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Serie So Wohnt Düsseldorf Eine Frage des Blickwinkels

Düsseldorf · Im Jugendstil-Haus von Künstler und Grafikdesigner Reinhard Görs dominieren schillernde Holografie-Objekte.

 Reinhard und Brigitte Görs und Sohn Christopher sitzen gemeinsam am Tisch - im Hintergrund sind Holografie-Bilder zu sehen.

Reinhard und Brigitte Görs und Sohn Christopher sitzen gemeinsam am Tisch - im Hintergrund sind Holografie-Bilder zu sehen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Hier lebt die Kunst. Hier kann sie sich entfalten, im Spektrum des Regenbogens leuchten, mit dem Licht spielen - und mit dem Blickwinkel des Betrachters. Wenn der sich bewegt, verändern sich Farbe und Wirkung der Objekte. Erschaffen hat diese filigrane Welt der Künstler und Grafikdesigner Reinhard Görs. Er wohnt mit seiner Familie in Flingern - mittendrin im Viertel und doch irgendwie entrückt.

Wobei das mit dem Wohnen nicht so eindeutig ist. Da ist das Domizil in der Engerstraße in einem der typischen Häuser aus der Zeit des Jugendstils, zur Straßenseite ein Sockel aus groben Steinen, die Haustür wird von einem Blauregen überwuchert. In der Erdgeschoss-Wohnung und im Souterrain ist der Lebens- und Arbeitsmittelpunkt der Familie, hier haben auch der erwachsene Sohn Christopher und der Stiefvater (95) von Brigitte Görs eigene Appartements. Familienleben im weiteren Sinne. Das Paar bewohnt ums Eck noch eine zweite, kleinere Wohnung, in die es sich zurückziehen kann.

 Holografie-Objekte wie dieses sind an vielen Stellen in der Wohnung der Familie Görs zu finden.

Holografie-Objekte wie dieses sind an vielen Stellen in der Wohnung der Familie Görs zu finden.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Reinhard Görs hat in den letzten Jahrzehnten die komplette Veränderung seines Berufes als Grafikdesigner erlebt - "ich hab' ja noch mit Stift und Papier am Reißbrett gearbeitet." Längst dominiert auch bei ihm der Entwurf am Computer. Vielleicht als Ausgleich zu dieser technisierten Arbeitswelt wandte er sich vor etlichen Jahren einer Kunst zu, die stark die Sinne inspiriert: der Holografie. Letztlich funktioniert auch die mit ausgeklügelter Technik, durch die dreidimensionale Objekte auf einer eindimensionalen Platte sichtbar werden - wie bei "Die 9" über dem Esstisch - einem Wandobjekt, bestehend aus neun Quadraten, das je nach Licht und Blickwinkel in immer wieder anderen Farben plastisch leuchtet. Solche Objekte sind in jedem Winkel der Wohnung zu sehen. "Sie fördern den Spieltrieb", ist sich der Künstler sicher.

Für optimale Lichtverhältnisse sorgt in dem zentralen Raum der Wohnung ein hoher gläserner Erker, weißer Stoff, wie zufällig drapiert, schirmt vor allzu grellem Licht ab. "Als wir hier einzogen, war die Wohnung ziemlich runter gekommen", erinnert sich Brigitte Görs. Dann hatte ihr Mann die Idee mit dem Erker, den er selbst entwarf. Als sie 1983 beim Bauamt den Antrag stellten, staunte man dort über die Konstruktion, "so was gab's damals noch gar nicht." Jedes Einzelteil musste extra angefertigt werden.

Durch diese Glaskonstruktion wird der Garten ins Haus geholt, zumindest optisch. Aber was heißt hier Garten? Auf nur 120 Quadratmetern entfaltet sich in dieser Hinterhof-Idylle eine Sinfonie in Grün: Ein Weinstock aus der pfälzischen Heimat von Reinhard Görs rankt die Hauswand empor und reicht noch für eine Balkonlaube zwei Etagen höher, ein zweiter Weinstock ermöglicht selbst den Besitzern des Nachbargrundstücks eine regelmäßige Traubenernte, sie revanchieren sich mit Traubengelee. Ein Feigenbaum entfaltet Ferienstimmung (und liefert ein paar Kilo Früchte), in seiner Nachbarschaft überwintert ein Ingwer im Topf. Auf schmalem Pfad geht Brigitte Görs voraus durch ihre Wildnis, "das ist unsere Streuobstwiese", meint sie lachend und weist auf Apfel-, Kirsch- und Pflaumenbaum. Zwei rote Stühle sind der Lieblingsplatz für heiße Sommertage. Nur einen exakt geschnittenen Rasen wird man hier vergeblich suchen.

Auch aus dem Grün schimmert und leuchtet die Kunst, vom Wind in Schwingungen versetzt, durchs unterschiedliche Licht der Tageszeiten immer wieder in anderen Nuancen: In seinem Garten hat Reinhard Görs zarte Objekte gebündelt, Leichtmetallstäbe mit Hologrammen beschichtet und versiegelt - ein Zauberwald.

Ein Mal im Jahr wird es an diesem stillen Ort turbulent, wenn Familie Görs ihre Oase am "Tag der offenen Gartenpforte" mit vielen Besuchern teilt. Manche holen sich Pflegetipps, andere möchten Pflanzen tauschen - und alle finden hier Inspiration.

(RP)
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