Interview: Serie Meine Ausbildung Expertin für Versicherungsfragen

Düsseldorf · Marina Richter (22) ist im dritten Lehrjahr zur Sozialversicherungsfachangestellten. Sie berechnet das Krankengeld für Kunden und gibt Tipps zur beruflichen Wiedereingliederung nach schweren Krankheiten.

 Direkt zu Beginn der Ausbildung erhalten Auszubildende wie Marina Richter (l.) - hier mit ihrer Ausbilderin Britta Schulte-Sutrum - ein Telefoncoaching. Griffbereit ist immer auch das Sozialgesetzbuch.

Direkt zu Beginn der Ausbildung erhalten Auszubildende wie Marina Richter (l.) - hier mit ihrer Ausbilderin Britta Schulte-Sutrum - ein Telefoncoaching. Griffbereit ist immer auch das Sozialgesetzbuch.

Foto: Andreas endermann

DER BETRIEB Die Techniker Krankenkasse besteht seit über 125 Jahren und hat 9,7 Millionen Versicherte. In Hamburg ist der Hauptsitz dieser gesetzlichen Krankenversicherung. Von den rund 13.000 Mitarbeitern sind 748 Auszubildende. Sie werden an 60 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland ausgebildet. "In Düsseldorf haben wir 212 Mitarbeiter und 15 Auszubildende, die den Beruf des Sozialversicherungsfachangestellten lernen", sagt Britta Schulte-Sutrum, örtliche Ausbilderin im Servicezentraum Krankengeld der Techniker Krankenkasse.

DIE BEWERBUNG Sozialversicherungsfachangestellte sind Experten im Leistungs-, Versicherungs- und Beitragsrecht. Ihre Basis ist das Sozialgesetzbuch. "Gute Mathe- und Deutschkenntnisse sind deshalb wichtig. Die Fähigkeit, analytisch zu denken ist unverzichtbar", sagt Ausbilderin Britta Schulte-Sutrum. Mit einem sehr guten Realschulabschluss oder Abitur erfolgt die Bewerbung ausschließlich online. Die Bewerber absolvieren anschließend einen 80-minütigen Online-Test. Die Besten werden zu einem Auswahltag eingeladen. Dort gibt es dann Gespräch, Gruppen- und Einzelübungen. 2015 werden acht neue Auszubildende eingestellt. "Wir haben dieses Jahr viele Bewerber", sagt die Ausbilderin. Aktuell haben sich bereits über 280 junge Menschen für die Stellen in Düsseldorf beworben.

DIE AUSBILDUNG Marina Richter ist Ansprechpartnerin der Versicherten: "Jeder Anruf bringt etwas Neues", sagt sie. Darauf muss sie sich einstellen und dafür ist sie geschult. "Direkt zu Beginn der Ausbildung erhalten unsere Nachwuchskräfte deshalb ein Telefoncoaching", erklärt die Ausbilderin Britta Schulte-Sutrum. Ständiger Begleiter sind zwei dicke Bücher: "Im Sozialgesetzbuch finde ich mich sehr gut zurecht", sagt die Auszubildende. Einfühlungsvermögen sei neben einer schnellen Auffassungsgabe wichtig, um die ganz unterschiedlichen Fälle der Versicherten kompetent zu bearbeiten. "Ich prüfe Ansprüche auf Krankengeld, kann es berechnen und auszahlen aber auch Tipps und Adressen für Therapien und Ärzte weitergeben", beschreibt Marina Richter ihre Aufgaben. Weil es häufige Gesetzesänderungen und Innovationen im medizinischen Sektor gibt, sind Sozialversicherungsfachangestellte immer wieder gefordert Neues zu lernen. Neben der Arbeit im Servicezentrum Krankengeld hat Marina Richter im Rahmen ihrer Ausbildung auch schon in der Kundenberatung gearbeitet und war einige Zeit im Vertrieb tätig.

DIE BERUFSSCHULE Der Blockunterricht findet mit anderen Azubis verschiedener Krankenkassen am Leo-Statz-Berufskolleg statt. Fächer wie Rechts- und Sozialversicherungslehre und Allgemeine Wirtschaftslehre stehen dort auf dem Programm. Außerdem absolvieren die Auszubildenden insgesamt 16 Wochen lang Seminare in den Bildungszentren der Techniker Krankenkasse in der Nähe von Hamburg und Erfurt.

DIE ZUKUNFT "Mehr als 90 Prozent bleiben auch nach ihrer Ausbildung bei der TK", sagt Ausbilderin Britta Schulte-Sutrum. Auch Marina Richter kann sich schon jetzt ihre Zukunft bei der gesetzlichen Krankenkasse vorstellen. "Ich kann mich spezialisieren und es interessiert mich auch, Ausbilderin zu werden", sagt Marina Richter. Verschiedene Förderprogramme sollen den Nachwuchs bei der TK fit machen für Führungsaufgaben. Sozialversicherungsfachangestellte sind zum Beispiel bei Krankenkassen oder der Unfall- und Rentenversicherung im Einsatz.

(RP)
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