Düsseldorf Elbers und Geisel im Spontan-Duell

Düsseldorf · Eine direkte Auseinandersetzung zwischen den OB-Kandidaten Dirk Elbers (CDU) und Thomas Geisel (SPD) sollte es vor der Stichwahl nicht mehr geben. Auf der Bühne des Christopher Street Day kam es überraschend doch dazu.

Spontan-Duell beim CSD zwischen Elbers und Geisel
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Die Aufforderung zum Duell seines Herausforderers Thomas Geisel (SPD) hatte OB Dirk Elbers (CDU) eigentlich abgelehnt - dann nutzte er aber doch die Gelegenheit: Bei der Abschlusskundgebung des Christopher Street Day (CSD), des schwul-lesbischen Demonstrationstags, trafen sich die beiden Wahlkämpfer um das OB-Amt zum spontanen Schlagabtausch.

Der fiel nicht allzu hart aus. Denn in einigen Punkten waren sich die Kontrahenten bei den Fragen des Journalisten Andreas Vollmert doch einig: So wollen beide nicht den CSD direkt mit städtischen Geldern unterstützen - auch wenn diese Veranstaltung (ebenso wie Rosenmontagszug und große Kirmes) wegen der strengen Auflagen nach dem Loveparade-Unglück mehr Ausgaben hat. Beide betonten die Liberalität, Toleranz und Vielfalt Düsseldorfs, zu der auch die schwul-lesbische Gemeinde zähle. Geisel versicherte, dass er - sollte er bei der Stichwahl am 15. Juni zum OB gewählt werden - wie Elbers die Schirmherrschaft für den CSD übernehmen werde.

An dieser Stelle endeten die Gemeinsamkeiten: Denn der SPD-Mann versprach, am Rathaus zum Jahrestag des CSD die Regenbogenfahne zu hissen. Elbers lehnt das ab, will diese Fahne so wie alle anderen Jahrestags-Flaggen nur am Burgplatz zulassen.

Mit seinem Wahlergebnis von 46,1 Prozent beim ersten Wahlgang am 25. Mai (Geisel 37,9 Prozent) zeigte sich Elbers zufrieden, kritisierte jedoch die Wiedereinführung der Stichwahl: "Das kostet viel Geld", sagte er mit Blick auf die 600 000 Euro, die die Stadt für den Wahlgang ausgeben muss. Weder bei Bundestags- noch bei Landtagswahlen gebe es für einen Sieg die Vorgabe, die absolute Mehrheit zu erreichen. Vollmert zählte Geisels Karrierestationen auf - Manager bei der Treuhand, bei Ruhrgas, jetzt selbstständiger Rechtsanwalt - und fragte provokant: "Warum wollen Sie OB werden? Haben die keinen Besseren gefunden in der SPD?" Geisel machte seine Lust deutlich, in einer so spannenden Stadt wie Düsseldorf gestalten zu wollen, gab sich kämpferisch und versprach als OB "einen anderen Führungsstil".

Auf die Frage, ob er im Rathaus "wie in einem goldenen Käfig" lebe und dabei Wohnungslose und die armen Ruhrgebietsstädte aus dem Blick verliere, antwortete Elbers, dass man in einer an Einwohnern wachsenden Stadt nicht alles zubauen dürfe, sondern auch Freiflächen brauche. Wohin es führe, wenn man über Schulden Politik mache, zeigten die Probleme der Städte in der Nachbarschaft. Geisel konterte, unter der schwarz-gelben Regierung im Düsseldorfer Rathaus seien viel zu wenige Wohnungen gebaut worden. "Grundstücke wurden zu Höchstpreisen verkauft", deshalb sei nur Wohnraum im Luxus-Segment entstanden. Die Stadt müsse endlich die Mittel für öffentlich geförderten Wohnraum komplett vom Land abrufen.

So lief das TV-Duell zwischen Elbers und Geisel
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Im Publikum waren viele Unterstützer Geisels, hielten Flugblätter hoch und störten Elbers' Antworten mit Trillerpfeifen. Er selber organisiere so etwas nicht, sagte der Amtsinhaber nach dem Auftritt, "dafür bin ich zu ehrlich". Beide Kandidaten waren von ihren Ehefrauen begleitet worden, Geisel auch von vier seiner fünf Töchter. Eine lockere Atmosphäre herrschte bei der Vorbesprechung hinter der Bühne. Die Kontrahenten saßen zusammen an einem Tisch. "Ich will es mir mit keinem von beiden verscherzen", sagte Mit-Veranstalter Kalle Wahle. Man lachte gemeinsam, der frühere SPD-Ratsherr Alfred Syska kraulte Elbers, mit dem ihn eine Freundschaft verbindet, zur Begrüßung am Hinterkopf. Und Geisels Tochter Antonia ließ es sich nicht nehmen, Elbers persönlich kennenzulernen. Das Mädchen gab dem großen Mann die Hand, stellte sich vor. Wie sie es fand? "Toll", sagte die Neunjährige.

(RP)
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