Fotos Erzieherinnen: Darum streiken wir
Claudia Lars, Erzieherin in einer städtischen Kindertagesstätte, ist mit ihrer dreijährigen Tochter Amelie ins Düsseldorfer Gewerkschaftshaus gekommen. "Die Eltern und der Arbeitgeber sollen sehen, wie sehr wir unter der Situation leiden. So geht es nicht mehr weiter. Kinder betreuen und fördern - das ist nicht einfach nur 'spielen'."
Diana Oley ist seit 14 Jahren Erzieherin, seit knapp zwei Jahren leitet sie eine Kindertagesstätte. "Ich bin heute hier, um für mich, meine Mitarbeiter und Kollegen eine bessere Arbeitsatmosphäre zu erkämpfen. Die Rahmenbedingungen stimmen überhaupt nicht mehr. Uns fehlte ein Dreivierteljahr lang eine Vollzeitkraft und wurde nicht ersetzt. Bei insgesamt nur vier Mitarbeitern war das kaum zu stemmen."
"Ich empfinde die Situation ja aus einer Doppelrolle - ich bin Erzieherin und selbst Mutter", erklärt Imke Carstens, die seit 14 Jahren als Erzieherin in einem Kindergarten arbeitet. "Ich möchte, dass meine Kinder gesunde Erzieher haben und dass sie selbst gesund bleiben. Schließlich leiden sie ja auch unter den schlechten Arbeitsbedingungen der Erzieher."
Nazli Ciftci (Mitte) arbeitet seit zwei Jahren als Erzieherin in einem städtischen Kindergarten. "Ich habe mir den Beruf ausgesucht, weil ich viel mit Kindern arbeiten möchte. Aber die "Arbeit ohne Kind", zum Beispiel das Schreiben von Planungen, nimmt einfach sehr viel Zeit in Anspruch und es kommt immer mehr dazu. Die Kinder sollen nicht darunter leiden." Ciftci kam mit ihren Kolleginnen Nina Görlitz (links) und Evelyn Biskup zum Streik.
Elvira Haase (zweite von links stehend, mit ihren Mitarbeiterinnen) ist Sozialpädagogin mit Erzieherausbildung und leitet eine Kindertagesstätte. "Wir haben immer weniger Zeit für die Kinder selbst, so ist keine exzellente Förderung möglich", klagt sie. Ihrer Meinung nach hat das neue Kibiz-Gesetz die schlechten Rahmenbedingungen weiter verschärft. Zudem zeigten immer mehr Kinder Auffälligkeiten und benötigten die besondere Aufmerksamkeit der Erzieher. Bei der aktuellen Personalstruktur sei das jedoch einfach nicht zu leisten.
"Die Anforderungen an die Erzieher steigen ständig - und das ohne Lohn- oder Personalausgleich", berichtet Ingrid Jahn-Lutkewitz, Leiterin eines Familienzentrums und seit 20 Jahren im Beruf. "Für die Betreuung von unter Dreijährigen müssen wir uns weiterqualifizieren. Wenn jemand auf Seminar ist, kann es dann sein, dass ein Erzieher mit 23 Kindern allein ist. Das geht einfach nicht", sagt auch Erzieher Jonathan Noe.
"Ich möchte, dass wir mehr "Verfügungszeiten" erhalten, also Zeit um Angebote vorzubereiten, Planungen zu schreiben oder Elterngespräche zu führen. Das ist bisher einfach zu wenig und raubt uns die Zeit, um uns mit den Kindern selbst zu beschäftigen", fordert Norbert Werner, seit 25 Jahren Erzieher in einer Kindertagesstätte.
"Wir fordern, dass mehr für unseren Gesundheitsschutz getan und mehr Personal eingestellt wird", sagt Gabriele Pohlmann, Leiterin eines Kindergartens. Als großes Problem sieht sie zum Beispiel den hohen Lärmpegel, dem Erzieher und Kinder tagtäglich ausgesetzt sind. Auch das Kibiz-Gesetz ist für sie problematisch: "Es gibt immer mehr Aufgaben, denen Erzieher heute gerecht werden müssen, aber nicht mehr Personal."
Auch Carina Samel, Wassiliki Karmentzou und Avnore Denecke beteiligen sich an dem Streik. "Wir wollen erreichen, dass wir bei unserer Arbeit bessere Bedingungen haben. Das heißt konrekt: Lärmschutz, kleinere Gruppen, mehr Personal." Außerdem kritisieren sie, dass viele Erzieher nur noch befristete Verträge bekämen: "Dabei brauchen Kinder möglichst feste Bezugpersonen. Und wir haben schließlich auch Familien und wollen planen können."
"In der Familienarbeit, wenn die Eltern zu uns kommen, werden oft die Geschwisterkinder mitgebracht. Die betreuen wir dann auch noch mit, obwohl wir eigentlich sowieso schon unterbesetzt sind", berichtet Sandra Arentz, Erzieherin in einem Familienzentrum.
Stephanie Zühlsdorf arbeitet in einem Familienzentrum in Düsseldorf, seit 15 Jahren ist sie Erzieherin. "Mir geht es vor allem um die Gesundheitsförderung. In der Familiengruppe, haben wir sehr viel kleine Kinder, die wir ständig heben oder tragen. Viele Kolleginnen klagen über Rückenprobleme. Auch der Lärmpegel ist bei Kleinkindern natürlich sehr hoch. Hier wären Lärmschutzmaßnahmen oder kleinere Gruppen sinnvoll."
Die Stimmung in Düsseldorfer Gewerkschaftshaus war gut. Doch es wurde klar: Die Erzieher wollen ihre Forderungen durchsetzen. Viele Streikende beklagten die mangelnde soziale Anerkennung ihres Berufs.
Einige der Streikenden brachten ihre Kinder mit ins Gewerkschafthaus.
Die Streikenden hörten sich Vorträge an und tauschten sich aus.
Listen hingen aus. Hier wurde eingetragen, welche Einrichtungen geschlossen sind oder nur im Notdienst betrieben werden.
Gustav Wilden (Mitte), Geschäftsführer Verdi Düsseldorf, rechnete mit bis zu 500 Streikenden.