CC-Streit in Düsseldorf Eitelkeit und Neid schüren Vereinskrach

Düsseldorf · Die Eskalation im Carnevals Comitee (CC) ist kein Einzelfall. Auch bei den Düsseldorfer Jonges, der Fortuna oder in anderen Vereinen kracht es immer wieder gewaltig. Was oft fehlt, ist die Fähigkeit zum Kompromiss.

Düsseldorf: Karnevalisten suchen neuen CC-Präsidenten
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Außen hui, innen pfui: Während alle Welt dachte, die Karnevalisten haben eine tolle Session hingelegt und nun klopfen sie sich im CC-Vorstand gegenseitig auf die Schultern, wurde dort eine gallige Suppe angerührt. Nur Insider wussten, dass es im Vorstand des Carnevals Comitees einen Zwist gab - der sich am Ende in den Rücktritten von Josef Hinkel, Christoph Joußen und Markus Plank explosiv entlud. Kein Einzelfall: Warum kommt es immer wieder in den - meist männlich dominierten - Vereinen zu solchen Streitereien und Eskalationen?

Peter Frymuth ist seit Jahrzehnten Funktionär, war zehn Jahre Fortuna-Präsident und ist nun DFB-Vizepräsident. Er kennt die Höhen und Tiefen des Vereinslebens. "Natürlich geht es oft um Eitelkeiten", sagt er. Auseinandersetzungen in der Sache seien in einem Vorstand meist nicht das Problem. Schwierig könne es werden, wenn Leute, die nach vorne marschieren, den ein oder anderen vor den Kopf stoßen. "Dann kann es zu Revanchekämpfen kommen."

 Keiner weiß es, denkbar wär's: Ob "Die Streitenden" in der Altstadt, eine Skulptur von Karl Henning Seemann, auch gemeinsam in einem Verein waren?

Keiner weiß es, denkbar wär's: Ob "Die Streitenden" in der Altstadt, eine Skulptur von Karl Henning Seemann, auch gemeinsam in einem Verein waren?

Foto: Bretz

Laut Frymuth spielen bei den Streits nicht selten Profilneurosen eine Rolle, die unangenehme Folgen haben können. Vor allem, wenn sich Intrigen ausbreiten. "Im Rahmen eines Machtspiels schieben die Strategen diese Profilneurotiker gerne nach vorne." So etwas hat im Karneval Peter König erlebt Er war der Prinz des Jahres 2001 und wurde gleich nach der Session Chef der Prinzengarde Rot-Weiss - und musste schon bald wieder gehen. "Manchmal wird man in einen Streit hineingezogen, bei dem jemand mit irgendjemandem noch etwas abrechnen möchte."

Für Frymuth ist entscheidend: "Das Führungsteam muss passen und eine relativ breite Basis gemeinsamer Überzeugungen haben." Sonst seien in einem Vorstand auf der Mittelstrecke, "also nach ein bis drei Jahren", die Konflikte programmiert. Der aktuelle CC-Vorstand unter Hinkel amtierte seit drei Jahren.

Fortuna hat mit seiner Chefetage oftmals zweitklassig gespielt. Da gab es den Präsidenten, die sich gerne vor seinem Autohaus fotografieren ließ: Jürgen Hauswald, der auch wegen "selbstherrlicher Amtsführung" zurücktreten musste. Oder jenen, der in Frymuths Augen "aus der Bahn geworfen wurde" und dem Verein mit dem Verkauf der TV-Rechte mehr schadete als nutzte (Helge Achenbach).

Grünen-Bürgermeister Günter Karen-Jungen hat in Führungsämtern in Politik und Fußball (als Fortuna-Aufsichtsrat) viele Erfahrungen gesammelt. Individuelle Ansprüche und der Wunsch, die eigene Wertigkeit möge steigen, können in seinen Augen das Ziel, das die Mitglieder zunächst eint, gefährden. "Damit das Miteinander klappt, braucht man in jedem Vorstand jemanden, der die Dinge erkennt, Kompromisse formuliert und die Autorität hat, sie durchzusetzen."

Damit ist er ziemlich nah bei Andrea Tackenberg. Sie berät bei der Diakonie Familien, die in Trennung und Scheidung leben, und bietet ihnen eine Mediation an. Die empfiehlt sie auch den Streitenden des CC: Beide Seiten sollten bereit sein, sich in Anwesenheit einer neutralen Person an einen Tisch zu setzen und ihre Interessen und Wünsche zu formulieren - und sie rät dazu, Kompromisse einzugehen. "Keine Lösung ohne Kompromisse." In ihrem Arbeitsalltag geht es innerhalb der Eheleute oft um Ängste vor Verlust, um Kontrolle, Macht, Besitzstandswahrung. "Man muss genau sagen, um was es einem geht."

Die will nun auch der Männerclub der Düsseldorfer Jonges erreichen. Dort zerfleischte sich 2012 der Vorstand unter Detlef Parr, mitten im Jubiläumsjahr siegten Neid und Missgunst über das Vereinswohl. Vorzeitige Rücktritte des gesamten Vorstandes wurden erzwungen, die Jubiläumsfeier in der Tonhalle musste abgesagt werden. "Da hätten die sieben Vorstände überlegen müssen, was sie tun." Jetzt soll in Konfliktfällen eine Mediation durch den Ehrenrat in der Vereinssatzung festgeschrieben werden, damit sich ein solches Fiasko nicht noch einmal wiederholt.

(RP)
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