Düsseldorf Fahrschule im Stau

Düsseldorf · Wie kommt man eigentlich gut durch die Stadt? Elmar Lücke ist seit mehr als 20 Jahren Fahrlehrer in Düsseldorf - und fährt inzwischen lieber über die Dörfer. Er leidet oft unter der angespannten Verkehrslage in Düsseldorf.

 Elmar Lücke mit seiner Fahrschülerin Lotte Ruf. Der Fahrlehrer betreibt derzeit vier Fahrschulen in Düsseldorf.

Elmar Lücke mit seiner Fahrschülerin Lotte Ruf. Der Fahrlehrer betreibt derzeit vier Fahrschulen in Düsseldorf.

Foto: Anne Orten

Elmar Lücke sitzt im dunkelblauen Hemd auf dem Beifahrersitz seines Fahrschulwagens und brummt. Sein langes, grau meliertes Haar hat er hinter dem Kopf zusammengebunden. Tiefe Furchen in seiner Stirn zeugen von Jahren voller Stress. "Die Menschen sind einfach aggressiver geworden", sagt er. "Keiner hat mehr Zeit, alle sind ständig in Eile, das macht uns unseren Job heute so schwer." Lotte Ruf blickt verwirrt auf. Die Studentin ist an diesem Tag, so denn alles gut geht, das letzte Mal als Fahrschülerin mit Lücke unterwegs. Am nächsten Morgen soll sie ihre Fahrprüfung ablegen. "Was meinst du?", fragt sie. "Ich habe gerade darüber nachgedacht, was sich in den vergangenen Jahren alles verändert hat", erwidert ihr Ausbilder. "Und viel Gutes fällt mir da nicht ein."

Elmar Lücke hat Bergmann gelernt, stammt aus Recklinghausen, ist Ruhrgebietskind. Vor etwa 25 Jahren entschied er sich dazu, sein altes Leben aufzugeben und umzusatteln. Er machte eine Ausbildung zum Fahrlehrer und eröffnete 1992 schließlich seine erste eigene Fahrschule. Seitdem ist er so gut wie jeden Tag auf Düsseldorfs Straßen unterwegs. Mittlerweile betreibt er unter dem Namen "Fahrschule Maas" vier Ausbildungsstätten im Stadtgebiet. "Hab' Glück gehabt", sagt er, "mich damals richtig entschieden. Aber früher war der Job hier auch noch viel leichter."

Lücke lässt Lotte Ruf von Düsseltal aus in Richtung Norden fahren. Sein Zopf ist verrutscht. Er öffnet sich die Haare und bindet sie sich erneut zusammen. "Über die Dörfer", sagt er. Da sei es nicht so voll, da habe man noch die Zeit zum Üben. "Vertu dich nicht", sagt er an seine Fahrschülerin gewandt. "Mir macht mein Job Spaß." Doch mittlerweile stehe er viel häufiger im Stau als früher. "Und in die Stadt fahre ich heute mit euch (den Fahrschülern, Anm. d. Red.) nur noch, wenn es unbedingt sein muss." Zwischen 10 und 14 Uhr sei die einzige Zeit, zu der er sich dazu überreden lasse. "Wenn ich das zu einer anderen Zeit versuche, komme ich doch immer zu spät." Mitunter frage er sich, wer diese ganzen Baustellen eigentlich plane. "Im Sommer gab es zeitweise Probleme an vier Hauptverkehrswegen. Meine Mitarbeiter und ich sind da bald wahnsinnig geworden."

Der Fahrschulwagen biegt am Mörsenbroicher Ei auf die A 52 ab. Lotte Ruf wirkt etwas nervös. Lücke beruhigt sie: "Ich weiß, dass das nicht dein Steckenpferd ist", sagt er. "Aber du kannst das." Einige Minuten konzentrierten Schweigens folgen. "Besonders schlimm ist es rund um den Worringer Platz, am Rather Kreuzweg, am Stauffenplatz, am Mörsenbroicher Ei und auf Ost- und Corneliusstraße", sagt Lücke schließlich, als Ruf die Autobahn verlassen hat. "Die Liste lässt sich beliebig fortführen". Seine Fahrschülerin wirkt erleichtert darüber, dass es mit der Ruhe im Auto vorbei ist. "Das geht sogar so weit, dass ich mir morgens schon überlegen muss, wo ich mit meinen Schülern langfahren kann, damit ich das Arbeitspensum überhaupt schaffe." Das könne doch nicht sein. Düsseldorf habe sich in den vergangenen Jahren zu einer autofahrerfeindlichen Stadt entwickelt. Er sei froh, dass auch der Tüv das eingesehen habe. "Selbst die Prüfer fahren nur noch selten durch die Innenstadt." Früher sei zwar auch nicht alles perfekt gewesen. "Ich habe aber den Eindruck, dass wir damals weniger gestresst waren. Und in meinem Job ist da nun mal die Verkehrslage der entscheidende Faktor."

Auf dem Rückweg in Richtung Düsseltal wendet sich das Gespräch persönlicheren Themen zu. Wie er Autofahren nach 20 Jahren als Fahrlehrer erlebe? "Ich glaube, man hat einen anderen Blick für den Verkehr", sagt er. "Man sieht schneller, wenn jemand anderes etwas falsch macht." Ansonsten gebe es da aber wohl keine großen Unterschiede.

Vor der Fahrschule an der Herderstraße am Zoopark lässt er seine Schülerin schließlich anhalten. Ihre letzten Handgriffe des Tages sind routiniert. Bevor sie aussteigt, zieht sie die Handbremse an. "Vorbildlich", lobt Lücke. "Wenn du morgen genauso gut fährst, schaffst du die Prüfung mit Links."

(RP)
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