Düsseldorf Eine Extra-Stunde für besondere Talente

Düsseldorf · Das Competence Center für Begabtenförderung will ambitionierten Schülern auch Perspektiven für die Berufswahl an die Hand geben. Gefördert werden Natur-, aber auch Geisteswissenschaften.

 Das gemeinsame Chemieprojekt von CCB und Friedrich-Rückert-Gymnasium macht Fabian, Aleyna, Xuetong, Gero und Carolin (v. l.) Spaß.

Das gemeinsame Chemieprojekt von CCB und Friedrich-Rückert-Gymnasium macht Fabian, Aleyna, Xuetong, Gero und Carolin (v. l.) Spaß.

Foto: H.-J. Bauer

Es blubbert leise. Konzentriert achten Fabian (15), Gero (13) und Xuetong (14) auf die korrekte Siedetemperatur im Kochkolben ihrer aufwendigen Versuchsanordnung. Den Kolben haben sie vorsorglich zusätzlich mit Aluminiumfolie umwickelt. "Die Folienisolierung sorgt für eine hohe Temperaturstabilität", erklärt Fabian. Plötzlich fällt der erste Tropfen klarer Alkohol in das Becherglas neben dem Wasserkühler. Das Experiment der Schüler ist gelungen. "Weingeist nennen Nicht-Chemiker das Destillat aus unserem Ausgangsprodukt Himbeerwein", sagt Gero und zeigt die reine hochkonzentrierte Flüssigkeit. Vor den intensiven Versuchen mit der so genannten fraktalen Destillation haben sich die Schüler bereits eingehend mit der Bildung von Kristallen beschäftigt. Besonders ausgefallene Exemplare stellen sie derzeit im Chemieraum ihrer Schule aus.

Seit Februar nehmen Schüler der achten und neunten Klassen des Friedrich-Rückert-Gymnasiums in Rath an einem Unterrichtsprojekt der besonderen Art teil. Gemeinsam mit dem Competence Center Begabtenförderung (CCB) bietet die Schule noch bis zu den Sommerferien einen zusätzlichen Chemiekurs, der der Begabtenförderung dient, an. In der Düsseldorfer Schullandschaft ist das bislang einzigartig. Naturwissenschaftlich besonders begabte Schüler erhalten so die Gelegenheit, Inhalte zu erarbeiten, die im gewöhnlichen Chemieunterricht nicht vermittelt werden. "Dazu zählen insbesondere praktische Übungen und Versuche", erklärt Karin Weizenhöfer, die als Dozentin des CCB einmal wöchentlich die Schule besucht. "Überdies sind die Themengebiete der Begabtenförderung nicht an die Lehrpläne des gewöhnlichen Unterrichts gebunden, so dass sich die Inhalte sehr an den Interessen der Schüler orientieren."

Und noch ein Vorteil ergibt sich aus dem zusätzlichen Angebot: "Der Kurs konnte so in den gewöhnlichen Stundenplan eingebaut werden, dass die Schüler Inhalte des Regelunterrichts problemlos nacharbeiten können", sagt Eckhard Löwer. Der 35-Jährige unterrichtet die Fächer Mathematik und Latein und ist für die Koordination der Begabtenförderung an der Schule zuständig.

"Bereits seit vielen Jahren besteht eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen CCB und dem Friedrich-Rückert-Gymnasium", sagt Sabine Warnecke (53), die das CCB leitet. Warnecke koordiniert die pädagogisch-psychologischen, bildungspolitischen und wissenschaftlichen Aufgaben und Verantwortungsbereiche der 1999 gegründeten und 2003 ausgebauten Einrichtung. "Dabei versuchen wir, jede Förderung so leicht wie möglich in den Unterricht zu integrieren".

Derzeit bietet das CCB eine Talentförderung an rund 100 Düsseldorfer Schulen aller Schulformen an. Die Angebote beschränken sich nicht allein auf naturwissenschaftliche Inhalte. Gezielte Förderung gibt es auch in den Bereichen Informatik (etwa mit Angeboten zur Programmierung von Robotern), Mathematik, Bionik oder in den Geisteswissenschaften in Form von Schreib- und Denkwerkstätten. "Für die Schüler entsteht dabei kein wesentlicher Mehraufwand", meint Schulleiterin Dorothee Pietzko (53), die selbst Biologie und Chemie unterrichtet. "Gleichzeitig aber erhalten die Schüler die Möglichkeit, frühzeitig erste praktische Erfahrungen zu sammeln und ihre Talente zu entdecken." Ein Vorteil, wenn es später um die Berufswahl geht. "Denn diese wird durch eine gezielte Förderung in der Schule stark inspiriert", sagt Pietzko.

(RP)
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