Verkehr in Düsseldorf FDP empfiehlt Elektro-Busse mit Oberleitung

Die Liberalen wollen prüfen lassen, ob eine Strecke für elektrische Oberleitungs-Busse eingerichtet werden kann. Zuschüsse erhofft man sich von Verkehrsminister Michael Groschek.

 Oberleitungs-Busse gibt es derzeit in drei deutschen Städten: Solingen (hier die Linie 683), Esslingen und Eberswalde.

Oberleitungs-Busse gibt es derzeit in drei deutschen Städten: Solingen (hier die Linie 683), Esslingen und Eberswalde.

Foto: Endermann, Andreas

Der Düsseldorfer FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus möchte den SPD-Verkehrsminister des Landes beim Wort nehmen. Oder provozieren. Oder beides. Minister Michael Groschek hatte sich kürzlich bei einem Besuch des Düsseldorfer Verkehrstechnik-Unternehmens Vossloh Kiepe für Oberleitungs-Busse stark gemacht. Deshalb wollen die Liberalen nun prüfen, ob eine Linie mit einem Oberleitungs-Bus in Düsseldorf eingerichtet werden kann. Eine entsprechende Anfrage bringen sie in der nächsten Sitzung des Verkehrsausschusses auf die Tagesordnung.

Das Land soll mitfinanzieren

Neuenhaus will dabei drei Punkte untersuchen: Gab es nach dem Besuch von Minister Groschek bereits Gespräche zwischen der Stadt und dem Land über O-Busse? Kann sich die Stadtspitze vorstellen, eine Bus-Linie auf Oberleitung umzustellen? Und: Welche Vor- und Nachteile haben die unterschiedlichen Systeme? Mittelfristiges Ziel nach der Anfrage ist es, eine Anschubfinanzierung für eine Düsseldorfer O-Bus-Linie beim Land zu beantragen.

Unter O- oder Trolley-Bus versteht man einen Omnibus, der elektrisch angetrieben wird und den Strom aus einer Oberleitung bekommt - ähnlich wie eine elektrische Eisenbahn oder Straßenbahnen. In Deutschland setzten derzeit drei Städte auf diese Technik: Solingen, Esslingen und Eberswalde. Zudem sind die Systeme in der Schweiz sehr beliebt, so in Genf und Zürich.

Der Landesverkehrsminister hatte bei dem erwähnten Unternehmensbesuch klar Position bezogen: "Während in vielen anderen Ländern Elektrobusse mit Oberleitungen weit verbreitet sind, ist der Raum an Rhein und Ruhr eine Trolleybus-freie Zone", sagte Groschek. U-Bahnen seien für viele Städte Prestige-Projekte, die oft zu teuer würden. "Warum soll der Verkehr für teures Geld unter die Erde verlegt werden, wenn es etwa mit Elektrobussen preiswerte und attraktive Alternativen über der Erde gibt", hatte der Sozialdemokrat erklärt.

Unabhängig von einer möglichen Provokation des Ministers nennt Neuenhaus viele Vorzüge der O-Busse:

1. Sie fahren geräuscharm und emissionsfrei. "O-Busse steigern die Lebensqualität in der Innenstadt deutlich", sagt Neuenhaus.

2. Fahrgäste empfinden O-Busse als komfortabler. Die Busse fahren sanfter und zugleich schneller an. "Dieselbusse haben keine große Akzeptanz. Sie werden für Zubringerfahrten genutzt, nicht aber als Hauptverkehrsmittel. Das könnten wir mit dem O-Bus ändern", sagt der FDP-Fraktionschef.

3. O-Busse haben eine längere Lebensdauer. Sie halten im Schnitt 15 bis 20 Jahre, Dieselbusse in der Regel nur rund zehn Jahre. Damit und dank der geringeren Unterhaltskosten wäre der um 50 Prozent höhere Kaufpreis leicht zu kompensieren.

In der Praxis sähe die Idee der Liberalen dann so aus: Eine Innenstadt-Linie würde umgebaut, dafür müssten in der Nähe des Straßenrandes Masten und Oberleitungen (O-Busse brauchen im Gegensatz zur Straßenbahn zwei Fahrdrähte) gebaut werden. Diese Oberleitungen sind laut Neuenhaus deutlich flexibler als bei Straßenbahnen und daher mit geringem Aufwand zu errichten. Auf den Streckenabschnitten, auf denen keine Oberleitungen möglich sind, würde der Bus auf seinen anderen Antrieb, etwa einen Elektromotor, umschalten. Noch ein Vorteil: Solche Systeme baut Vossloh Kiepe in Düsseldorf.

(top/jco)
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