Düsseldorf Ein Zuhause für junge Männer in Not

Niederkassel · Bevor Pascal R. im Friedrich-Naumann-Haus aufgenommen wurde, lebte er auf der Straße. In der Niederkasseler Einrichtung der Diakonie wird ihm dabei geholfen, den Wiedereinstieg in ein Leben mit eigenem Heim und eigenem Job zu schaffen.

Düsseldorf: Ein Zuhause für junge Männer in Not
Foto: Andreas Bretz

Pascal R. kann sich noch genau an den einen Tag erinnern, an dem er eine zweite Chance bekam und sein neues Leben begann. Es war der 17. Januar dieses Jahres, als er im Café pur am Hauptbahnhof, einem Nachmittagstreff der Diakonie für obdachlose Menschen, von einem Haus hörte, in dem junge Wohnungslose eine Unterkunft bekommen könnten. Seit mehreren Monaten lebte der damals 22-Jährige da schon auf der Straße. Erst hatte seine Mutter ihn aus der Wohnung rausgeworfen, weil er seine Ausbildung zum Bäcker abgebrochen hatte und Umgang mit den "falschen Leuten" hatte. Später warf ihn seine damalige Freundin aus der gemeinsamen Wohnung, erwirkte sogar eine einstweilige Verfügung gegen ihn, weil er ihr gegenüber - aus Eifersucht, wie er sagt - handgreiflich wurde. Pascal R. überlegte also nicht lange, und fuhr nach Niederkassel zu dem Friedrich-Naumann-Haus der Diakonie: "Ich stellte mich vor, man erklärte mir die Hausregeln, dass man zum Beispiel mithelfen muss und nichts klauen darf. Und nachmittags hatte ich mein eigenes Zimmer."

Seit 60 Jahren ist das Friedrich-Naumann-Haus der Diakonie in Niederkassel eine Zufluchtsstätte für junge Männer in Not. Als das Haus 1954 eröffnet wurde, nahm man vor allem junge Flüchtlinge aus der DDR auf, in den 1960er und 1970er Jahren dann hauptsächlich Gastarbeiter. Inzwischen sind es vor allem junge Männer zwischen 18 und 35 Jahren, die Suchtprobleme haben, im Gefängnis waren oder wie Pascal R. plötzlich obdachlos wurden und sich aus eigener Kraft nicht helfen konnten.

Am Niederkasseler Kirchweg gibt man Pascal R. einen strukturierten Tagesablauf. Sein Tag beginnt schon früh: Ab 8.30 Uhr steht er in der Küche und hilft bei der Zubereitung der Mahlzeiten. Bis zu 25 Männer wohnen in der Einrichtung der Diakonie und jeder muss sich einbringen, sagt Einrichtungsleiter Timo Stascheit. Bis 14 Uhr und ab 18 Uhr hilft der 23-Jährige Pascal R. in der Küche, dazwischen gibt es Zeit für Freizeit und Sport wie Fußball, Billard-Spielen und lange Spaziergänge am Rhein. Und dafür, sich über die eigene Zukunft Gedanken zu machen und mit den Mitarbeitern des Hauses zu besprechen, wie man seine Pläne umsetzen könnte. "Für viele Männer ist es bei uns das erste mal, dass sie einen strukturierten Tagesablauf haben und Regeln einhalten müssen. Sie helfen in der Küche, bei der Gartenarbeit oder in der Holzwerkstatt. Und wir helfen ihnen dabei, ihre Angelegenheiten zu klären", sagt der Einrichtungsleiter.

Ob Schulden, Sucht oder andere Probleme: Ausgebildete Mitarbeiter kümmern sich um die Männer zwischen 18 und 35 Jahren, erarbeiten mit ihnen auch einen "Fahrplan", um den Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu schaffen.

Pascal R. will seinen Realschulabschluss machen und danach eine Ausbildung im handwerklichen Bereich oder in der Gastronomie absolvieren. Dass es mit seiner Vergangenheit nicht leicht werden wird, eine Lehrstelle zu finden, weiß er. In einigen Fällen gelinge es den Mitarbeitern des Friedrich-Naumann-Hauses Praktika oder sogar Ausbildungsplätze zu vermitteln, sagt Einrichtungsleiter Stascheit. In den vergangenen Jahren habe man sich das dafür notwendige Netzwerk aufgebaut. Pascal R. hofft, dass es ihm gelingen wird, eines Tages wieder auf eigenen Füßen zu stehen.

(RP)
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