Düsseldorf Ex-Gladbach-Vize will Geld von Helge Achenbach

Düsseldorf · Er rechnet nicht wirklich damit, irgendetwas von den rund 45.000 Euro zu bekommen, auf die er den inhaftierten Kunstberater Helge Achenbach verklagt. "Es ist mehr so eine Sache für den Bauch", sagt Edgar Walterscheidt. "Ich will das jetzt zu Ende bringen."

Helge Achenbach als Zeuge vor Gericht
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Achenbach sagt als Zeuge aus

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Es geht um Anwaltskosten, die der frühere Vize-Präsident von Borussia Mönchengladbach hatte, weil Achenbach ihn bei der Polizei anzeigte.

Walterscheidt und der einstige Fortuna-Präsident Achenbach kannten sich lange, aus dem Fußballgeschäft, hatten auch schon beruflich miteinander zu tun. Und als Walterscheidt, der ein Kunstliebhaber ist, wissen wollte, was seine Werke so wert sind, lag nahe, Achenbach zu fragen. Das war 2013, und irgendwann danach tauchten Ermittler bei Walterscheidt auf, durchsuchten sein Haus. Der Vorwurf: gewerbsmäßiger Betrug mit gefälschter Kunst. Anzeigeerstatter: Helge Achenbach.

So lief der Fall Helge Achenbach
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Er habe das erst gar nicht glauben können, sagt Walterscheidt. "Wir duzten uns, er war stets nett und freundlich zu mir - und kurz bevor er die Anzeige gegen mich erstattete, hatten wir uns sogar noch getroffen." Bei diesem Gespräch im Oktober 2013 sei es keineswegs darum gegangen, dass die Bilder von Sigmar Polke, die Walterscheidt gehören nicht echt seien. Achenbach habe ihm vielmehr angeboten, zwei der sechs Polke-Werke zu verkaufen. "Das habe ich abgelehnt", sagt Walterscheidt, noch am selben Tag sei Achenbach zur Polizei gegangen.

Der Kunstberater behauptet laut Düsseldorfer Landgericht, er habe Walterscheidts Werke nicht taxieren, sondern verkaufen sollen. Und dabei festgestellt, dass die Sigmar-Polke-Bilder nicht echt seien. Deshalb habe er "richtigerweise" Anzeige erstattet.

Helge Achenbach am Tag des Urteils im Landgericht Essen
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Helge Achenbach am Tag des Urteils

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Bis heute, sagt Walterscheidt, habe er keinen Zweifel an der Echtheit der Polkes, die inzwischen auch wieder in seinem Besitz sind. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf, die sie während des Ermittlungsverfahrens beschlagnahmt hatte, gab sie ihm zurück, als sie das Verfahren einstellte. "Verkaufen wollte ich sie ja ohnehin nie." Mit Achenbach hat er über die ganze Sache nie gesprochen. Erst, weil er zu schockiert war und sich mit Hilfe seiner Rechtsanwälte gegen den Vorwurf zur Wehr setzte. Und dann war Achenbach verhaftet worden.

Dass nun dem Kunstberater vorgeworfen wurde, unter anderem den verstorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht um rund 20 Millionen Euro betrogen zu haben, hat Edgar Walterscheidt nach dieser Erfahrung nicht mehr überrascht. Und nachdem Achenbach von einem Zivilgericht verurteilt wurde, die Summe an Albrechts Erben zurückzuzahlen, seine Firmen insolvent sind und deren Lagerbestände demnächst versteigert werden, schätzt der Mönchengladbacher auch die Chance auf Rückerstattung seiner Anwaltskosten als gering ein. Die waren während der Ermittlungen und für die Aufforderung an Achenbach angefallen, die Behauptungen aus der Anzeige zu widerrufen.

Seine Klage zurücknehmen will Walterscheidt dennoch nicht. Sonst müsste er noch Achenbachs Anwaltskosten übernehmen. Und er will abschließen mit der Sache, von der vor allem die "persönliche Verletzung" bleibe. Also wird am 10. Juni die 16. Zivilkammer des Düsseldorfer Landgerichts über den Rechtsstreit verhandeln - auf den Tag genau ein Jahr nach Achenbachs Festnahme am Düsseldorfer Flughafen. Es wird keinesfalls der letzte Achenbach-Termin bei Gericht sein: Seine Anwälte haben sowohl gegen das Urteil des Strafgerichts zu sechs Jahren Haft als auch gegen die Verurteilung zu Schadenersatz Rechtsmittel eingelegt.

(RP)
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