Düsseldorf Endlich wieder Eislaufen

Düsseldorf · Beim Start in die neue Saison im Stadion an der Brehmstraße stürmte die sehnsüchtige Kundschaft aus der Region aufs Eis.

 Ein Helm schützt vor dem Aufprall auf das "härteste Eis der Region". Zum Start der Eislaufsaison tummeln sich etliche Sportler im Stadion an der Brehmstraße.

Ein Helm schützt vor dem Aufprall auf das "härteste Eis der Region". Zum Start der Eislaufsaison tummeln sich etliche Sportler im Stadion an der Brehmstraße.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Für die einen ist Frühherbst, für die anderen Spätsommer. Das kommt darauf an, ob man sich nun nach den Meteorologen, dem Wetter oder dem Kalender richten mag. Fest steht, dass es an diesem Montagnachmittag nicht schön ist. Der Himmel ist trüb, regelmäßig reißt er für einen Schauer auf und die Temperatur erfordert das Tragen einer Jacke. Saskia Stephan und Rachel Karg ist das ziemlich egal. Ihnen könnte auch die Sonne Schweißperlen auf die Stirn treiben, sie würden trotzdem an der Brehmstraße stehen und warten. Sie warten streng genommen schon seit fünf Monaten. Da hat das letzte Eisstadion zugemacht. Und jetzt macht das erste wieder auf. Endlich Eislaufen.

 Eismeister Martin Ullmann auf der Präpariermaschine: Sieben Minuten dauert es, bis er die Fläche wieder geglättet hat.

Eismeister Martin Ullmann auf der Präpariermaschine: Sieben Minuten dauert es, bis er die Fläche wieder geglättet hat.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Saskia ist 21 Jahre alt und kommt aus Mönchengladbach, Rachel ist 20 und aus Mettmann. Das Eisstadion an der Brehmstraße öffnet erst in einer halben Stunde, aber sie waren so sehnsüchtig, dass sie einfach früher losgefahren sind. Ihre Schlittschuhe tragen sie unter den Armen, ihre Leidenschaft für das Eis im Herzen. "Wir können es einfach nicht erwarten", sagt Rachel und es ist eigentlich gar nicht notwendig, dass sie es sagt. Es ist offensichtlich. Die beiden sind nach Düsseltal gefahren, weil sie keine Eishalle in der Region kennen, die früher öffnet. Als es dann losgeht, setzen die Freundinnen ihre Kopfhörer auf, düsen los und lachen dabei.

Sie bewegen sich dabei auf 150 000 Litern gefrorenem Wasser. Eine Woche hat es gedauert, bis das Team des Eisstadions die gut 1800 Quadratmeter große Fläche präpariert hat. Eismeister Matthias Heinzerling erläutert, dass das alles gar nicht so einfach ist. "Am Tag kriegen Sie höchstens fünfmal die Halle geflutet", sagt er. Also gießen sie das Wasser Schicht für Schicht auf die Betonfläche, im Halb-Zentimeter-Takt. Untendurch fließt durch ein Gewinde aus dutzenden Rohren mit Ammoniak. Bei minus 12 Grad wird es in die Rohre gegeben, lässt so das Wasser gefrieren und kommt schließlich bei plus 100 Grad aus diesem Kreislauf wieder heraus. "Das ist wie ein riesiger Kühlschrank", sagt Heinzerling.

Kurz nach dem Beginn der Eislaufsaison ist das Oval schon gut belegt. Cedric Berger ist auch darauf unterwegs, macht gerade aber eine kurze Pause. Seit dem er sechs Jahre alt ist, kommt der 22-jährige Düsseldorfer ins Stadion an der Brehmstraße. Dreimal die Woche dreht er hier seine Runden, läuft sich den Stress von der Arbeit aus dem Kopf und trifft seine Freunde. "Das macht eine Menge Spaß hier", sagt er. "Nach so vielen Jahren kennt man sich untereinander." Dann geht er wieder aufs Eis, seinen vorherigen Sturz hat er verdaut.

Auch die zehnjährige Annika ist mit ihrer Mutter gekommen und dreht nun zu den Melodien der neuen Bravo-Hits-CD ihre Runden. Herrlich findet sie das, deswegen darf man sie auch nicht so lange dabei stören. Natürlich hat sie sich auf den Saisonstart gefreut. Genau wie die siebenjährige Noemi, die mit Opa Adam ins Stadion Brehmstraße gefahren ist. Ihr Opa ist etwas skeptisch, doch Noemi hat ihn fest an der Hand und fast sieht es so aus, als führe sie ihn aufs Eis und nicht umgekehrt.

Minus sieben Grad ist das Eis kalt. In der Halle ist es wärmer, weil sie an den Seiten offen ist und das Wetter von Außen hineindrängt. Es ist eine unwahrscheinliche Energie, die es braucht, um das fünf bis sieben Zentimeter dicke Eis in seinem Aggregatzustand zu halten. "Das Eis ist extrem hart hier. Härter als in den Eishallen in Duisburg oder Dinslaken", sagt der Eismeister Matthias Heinzerling. "Wir sparen nicht an Energie", lacht er. Schließlich spielen ja auch die DEG-Nachwuchsmannschaften im Stadion. Die Profis haben selbst das Training in den ISS-Dome verlegt.

(RP)
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