Würdigung des verstorbenen OB Erwin-Platz am Kö-Bogen?

Düsseldorf · Parteiübergreifend sind sich alle einig, dass eine Straße oder ein Platz nach dem verstorbenen Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) benannt werden soll. Dies jedoch erst zu gegebener Zeit. Die FDP plädiert für eine Benennung im Rahmen der Neugestaltung der Innenstadt.

Eineinhalb Jahre nach dem Tod von Joachim Erwin (CDU) gibt es in der Politik Einigkeit darüber, dass das frühere Stadtoberhaupt mit einem Straßen- oder Platznamen gewürdigt werden, dies aber nicht übereilt geschehen soll. "Wir werden es zu gegebener Zeit machen, wenn sich etwas Passendes ergibt", sagt Dirk Elbers (CDU), Erwins Nachfolger im Amt.

Er verweist auf die früheren OB Klaus Bungert (SPD) und Peter Müller (CDU), nach denen erst 2008, mehrere Jahre nach ihrem Tod, Straßen benannt worden waren. Dies soll in Erwins Fall, so Elbers, auf jeden Fall in der Innenstadt geschehen. Etwas Konkretes habe er jedoch noch nicht im Blick.

Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) plädiert auch für eine Würdigung Erwins "mitten in der Stadt". Sie wolle zwar nicht eine Diskussion auslösen, wie direkt nach Erwins Tod, als der CDU-Landtagsabgeordnete Olaf Lehne sich stark dafür gemacht hatte, die Flughafenbrücke umzubenennen. "Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass sich im Zuge des zweiten Bauabschnitts des Kö-Bogens ein passender Platz findet", sagt die Liberale.

Beim zweiten Teil des Kö-Bogens soll die Hochstraße Tausendfüßler abgerissen, der Verkehr durch Tunnel geleitet und die Oberfläche neu bebaut und gestaltet werden. Strack-Zimmermann hofft, dass sich eine breite Ratsmehrheit auf einen Vorschlag einigen wird.

Das ist auch im Sinne von Markus Raub, dem Chef der SPD-Ratsfraktion: "Es wäre pietätlos, wenn solch eine Debatte öffentlich ausgetragen würde", sagt Raub. In diesem Punkt stimme er mit Erwins Vermächtnis überein, in dem der frühere OB gefordert hatte, man solle sich nicht über eine Straße oder einen Platz für ihn streiten (siehe Info-Kasten). Grundsätzlich steht Raub einer solchen Benennung offen gegenüber: "Es sind ja nach vielen anderen Oberbürgermeistern Straßen benannt worden. Aber das pressiert doch nicht."

Ähnlich argumentiert auch Norbert Czerwinski von den Grünen. Erwin sei eine prägende Figur für Düsseldorf gewesen, eine Würdigung deshalb auch konsequent. "Aber ein bisschen Abstand zur aktiven Zeit ist gut, das hatten wir bei den anderen auch." Ein Teil der Theodorstraße am ISS Dome im Stadtteil Rath sei dafür denkbar, sagt Czerwinski. Seiner Ansicht nach gibt es jedoch Namen, die dringlicher zur Benennung anstünden. "Zum Beispiel Joseph Rossaint", sagt Czerwinski. Der frühere Reichs-Kaplan der Marienkirche an der Oststraße sei in einem Schauprozess von den Nationalsozialisten verurteilt worden und soll nun geehrt werden.

Wenig politische Befürworter findet nach wie vor der Vorschlag, eine Straße nach dem vor fast drei Jahren verstorbenen Künstler Jörg Immendorff zu benennen. "Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht", sagt Oberbürgermeister Elbers sichtlich zurückhaltend. "Das brauche ich jetzt nicht", betont auch Czerwinski. Nur FDP-Frau Strack-Zimmermann kann sich, "wenn es sich ergibt, etwas in der Nähe der Kunstakademie vorstellen".

(RP)
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