Nach Amoklauf von Winnenden Entsetzen bei Sportschützen

Düsseldorf · Es war die Waffe eines Sportschützen, mit der die Morde in Winnenden verübt wurden. Die Sportler in Düsseldorf sind betroffen, sagen aber auch: "Schärfere Gesetze brauchen wir nicht, die bestehenden reichen aus."

Mit Betroffenheit reagieren die Düsseldorfer Sportschützen auf den Amoklauf von Winnenden. Trotzdem können viele der Sportler die Forderungen der Politik nach schärferen Waffengesetzen nicht nachvollziehen.

"Wir möchten doch nur unseren Sport ausüben", sagt Jessica Mager, die für den Post-Sportverein in Gerresheim seit fünf Jahren an Wettkämpfen teilnimmt. Die 20-Jährige schießt seit ihrem zwölften Lebensjahr und ist einer der Stars des Sportvereins.

Auch Manfred Hellebrandt, Vorsitzender der Scheibenschützengesellschaft Wilhelm Tell hält Verschärfungen des Gesetzes, wie zuletzt von Kanzlerin Angela Merkel vorgeschlagen, für nicht zielführend. "Die Gesetze reichen aus, schon die Änderung 2003 hat Einschränkungen gebracht. Gerade in Düsseldorf wird von der Polizei sehr genau geprüft, ob die Vorschriften eingehalten werden."

27.000 Waffen in der Stadt

1255 Sportschützen schießen in den Vereinen, insgesamt sind 27 000 Waffen bei der Polizei gemeldet, die sich auf rund 6000 Waffenbesitzer verteilen, darunter auch Jäger. "Wir sprechen viel über Winnenden. Viele Sportler sind entsetzt", sagt Manfred Welbers von den Sportschützen des Post-Sportvereins. Den Amoklauf hält er für einen " klaren Fall von Versagen". Der Vater des Amokläufers, selbst Sportschütze, habe die Waffe nicht richtig aufbewahrt.

Dennoch halten Welbers, Mager und Hellebrandt die Gesetze für ausreichend. Um sie durchzusetzen, setzen die Vereine auf Aufklärung. Vereinsmitglieder werden regelmäßig über Gesetzesänderungen informiert, neue Mitglieder aufgeklärt. Wer eine Waffenbesitzkarte haben möchte, muss unter anderem bei einer Prüfung Sachkenntnis nachweisen.

Neu-Schützen müssen ein Jahr lang Mitglied in einem der Vereine sein, bevor der Antrag auf einen Waffenbesitzschein befürwortet wird. "Wir möchten uns nicht missbrauchen lassen, wenn einer nur eine Waffe haben möchte", sagt Welbers.

Ob die Mitglieder ihre Waffen tatsächlich so unterbringen, wie vom Gesetz gefordert, ist kaum zu prüfen. Im Post-SV selbst werden die Waffen eingeschlossen. Da es sich bei dem Schießstand um ein unbewohntes Gebäude handelt, gilt eine Zusatzvorschrift. "Wir entfernen bei jeder Waffe den Verschluss. Der wird in einem weiteren Tresor aufbewahrt und ist unmöglich der Waffe zuzuordnen." Auch Magers bewahrt ihre Gewehre dort auf.

Die Polizei prüft bei jedem Einzelfall, ob die vorgeschriebene Aufbewahrung möglich ist. "Wer eine Waffenbesitzkarte haben möchte, muss nachweisen, dass er den entsprechenden Schrank zu Hause hat", erklärt Polizeisprecher André Hartwich. Pro Jahr erteilen die Beamten 80 bis 100 Mal Bußgelder wegen Ordnungswidrigkeiten im Bereich des Waffenrechts. Die Anzahl gemeldeter Waffen ging in den vergangenen Jahren zurück. "Nach den Gesetzesänderungen 2003 wurden viele Waffen abgegeben, weil die Aufbewahrung schwieriger wurde", sagt Hartwich.

(RP)
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