Düsseldorf Eltern kämpfen um Wunschgymnasien

Düsseldorf · Obwohl es in Gerresheim zwei Gymnasien gibt, kommen Kinder aus dem Stadtteil nicht zum Zug - und bekommen sogar Benrath als Alternative vorgeschlagen. Auch andere Schulen weisen Kinder ab. Eltern ringen nun um Restplätze.

 Michaela Schwierz hat für ihren Sohn Vincent (10) keinen Platz auf den Gerresheimer Gymnasien bekommen.

Michaela Schwierz hat für ihren Sohn Vincent (10) keinen Platz auf den Gerresheimer Gymnasien bekommen.

Foto: Anne Orthen

Der Wettbewerb um die Plätze an den beliebtesten Gymnasien sorgt für Frust und Ärger. Besonders angespannt ist die Lage etwa in Gerresheim. Eltern aus dem Stadtteil beklagen, dass sie Absagen bekommen haben - obwohl es sogar zwei Gymnasien vor Ort gibt. Nun müssen sie sich kurzfristig für eine der weniger beliebten Schulen in anderen Teilen der Stadt entscheiden. Am Mittwoch beginnt die zweite Anmelderunde. Als Alternative nennt die Stadt unter anderem die Gymnasien in Benrath - am anderen Ende der Stadt. "Es hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen, dass wir hier rausmüssen", sagt Kerstin Bangen.

Für die Mutter aus Gerresheim war immer klar, dass ihr Sohn einen Platz auf dem Gymasium Am Poth oder dem fast benachbarten Marie-Curie-Gymnasium bekommt. Die Familie wohnt wenige Gehminuten entfernt, der Sohn hat in Gerresheim bereits die Kita besucht. Gemeinsam mit Klassenkameraden sollte er nun wechseln. "Ich kenne die anderen Schulen nicht einmal", sagt Bangen. Die abgelehnten Eltern stünden jetzt unter besonderem Druck, meint Bangen, schließlich konkurrierten sie mit allen anderen, die mit ihren Wünschen gescheitert sind, etwa vom Humboldt- oder Cäcilien-Gymnasium. Gerüchteweise haben Gymnasien sogar schon Restplätze verteilt, obwohl die Anmelderunde noch bevorsteht.

Auch Michaela Schwierz hatte ihren Sohn Vincent bei den beiden Gerresheimer Gymnasien angemeldet. Sie fragt sich, warum die Schulen erst Gespräche mit Eltern führen, wenn die Plätze dann doch verlost werden - und das ohne Blick auf den Schulweg. Sie weiß von Eltern aus Flingern, die berücksichtigt wurden, während Kinder aus dem Stadtteil mindestens zum Rückert-Gymnasium nach Rath pendeln müssen. Weil Vincent keinen Platz hat, muss zudem sein jüngerer Bruder bangen, da der Geschwisterbonus nicht gilt. "Das kann doch nicht das richtige Verfahren sein." Was Schwierz auch ärgert: In dem Schreiben der Stadt heißt es, die Schulleitungen stünden vor der Anmeldung am Mittwoch für Fragen zum Profil ihrer Schulen zur Verfügung. "Die Absage kam aber ausgerechnet einen Tag vor Altweiber."

Bei der Stadt weiß man um den großen Andrang auf manche Schulen. Die in Gerresheim gehören dazu, sagt der Leiter Schulbau, Florian Dirszus. Sie müssten ein weites und wachsendes Gebiet weit über den Stadtteil hinaus abdecken - von Knittkuhl bis zu Teilen von Vennhausen. Für das Poth gab es 168 Anmeldungen auf 145 Plätze, für das Marie-Curie-Gymnasium 126 auf 116 Plätze. Da mehr als 80 Prozent der Kinder eine uneingeschränkte Gymnasialempfehlung haben, fällt dieses Kriterium für eine Auswahl aus, sagt Dirszus. Also entscheidet das Los. "Der Wohnort darf laut Gesetz kein Kriterium sein." Dies gelte nur für Grundschulen.

Abhilfe sollen die hohen Investitionen in den Schulbau bringen, auf die sich der Stadtrat verständigt hat. Im Neubaugebiet Grafental ist ein neues Gymnasium geplant, um den Engpass im Osten zu beheben, an anderen Schulen helfen Container vorerst. Im Gegensatz zu früher reiche zumindest die Gesamtzahl der Gymnasialplätze aus, sagt Dirszus. "Jeder, der einen Platz will, bekommt einen, wenn auch nicht immer auf der Wunschschule."

(arl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort