Gastbeitrag Gregor Berghausen Eine Denkfabrik für Düsseldorf 2030

Düsseldorf · Der Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf über die Herausforderungen für die Landeshauptstadt.

 Durchdachte Konzepte sind nötig, um Düsseldorf für die Zukunft gut aufzustellen, meint Gregor Berghausen.

Durchdachte Konzepte sind nötig, um Düsseldorf für die Zukunft gut aufzustellen, meint Gregor Berghausen.

Foto: Andreas Endermann

Düsseldorf 2030: Wie wird NRWs Hauptstadt aussehen? Wer wird darin leben und arbeiten? Wie kann die Stadt künftig für Bürgerinnen und Bürger, für (ausländische) Unternehmen, Fachkräfte, Investoren, Gäste und Besucher gleichermaßen attraktiv bleiben? Welche Planungssicherheit können Unternehmen künftig angesichts zunehmender Flächenknappheit erwarten? Was bedeutet die Verdichtung innerstädtischen Wohnraums?

Welche Auswirkungen werden der Zuzug in die Stadt, digitalisierte Arbeits- und Produktionsprozesse sowie neue Dienstleistungen auf Mobilität, Pendler und auf die Wege in die und aus der Stadt haben? Und: Wie können wir den Folgen des Klimawandels auch in der City intelligent begegnen? Will Düsseldorf auf diese und andere Fragen zukunftsweisende Antworten finden, so steht die Stadt - und insbesondere ihre Innenstadt - und das gesamte Umland vor großen Herausforderungen.

 Gregor Berghausen ist der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre startete er seine Karriere bei der Kölner IHK. 2016 folgte er auf Udo Siepmann in Düsseldorf.

Gregor Berghausen ist der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre startete er seine Karriere bei der Kölner IHK. 2016 folgte er auf Udo Siepmann in Düsseldorf.

Foto: Bretz Andreas

Politik und Verwaltung der Landeshauptstadt müssen darauf mit wohldurchdachten Konzepten reagieren, unter anderem mit der Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes, der Erarbeitung des Mobilitätskonzeptes 2030+ sowie der Neugestaltung des Hauptbahnhofes und seines Umfelds. Dafür benötigen wir Entwicklungsszenarien.

Dabei geht es vor allem um den Einzelhandel von morgen und die zukünftige innerstädtische Mobilität. Zu berücksichtigen ist hierbei besonders, dass der Online-Handel auch im Lebensmittel- und Nahversorgungsbereich an Bedeutung gewinnt. Das wird Konsequenzen besonders für Quartiere und Stadtteile haben, auch wenn aktuell im Düsseldorfer Zentrum die Investitionsbereitschaft des stationären Lebensmittelhandels erfreulich hoch ist.

Urbane Mobilität, besonders innerstädtische Mobilität, wird aktuell nur vor dem Hintergrund hoher Verkehrsemissionen und den daraus eventuell folgenden Fahrverboten diskutiert. Für eine Zukunftsperspektive springt dies deutlich zu kurz. Mitzudenken sind vielmehr auch technische Entwicklungsansätze, die gerade erprobt werden und den Verkehrssektor insgesamt deutlich verändern werden. Dazu zählen der Ausbau der Elektromobilität und der Einsatz von Brennstoffzellen sowie synthetischer, klimaneutraler Kraftstoffe. Auch den Einfluss des autonomen Fahrens auf den öffentlichen Personennahverkehr und City-Logistik-Konzepte sind mit einzubeziehen. Nur wenn all diese Komponenten angemessen berücksichtigt werden, kann ein wirklich zukunftstaugliches Mobilitätskonzept entstehen, das allen Verkehrsträgern gleichermaßen Entwicklungsperspektiven zugesteht und zugleich eine ökologische Perspektive bietet.

In diesem aufwändigen und sicherlich kontroversen Diskussionsprozess wird die Industrie- und Handelskammer die Stimme der Wirtschaft vertreten, in dem wir Händler, Gastronomen, Hoteliers, Logistiker oder produzierende Betriebe fragen, was aus ihrer Sicht zu tun ist, damit die Innenstadt zukünftig noch attraktiver wird. Die IHK ist hier Interessensmittler und nicht Interessenvertreter einzelner. Denn eine zukunftsfähige und attraktive Innenstadt muss gleichermaßen Platz für kleine, mittlere und große Unternehmen und deren Anliegen bieten.

Schon seit September 2017 bringen sich Unternehmerinnen und Unternehmen aus unterschiedlichen Branchengremien der IHK in einen "Thinktank" zur Stadtentwicklung Düsseldorf 2030 ein. Gemeinsam mit renommierten Fachleuten und Forschern, die Impulse aus aktuellen Forschungsentwicklungen einspielen, wird eine Zukunftsvision aus Sicht der Wirtschaft erarbeitet. Ziel ist es, deutlich über den Tellerrand hinaus zu schauen, allerdings keine Luftschlösser zu bauen, die an den stadtplanerischen Grenzen scheitern.

Gleichermaßen gilt es die Perspektiven der angrenzenden Regionen im Blick zu halten, denn die Stadt Düsseldorf lebt am Ende auch aus der regionalen Vernetzung. Hier bietet sich die Industrie- und Handelskammer als eine gute Plattform und ein leistungsfähiges Netzwerk an.

Die neue Wahrnehmung von Urbanität und die wachsende Sensibilität gegenüber dem eigenen Umfeld werden auch die Stadtentwicklung der Zukunft prägen. Zunächst und im Besonderen sind jedoch Innenstädte wirtschaftlich starke Ballungsräume, die durch eine hohe Dichte von Arbeitsplätzen, Handel und Gewerbe geprägt sind. Wirtschaft und (Stadt-)Gesellschaft benötigen daher einen intensiven Dialog über die Zukunftsperspektive, die gleichermaßen dem Gesamtinteresse der Wirtschaft und der (inner-) städtischen Bevölkerung entspricht.

Mit ihrem wissenschaftlich begleiteten "Thinktank" wird die Industrie- und Handelskammer ihren Beitrag dazu leisten.

(RP)
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