Düsseldorf Falscher Diplomat lehnt "weltliche Richter" ab

Düsseldorf · Nach dem skurrilen Auftritt eines Autofahrers (40) musste das Amtsgericht den Prozess gegen ihn abbrechen. Er leugnete, dass sein gerichtsbekannter Name noch gültig sei. Dafür trage er nun einen anderen Vornamen samt Hinweis auf seinen Geburtsort, garniert mit dem selbst verliehenen Titel "Herr über Vermögen".

Auch sei er Diplomat und genieße Immunität. Die Anklage, wonach er 2012 mit einem Porsche zu schnell und ohne Führerschein gefahren war und Polizisten als "Nazis" beleidigt hatte, konnte das Amtsgericht daher nicht überprüfen. Der Prozess gegen den mehrfach als Betrüger vorbestraften und derzeit in Duisburg wegen Millionenschwindels angeklagten "Diplomaten" wurde ausgesetzt.

Dass dieser 40-Jährige begütert ist und sich nicht nur so nennt, bezweifelt die Justiz in Düsseldorf und Duisburg. Das liegt nicht nur an 18 Einträgen im Vorstrafenregister des 40-Jährigen, sondern auch daran, dass er zwei Geldstrafen aktuell nicht zahlen kann (wegen Hausfriedensbruchs und Fahrens ohne Fahrerlaubnis), daher ersatzweise in Haft sitzt. Dabei wolle er weltliche Richter ohnehin nicht anerkennen, tönte er beim Amtsgericht, lasse als gültige Instanzen nur "Gott und Jesus" zu. Solche Äußerungen brachten das Landgericht Duisburg schon vor Monaten auf die Idee, ihn psychiatrisch untersuchen zu lassen. Ergebnis eines Experten: Der Mann sei in seiner Schuldfähigkeit keineswegs eingeschränkt.

Von einer gewissen Phantasie zeugen aber auch jene Betrugsvorwürfe gegen ihn, über die parallel in Duisburg verhandelt wird. Demnach soll er mit zwei Komplizen (die bereits verurteilt sind zu viereinhalb und zweieinhalb Jahren Haft) bandenmäßig Scheinfirmen gegründet und Betrügereien mit einem Gesamtschaden von rund einer Million Euro begangen haben. So habe das Trio 65 Tonnen Fleisch ergaunert, fünf Kühlfahrzeuge, 160 Handyverträge, sechs Gabelstapler - und auch jene Porsche-Limousine, an deren Steuer der 40-Jährige nachts mit Tempo 106 (statt erlaubter 80 km/h) nahe des Heerdter Dreiecks ertappt und gestoppt worden war. Dass er die Polizisten dabei beleidigt und ihnen erklärt habe, "ich fühle mich an 1933 erinnert", brachte ihm nun das zusätzliche Verfahren in Düsseldorf ein. Wann die Verhandlung dazu weiter geht, ist derzeit aber ungewiss.

(wuk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort