüchtig", versichert Hahn. Seit 2006 gibt es die Classic Remise — ein sogenanntes Oldtimer-Kompetenzzentrum — in dem alten Ringlokschuppen an der Harffstraße. Bis vor drei Jahren hieß es noch Meilenwerk. Die Deutsche Reichsbahn hatte den Umschlagbahnhof 1930 gebaut. Damals war er der Größte im Deutschen Reich und galt als Prestigeobjekt. Als die Dampflokomotiven in den 50ern immer mehr durch elektronische Loks ersetzt wurden, verlor aber auch die Wartungsanlage in Wersten an Bedeutung. Sie fiel in einen Dornröschenschlaf. Bevor die Classic Remise einzog, wurde die 19 000 Quadratmeter große Halle in die Denkmalliste aufgenommen.

Seitdem wurde sie saniert; neben den Glasgaragen befinden sich dort heute Werkstätten, Geschäfte und Service-Agenturen — eben alles rund um Oldtimer. Zusätzlich gibt es in der Classic Remise ein Gutachterbüro des Tüv, eine Sattlerei und zwei Restaurants mit Blick auf die ausgestellten Wagen. Im Motodrom werden Motorräder verkauft. Für Veranstaltungen kann ein Teil der Halle (870 Quadratmeter) für bis zu 600 Personen gemietet werden. Die "Knaasköpp" halten dort regelmäßig ihre Karnevalssitzungen ab. Doch an manchen Stellen ist auch weiterhin die Vergangenheit sichtbar: An einigen der Backsteinwände klebt noch immer der Ruß von den Brennöfen der Dampfloks.

(emy)
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