Die Woche in den Stadtteilen Eine Welle der Feindseligkeit

Düsseldorf · Kaum eine Straße in Düsseldorf polarisiert so wie die Kölner Straße in Oberbilk. Hat sie einen besonderen, multi-kulturellen und einfachen Charme oder ist sie eine hässliche Ansammlung von Ein-Euro-Geschäften, ausländischen Imbissen und Supermärkten?

Viele Leser kommentierten diese Frage und den RP-Artikel zum Thema "Ist die Kölner Straße besser als ihr Ruf?" auf unserer Facebook-Seite mit Beiträgen wie "Da gibt es zu viele Ausländer", "Als Deutscher kann man die Straße nicht betreten", "Ist das noch Deutschland?" und "Furchtbares Volk, das da rumläuft."

Ach ja, einige Leser würden die Straße am liebsten umbenennen in "Istanbuler Straße". Dabei sind es gar nicht ausnahmslos Türken, die dort ihre Geschäfte betreiben oder wohnen. Doch für manchen Schreiber sehen südländische Menschen wahrscheinlich eh alle gleich aus: eben türkisch.

Würden der Kölner Straße in Oberbilk ein besserer Branchenmix und auch mehr Geschäfte mit hochwertigeren Waren, mehr Gastronomie, die auch zum Verweilen einlädt, gut tun? Ja. Doch sind die Migranten daran schuld, dass sie dort kaum vorhanden sind? Nein.

Die Kölner Straße in Oberbilk zeigt, wohin eine schlechte Stadtplanung, zu hohe Mietpreise und eine missglückte Integrationspolitik führen können. Dass gerade in diesem ehemaligen Industrie- und Arbeiterviertel der Anteil der Migranten hoch ist, ist verständlich. Denn die Menschen, die sich dort teilweise vor Jahrzehnten ansiedelten, hatten mit ihrem geringen Einkommen kaum eine Alternative. Und selbst die, die es sich inzwischen leisten können, werden von deutschen Immobilienmaklern und deutschen Hausbewohnern nicht immer nur mit offenen Armen empfangen.

Einer unserer Leser schrieb, dass sich an der Kölner Straße in Oberbilk der "multi-kulturelle Charme" von seiner "hässlichen Seite" zeige. Doch hässlich ist wohl eher so manche Äußerung.

Und es ist betrüblich, dass in unserer bunten und vielfältigen Gesellschaft solche diskriminierenden und menschenverachtenden Reflexe nicht längst der Vergangenheit angehören.

(RP)
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