Mitarbeiter sollen nur noch beraten Erste Sparkassen-Filiale ohne Schalter

Düsseldorf · An der Ostendorfstraße steht die erste Stadtsparkassen-Filiale, bei der fast alle Kassengeschäfte nur noch an Automaten getätigt werden: Ein- und Auszahlungen, Münzgeld, Überweisungen, Scheckgutschriften. Die Zahl der Mitarbeiter bleibt. Diese sollen mehr Beratung anbieten.

 An dem neuen Cash-Recycler können Kunden Geld einzahlen. Unter dem Bildschirm liegt das silberne Fach, in das das Geld gesteckt wird.

An dem neuen Cash-Recycler können Kunden Geld einzahlen. Unter dem Bildschirm liegt das silberne Fach, in das das Geld gesteckt wird.

Foto: RP, Achim Hüskes

Für die Kunden ist es nur ein weiterer kleiner Automat, der in der Stadtsparkassenfiliale an der Ostendorfstraße steht. Für die Stadtsparkasse aber ist der kleine Apparat ein Quantensprung, denn die jetzt vier Automatenplätze in Düsseltal übernehmen ab sofort fast alle bisherigen Kassengeschäfte. In der Düsseltaler Filiale kann an Automaten nicht nur Geld ausgezahlt werden. Hier kann ebenso Geld eingezahlt werden — und zwar auf ein Girokonto ebenso wie auf ein Sparbuch.

Die Mitarbeiter sollen künftig vor allem Bankberatung für den Kunden bieten: zum Beispiel für Kredite, Finanzierungen, Kapitalanlagen, sagt Stadtsparkassenvorstand Andreas Goßmann. Eins sei aber klar: "Es wird keine Reduzierung der Mitarbeiterzahl geben. Die Mitarbeiter werden statt im Kassengeschäft in der qualifizierten Beratung tätig sein." Derzeit hat die Stadtsparkasse Düsseldorf insgesamt 2170 Mitarbeiter. Doch die Stadtsparkasse drückt auf die Tube: In drei bis fünf Jahren sollen alle 71 Filialen in Düsseldorf so automatisiert sein wie die in Düsseltal.

An den Automaten gibt es nun drei neue Möglichkeiten: An dem so genannten Cash Recycler (Ein- und Auszahler) können Kunden selbstständig Geld in Form von Scheinen einzahlen. Das wird dem Girokonto sofort gutgeschrieben. Es kann aber auch Geld auf ein Sparbuch eingezahlt werden. Das Prozedere: Der Kunde geht mit dem Sparbuch an den Schalter, bekommt eine so genannte Wildcard mit einem Chip, auf den der Betrag geladen wird. Der Kunde schiebt anschließend die Wildcard in den Automaten und das Geld wird gut geschrieben. Der Cash-Recycler spuckt eine Quittung aus, und mit der lässt man sich am Schalter den Betrag ins Buch eindrucken.

Ein zweiter neuer Automat für Privatkunden ist das Münzeinzahlgerät. Bis zu 200 Euro pro Kunde und Tag können dort hineingesteckt werden und werden dem Konto gutgeschrieben.

Die dritte Möglichkeit: Privatkunden können sich Beträge in Form von Münzgeld vom Girokonto abheben.

Fazit: Alle herkömmlichen Kassengeschäfte werden automatisiert. Alles kann 24 Stunden am Tag erledigt werden. Das Bild des alten Kassierers am Schalter ist damit passé, sagt auch Goßmann. Damit wird die Filiale der Zukunft, wie sie in Düsseltal exemplarisch steht, mehr und mehr "bargeldlos". Durch die Automatentechnik liegt nirgends mehr Bargeld in Fächern zur Auszahlung bereit. Einzig im Tresor liegt gesichert das Geld. Und jede Auszahlung an Kunden muss über einen Code einzeln angefordert werden. Dabei gilt das Prinzip: Umso höher die Summe, umso länger dauert die Freigabe der Scheine. Die Banken erhoffen sich, dass dadurch Banküberfälle der Vergangenheit angehören. Das erhöhe den Schutz für Mitarbeiter und Kunden.

Doch auch wenn Automaten die Schalterarbeit der Mitarbeiter fast gänzlich übernehmen, betont Goßmann: "Wir werden auch weiter allen Kunden zur Seite stehen, wenn sie den Service an den Automaten wünschen", verspricht Goßmann. Aber auch er weiß: Meist die ältere Generation nimmt den Service in Anspruch. In einigen Jahren werden alle Kunden mit Automaten und PC aufgewachsen sein, so dass die vollautomatisierte Bankfiliale normal ist und kaum noch einer Hilfe oder gar Service verlangt.

Dieser Trend ist bei allen Banken zu sehen. Die Volksbank Düsseldorf/Neuss setzt ebenfalls auf Automaten — aber auch auf Menschen. "Wir setzen aber vor allem auf Service und Beratung beim Kunden." Bargeldlos ist die Volksbank in ihren 23 Filialen bereits. Nur in der Hauptstelle in Neuss gibt's noch Bargeld am Schalter. Die Deutsche Bank setzte ebenfalls auf Automaten, "damit ausgebildete Bankberater nicht Kontoauszüge ausdrucken müssen", sagt Sprecherin Anke Veil. Die Beratung stehe im Vordergrund, und die werde durch keinen Automaten ersetzt.

(RP)
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