Debatte um Standort Düsseldorfer Fernbusbahnhof bleibt doch

Düsseldorf · Vor einem Jahr gab es feste Pläne im Rathaus, den Halteplatz vom Hauptbahnhof zu verlegen. Nun ist der ungeliebte Standort plötzlich wieder Favorit.

 Der Fernbusbahnhof liegt an der Worringer Straße. Der Ort leidet unter Problemen beim Ein- und Aussteigen wegen des Autoverkehrs und zu wenig Aufenthaltsqualität.

Der Fernbusbahnhof liegt an der Worringer Straße. Der Ort leidet unter Problemen beim Ein- und Aussteigen wegen des Autoverkehrs und zu wenig Aufenthaltsqualität.

Foto: Andreas Endermann

Die zweite Sitzung des Verkehrsausschusses 2017 könnte zum exakten Gegenteil der zweiten Sitzung des vergangenen Jahres werden. Damals erörterten die Politiker, dass der Fernbusbahnhof an der Worringer Straße unglücklich platziert sei und wohin man ihn verlegen könnte.

Nach Informationen unserer Redaktion wird sich das Gremium am 8. Februar mit dem Vorschlag der Verwaltung beschäftigen, dass der Halteplatz an Ort und Stelle bleibt. Die Busstation soll nun Teil der Gesamtplanung des Areals sein. Nur wenn dies mit der sonstigen Planung für den Konrad-Adenauer-Platz nicht vereinbar wäre, kämen andere Standorte noch einmal in die Diskussion. Die Kosten für einen neuen Busbahnhof liegen bei weit mehr als einer Million Euro.

Südpark war vorher schon einmal in der Diskussion

Am 17. Februar 2016 waren zahlreiche Kritikpunkte am jetzigen Busbahnhof aufgelistet worden. Viele Unternehmen ließen ihre Busse zu lange dort stehen, andere Fahrer müssten ihre Fahrzeuge ungeschützt mitten auf der Straße be- oder entladen. Außerdem seien die umliegenden Stadtteile verstärkt durch zu viele Busse belastet worden. Ferner sei die Station für Kunden unattraktiv, weil es zu wenige Toiletten, keine Gastronomie und so gut wie keine Unterstell-Möglichkeiten gebe.

Auch wenn damals ganz allgemein andere Standorte geprüft werden sollten, zeichneten sich in der Debatte zwei Favoriten ab: der Park-and-Ride-Platz am Südpark und der Parkplatz am Fernbahnhof des Flughafens. Der Südpark war ein gutes Jahrzehnt vorher schon einmal in der Diskussion, damals wie heute formierte sich beeindruckender Protest der Anwohner.

Der Standort am Flughafen besitzt solche Gegenargumente nicht, erinnert aber an die schlechten Erfahrungen in Köln. Die Domstädter hatten den Busbahnhof aus dem Stadtzentrum verlegt, um dort weniger Staus zu haben. Jenseits der City aber lag der Halteplatz so unattraktiv für Kunden und Unternehmen, dass dort nur noch ein Bruchteil des Angebots aufrechterhalten werden konnte.

IHK befürwortet Standort am Hauptbahnhof

Zu den Befürwortern des heutigen Standorts zählt die Industrie- und Handelskammer. "Alles andere ist immer nur die zweitbeste Lösung", sagt Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen. Wichtig sei, dass der Fernbusbahnhof an zentraler Stelle liege und gut mit anderen Verkehrsmitteln verknüpft sei. Dies sei nirgends so gewährleistet wie am Hauptbahnhof.

Zugleich müsse die Stadt auch dafür sorgen, dass die Busse nicht andere Verkehrsströme beeinträchtigen. "Das ist ganz wesentlich für die Attraktivität einer wachsenden Stadt. Die Attraktivität schwindet sofort wieder, wenn eine Stadt im Verkehrschaos versinkt", sagt Berghausen.

Auch in der Politik scheint ein Verbleib mehrheitsfähig. Norbert Czerwinski, Fraktionssprecher und Verkehrsexperte der Grünen, hatte schon im vorigen Jahr betont, dass auch die Optimierungsmöglichkeiten an der Worringer Straße geprüft werden müssten. Dazu zählt, dass es mehr Toiletten am Busbahnhof gibt und dieser vernünftig bewirtschaftet wird. Letzteres bedeutet, dass die An- und Abfahrtszeiten so koordiniert werden müssen, dass die Fahrer dort nicht lange und nicht mit laufendem Motor stehen.

Überzeugen die Argumente OB Geisel?

Wie Czerwinski hat auch CDU-Fraktionsvize Andreas Hartnigk mit Unternehmern gesprochen und bei diesen die Bereitschaft ausgemacht, sich neben dem Hauptbahnhof zu engagieren. "Wenn die Stadt ihnen das Gelände überlässt, etwa in Erbpacht, dann werden die Unternehmer auch richtig Geld in die Hand nehmen, um dort einen richtigen Fernbusbahnhof zu schaffen", berichtet Hartnigk. Dann würde es ausreichend Toiletten geben, eine kleine Gastronomie und wohl auch eine Schranke. Diese würde helfen, die An- und Abfahrten besser zu steuern und fremde Unternehmen davon abhalten, für chaotische Zustände zu sorgen.

Bleibt die Frage, ob diese auch finanziellen Argumente Oberbürgermeister Thomas Geisel überzeugen. Er galt bisher — vorsichtig gesagt — nicht als Fan des Standorts am Hauptbahnhof. Der Verwaltungschef ist derzeit im Urlaub und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

(hdf)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort