Serie: Düsseldorf wächst Auf dem Sprung zur 600.000-Stadt

Düsseldorf · Die Politiker im Rathaus werden von der Realität überholt. Während sie ein Stadtentwicklungskonzept diskutieren, das von 605.500 Einwohnern im Jahr 2025 ausgeht, müssen die Erwartungen nach oben korrigiert werden.

Zensus 2011: Düsseldorf in Zahlen
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Foto: Düsseldorf Marketing & Tourismus

Düsseldorf nimmt die Zahl 600.000 in den Blick. So viele Menschen könnten schon bald in der Landeshauptstadt leben. Vielleicht dieses, mit Sicherheit im nächsten Jahr wird diese Schwelle überschritten. Manfred Golschinski, der Leiter des städtischen Amtes für Statistik, rechnet damit, dass für 2013 um die 596.000 Einwohner im Jahrbuch notiert werden, also rund 3000 mehr als im Vorjahr.

Golschinski freut sich wie andere Stadtmanager über die Entwicklung und hält es möglich, dass die Erwartungen nach oben korrigiert werden müssen. So wird aktuell die Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzepts bis 2025 diskutiert. Es beruht auf Annahmen des Demografieberichts von 2011, der davon ausgeht, dass es in elf Jahren 605 500 Düsseldorfer gibt.

Nun geht es nicht nur um Zahlenspiele, sondern konkrete Politik: Aktuell plant die Stadt mit jährlich 1000 neuen Kita-Plätzen für unter Dreijährige, auch soll die Zahl stationärer Pflegeplätze um 1000 erhöht werden. Ein stärkeres Bevölkerungswachstum bedeutet, dass diese Bemühungen wohl noch intensiviert werden müssen.

Die positive Entwicklung vollzieht sich seit 14 Jahren. "1999 lagen wir bei 567 000 Einwohnern", bilanziert Golschinski, "seitdem haben wir 30 000 Menschen hinzugewonnen." Der Zuzug sorgte auch bereits vor Jahren in Vierteln wie der Innenstadt für Wachstum, obgleich dort kaum neue Wohnungen entstanden. "Da machten vielfach Alleinstehende Platz für Familien und zogen in kleinere Wohnungen."

Seit 1999 ist ein Plus von durchschnittlich 2143 Köpfen im Jahr zu verzeichnen. Diese Zahl dürfte steigen, denn die Stadtspitze drückt beim Wohnungsbau aufs Tempo. So wurde bei den großen Plangebieten wie Grafental hinter der Metro oder im Gerresheimer Glasmacherviertel auf Gewerbeanteile verzichtet, allein bei diesen Projekten entstehen rund 700 Wohnungen mehr als ursprünglich vorgesehen. Grafental wird mit rund 1500 Wohnungen das größte Neubaugebiet überhaupt, es fällt größer aus als das Quartier Central in Pempelfort.

Entgegen dem Trend einer schrumpfenden Gesamtbevölkerung versucht Düsseldorf, eigenes Wachstum zu generieren — was bislang eher nicht gelang. Die Stadt profitiert stark von der Bildungswanderung, den Zuzügen der 18- bis 30-Jährigen, verlor aber in den vergangenen Jahren immer noch zu viele Familien ans Umland, wo das Wohnen preiswerter ist. Vor allem die Bilanz mit der Region Mittlerer Niederrhein ist negativ. Ab 30 Jahren findet ein verstärkter Wegzug aus Düsseldorf statt, ebenso sieht es bei den älteren Mitbürgern aus. "Die Menschen leben gerne bei ihren Familien", sagt Golschinski, "wenn es Düsseldorf gelingt, die jungen Familien in der Stadt zu halten, bleiben auch die Älteren."

Dafür sieht es nun besser aus, denn es zeichnet sich laut Golschinski eine Trendwende ab: "Die Bilanz bei der Familienwanderung ist mittlerweile fast ausgeglichen, und erstmals seit langem könnte es 2013 genau so viele Geburten wie Sterbefälle gegeben haben."

Unsere Redaktion berichtet über die Aspekte der wachsenden Stadt Düsseldorf in den nächsten Wochen im Rahmen einer Serie. Wo Düsseldorf am Ende statistisch landet, ist übrigens noch mit Fragezeichen versehen. Die Volkszählung 2011, gegen die viele Städte klagen, brachte auch für die Landeshauptstadt eine moderate Differenz von 2724 Köpfen. Golschinski ist sicher, aufgrund kleinräumiger Daten qualifiziertere Ergebnisse abliefern zu können.

(RP)
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