Fit für den Frühling Erste Hilfe für den Stadtbalkon

Düsseldorf · Langsam kommt er doch noch: der Frühling. Zeit, auch den Stadtbalkon wieder zum Leben zu erwecken. Wir erklären, wie man auch bei wenig Platz mit ein paar Deko-Tricks triste Außensitze aufpeppt.

So wird der Balkon fit für den Frühling
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Der Patient ist recht schmalbrüstig: Nicht einmal einen Meter ragt der Balkon in den Hinterhof einer Düsseldorfer Stadtwohnung hinein. Und obwohl er mit knapp vier Metern relativ breit ist und dank seiner Ausrichtung viel Sonne bietet, blieb der Vorbau bisher ungenutzt: Der Mieter der Wohnung wusste mit seinem "Balkonschlauch" nichts anzufangen.

Zu eng für einen Tisch. Zu schmal für große Blumentöpfe. Der Boden in tristem Betongrau, die weiß getünchte Wand langweilig-karg. Für den Mieter: ein Problembalkon. Für Marion Schouten: eine einfache Aufgabe. Die Floristin und Dekorateurin macht den gemauerten Patienten fit für den Frühling - und gibt Tipps, wie sich kleine Stadtbalkone in Szene setzen lassen.

"Wer seinen Balkon verschönern will, sollte einen Plan haben", sagt die 34-Jährige: "Welcher Stil soll es werden? Welche Farben? Wie ordnet man Pflanzen in Töpfen an?" Da kleine Balkone schnell überladen wirken, rät Schouten, die auf ihrem Youtube-Kanal "Flowers by Schouten" in Kurzvideos Themen rund um Pflanzen-Dekorationen erklärt, keine Töpfe auf den Boden zu stellen.

"Der Clou bei kleinen Balkonen ist: hängen", sagt Schouten. Blumenkästen lassen sich mit Haken am Geländer befestigen. Wer einen überdachten Balkon hat, lässt Blumenampeln von der Decke baumeln. Bei freien Balkonen kann man sie an Sichtschutzwände oder Blumenkästen hängen.

Für den Beispiel-Balkon schlägt sie eine Bambus-Leiter vor, die - vor die Trennwand zum Nachbarn gestellt - nicht nur gut aussieht, sondern auch als überdimensionaler Haken für Pflanztöpfe und Deko-Elemente dient. Eine kleine, in Naturtönen geflochtene Sichtschutzwand stellt sie an die gegenüberliegende Balkonseite, um auch daran Übertöpfe anzubringen.

"So hat man viel Platz für Pflanzen, aber den Balkon nicht vollgestellt." Außerdem sehr angesagt und praktisch seien Metallständer für Töpfe. "So hebt man Kübel vom Boden weg und hat einen luftigeren Gesamteindruck." Mit vier kleinen, obstkistenartigen Balkonkästen und einigen Pflanztöpfen schafft die Expertin noch mehr Raum für Hornveilchen, Vergissmeinnicht, Bellis und Primeln.

Vor dem großen Auftritt gibt's für die Pflanzen eine Generalprobe: "Man sollte sie erst einmal anordnen, bevor man sie einpflanzt. So kann man gut sehen, ob einem die Arrangements gefallen - und im Zweifel noch mal umdekorieren." Erst wenn alles passt, werden die Pflanzen in die Blumenerde gesetzt. Eine Schicht aus Tongranulat bildet die Basis in den Töpfen, um Staunässe aufzufangen.

Einen grünen Daumen braucht kein Balkon-Bepflanzer zu haben, sagt der Kerkener Gärtnermeister Tristan Heinen-Biszjak. "Bei dieser Art der Bepflanzung sind wir grundsätzlich im Bereich ,Pflegeleicht' unterwegs", sagt er. "Man sollte bei den Frühjahrsblühern die Düngung der Erde noch mal ein bisschen unterstützen und einmal wöchentlich etwas nachdüngen, wenn der Nachtfrost vorbei ist und die Temperaturen um die 10 bis 15 Grad liegen." Dann blühten Bellis, Primeln, Hornveilchen und Co. üppiger nach.

"Es hilft auch, verblühte Blüten frühzeitig aus den Kästen zu nehmen, um Schimmelbildung vorzubeugen." Gärtnermeister Heinen-Biszjak ist das Video-Gesicht der Pflanzen-Initiative "Blumen - 1000 gute Gründe". Die von der in Straelen ansässigen Erzeuger-Genossenschaft Landgard ins Leben gerufene Initiative will vor allem jüngere Menschen für Pflanzen begeistern. In Internet-Clips vermittelt er unkompliziert Pflanzenwissen.

Unerfahrenen macht er Mut: "Vor allem die Frühjahrsblüher sind echte Anfängerpflanzen." Wer jetzt pflanze, habe bis Mitte, Ende Juni schöne Blumen - vorausgesetzt, sie bekämen genug Wasser. Seine Faustregel: "Wenn der obere Erdhorizont trocken wird, kann man langsam mal wieder nachgießen." Für blühende Pflanzen empfiehlt Heinen-Biszjak ein halbschattiges bis sonniges Plätzchen; Gräser oder Efeu könnten auch dunklere Balkons vertragen. Ab Juni könne man den Balkon mit neuen Blühern wie Geranien, Margeriten oder Petunien verschönern. Wichtig sei zudem, bei der Bepflanzung an Wildbienen und Insekten zu denken, um ihnen Nektarquellen zu bieten.

Die beliebtesten Balkonpflanzen im Frühjahr seien, meldet die Erzeuger-Genossenschaft Landgard mit ihren 3200 Mitgliedern, Veilchen, Primeln, Nelken, Bellis und Ranunkeln. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Laufende Wirtschaftsrechnungen 2016) gibt jeder Haushalt pro Monat 20,28 Euro für "Gartenerzeugnisse und Verbrauchsgüter für die Gartenpflege" aus. 16,27 Euro für Pflanzen und Blumen.

Marion Schouten setzt in Kästen und Töpfen auf "Viel hilft viel" und ordnet die Pflanzen dicht an dicht. "So wirken sie einfach noch besser", findet sie. Die Pflanzen bringen Leben auf den einst tristen Balkon, für den die Dekorateurin Türkis- und Rosatöne als Farbbasis gewählt hat. "Schwere Materialien wie Terrakotta und Holz und dunkle Töne lassen einen kleinen Balkon noch kleiner wirken", warnt sie und versteckt den grauen Betonboden unter einem hell-gemusterten Außenteppich.

In Deko-Elementen wie Windlichtern und Sitzkissen finden sich Varianten der Farben des Gestaltungskonzepts wieder. Auf einen Tisch verzichtet Schouten: "Man kann stattdessen die Brüstung des Balkons nutzen." Der einstige Problembalkon ist nun ein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Und das ist es, worauf zu achten ist, sagt Schouten: "Man muss den Balkon als Vergrößerung der Wohnung ansehen: Er sollte für einen selbst schön sein - und nicht, um die Nachbarn zu beeindrucken."

(RP)
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