Kunstberater aus Düsseldorf Fall Achenbach: zweite Strafanzeige und neuer Verdacht

Düsseldorf · Seit über zwei Monaten sitzt der Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach in Untersuchungshaft. Jetzt weitet die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aus. Ein weiteres mögliches Betrugsopfer hat sich gemeldet.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Foto: Endermann, Andreas

Die Betrugsaffäre um den seit über zwei Monaten inhaftierten prominenten Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach weitet sich aus. Bei der Staatsanwaltschaft Essen ging eine zweite Strafanzeige gegen Achenbach ein.

Außerdem werde in einem weiteren Verdachtsfall ermittelt, der bei der Sichtung der Unterlagen der Unternehmen Achenbachs aufgefallen sei, sagte die Essener Oberstaatsanwältin Anette Milk am Donnerstag auf Anfrage. Die Prüfung der Geschäftsunterlagen sei noch nicht abgeschlossen.

Laut "Handelsblatt" hat die neue Strafanzeige der frühere Allkauf-Miteigentümer Bernd Viehof gestellt. Demnach solle es um ein oder mehrere Werke von Georg Baselitz gehen, die von Achenbach vermittelt worden seien. Der Umfang des mutmaßlichen Schadens soll zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Euro liegen. Achenbach war Geschäftsführer der wertvollen privaten Kunstsammlung "Rheingold", die unter anderem von den Unternehmer-Brüdern Viehof aufgebaut wurde. Diese äußerten sich zunächst nicht zu dem Zeitungsbericht.

Die Vorwürfe in der zweiten Anzeige ähnelten den bisher bekannten Fällen, sagte Milk. Es gehe um Betrugsvorwürfe bei Kommissionsgeschäften. Die erste Anzeige hatte die Witwe des Aldi-Erben Berthold Albrecht gestellt. Sie führte zur Inhaftierung des international vernetzten Achenbach am 10. Juni. Ein Sprecher Achenbachs wies die Vorwürfe am Donnerstag erneut zurück: "Neben der Strafanzeige von Frau Albrecht sind uns derzeit keine weiteren Strafanzeigen bekannt."

Achenbach, einer der bekanntesten Kunstberater Deutschlands, soll überhöhte Einkaufspreise für die von ihm vermittelten Kunstwerke in Rechnung gestellt haben. Er hatte dem 2012 gestorbenen Albrecht Kunstwerke und Oldtimer im Wert von rund 120 Millionen Euro verkauft.
Dabei soll er verdeckte Preisaufschläge vorgenommen und Rechnungen gefälscht haben. Albrechts Witwe verlangt nach Medienberichten über eine Zivilklage Schadensersatz in Höhe von fast 20 Millionen Euro.

Achenbach soll auch den Pharma-Unternehmer Christian Boehringer betrogen haben. Der Kunstberater erstattete ihm nach Angaben eines Sprechers von Boehringer den Schaden. Um wem es sich in dem jetzt aufgetauchten weiteren neuen Verdachtsfall handelt, ist unbekannt. Der mutmaßliche Geschädigte habe bisher keine Anzeige gestellt, sagte Milk.

Insgesamt wird damit in der Affäre um Achenbach jetzt in vier möglichen Betrugsfällen ermittelt. Die Staatsanwaltschaft hoffe, das Verfahren bis zum gesetzlichen Haftprüfungstermin im Dezember abschließen zu können, sagte Behördensprecherin Milk. Damit könnte es noch in diesem Jahr zu einer Anklage gegen Achenbach kommen.

Drei Unternehmen der verzweigten Firmengruppe Achenbachs haben inzwischen Insolvenz angemeldet. Dabei handelt es sich um zwei Kunstberatungsfirmen und die Monkey's-Restaurantgruppe.
Kunstgegenstände und Konten seien gepfändet worden, hatte der Insolvenzverwalter gesagt. Auch die Anteile Achenbachs an der "Rheingold"-Sammlung sind gesperrt. Die "Rheingold"-Sammler erwerben seit mehr als zehn Jahren in Kooperation mit Museen Werkgruppen zeitgenössischer Künstler.

(lnw)
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