Kolumne Auf Ein Wort Einen Bund geschlossen

Düsseldorf · Wo liegen die religiösen Bedürfnisse der Menschen in einer Großstadt wie Düsseldorf? Diese Frage zu beantworten, ist Aufgabe einer Citypastoral. Der persönliche Bezug zur und die Identifikation mit der Kirche nehmen ab. Gewohnte kirchliche Strukturen werden zerbrechlicher und die Fusionen von Pfarrgemeinden ziehen schwerwiegende Konsequenzen nach sich.

 Dominikanerpater Thomas Möller in der Andreaskirche

Dominikanerpater Thomas Möller in der Andreaskirche

Foto: Anne Orthen

Ebenfalls stellt die katholische Liturgie für nicht Wenige eine Herausforderung dar. Aber die Sehnsucht und das Bedürfnis der Menschen nach Segen, Schutz und Heil bleibt ungebrochen groß. Drei Düsseldorfer Beispiele können das gut veranschaulichen:

Eine erstaunliche Erfahrung war für uns Dominikaner das Nutzen des individuellen Segens im Rahmen der Bußandacht im Advent. Anfang Februar war die Erwartung nach einem persönlichen Segen in Form des Blasiussegens so groß, dass zusätzlich noch Mitbrüder aus dem Kloster herbeieilten, um die Schlangen nicht allzu lang werden zu lassen. Überraschend groß war auch der Zuspruch im Ritus der persönlichen Zuwendung am Aschermittwoch, wo bei der Aktion "Ashes to go" das Aschekreuz im 30-Minutentakt ausgeteilt worden ist. Presse und Fernsehen berichteten darüber. Für viele Menschen ist ein persönlicher Segen etwas ganz Besonderes: Gott kennt uns beim Namen, wir sind fest eingeschrieben in sein Buch des Lebens: Sein Segen gilt uns ganz persönlich in unseren individuellen Situationen und konkreten Lebensumständen. Wir Menschen haben eine Sehnsucht nach etwas Transzendentem, Sehnsucht nach Heil, nach Gesundheit, Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit, die Sehnsucht nach bedingungslosen Angenommen- und Geliebt-Sein, so wie wir sind. Gerade bereiten wir uns auf Ostern vor, die Erinnerung an Christi Leiden, Sterben und Auferstehen. Die Bibel erzählt die Geschichte Gottes mit den Menschen. Gott hat mit den Menschen einen Bund geschlossen und bietet sich als Gegenüber an, er bietet uns sein Du an, er kennt uns und will unseren Lebensweg mit uns gehen. Wenn wir auch nicht für jeden persönlichen Segen in die Kirche gehen können, schenkt er uns doch auch in jedem Kreuzzeichen, das wir machen, seinen Segen.

PATER THOMAS MÖLLER IST DOMINIKANER UND MITARBEITER IN DER CITYPASTORAL DÜSSELDORF.

(RP)
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