Rund 500.000 Euro Schaden Feueralarm beim Altstadt-König

Düsseldorf · Brandstifter setzten in der Nacht zu Donnerstag Terrassen-Möbel auf der Schneider-Wibbel-Gasse in Brand. Die Flammen griffen auf ein Treppenhaus über, versperrten Hausbewohnern an der Flinger Straße den Weg ins Freie. Gastronom Primo Lopez hat jetzt einen Wachdienst engagiert.

 Bei dem Feuer an der Schneider-Wibbel-Gasse mussten drei Menschen aus diesem Haus gerettet werden.

Bei dem Feuer an der Schneider-Wibbel-Gasse mussten drei Menschen aus diesem Haus gerettet werden.

Foto: Andreas Bretz

Aus "technischen Gründen" blieben gestern die Boutiquen Zara und Lascana an der Flinger Straße/ Ecke Kapuzinergasse geschlossen. Beide waren in der Nacht von einem Feuer betroffen, das an der Rückwand des vor zwei Jahren sanierten Eckhauses einen Schaden von rund 500.000 Euro angerichtet hat.

 Auch am Jan-Wellem-Platz brannte es.

Auch am Jan-Wellem-Platz brannte es.

Foto: Andreas Bretz

Bis in die vierte Etage hinauf sind die Fenster geborsten, ist die Fassade abgeplatzt. Die Haustür im Durchgang zur Schneider-Wibbel-Gasse ist zertrümmert, der Treppenraum dahinter verrußt. Brandstifter hatten kurz nach 1 Uhr am Haus abgestellte Terrassenstühle angezündet. Die Flammen erfassten die mit Propangas betriebenen Heizpilze — ausströmendes Gas aus einer der Flaschen entzündete sich in einer meterhohen Stichflamme.

Das Mobiliar gehört Altstadt-Gastronom Primo Lopez, der nicht nur an der Schneider-Wibbel-Gasse mehrere Lokale betreibt. Neben den Tischen und Stühlen seines "El Amigo" sind in der Nacht auch die Möbel des Steakhauses "Picasso" angezündet worden. Lopez, den Angestellte in der Nacht zum Tatort riefen, ist geschockt: "Irgendwas stimmt hier nicht."

Bereits voriges Wochenende hatte sein Personal brennende Stühle vor dem "Picasso" gelöscht. Und vor vier Wochen hatte es auch vor dem "El Amigo" schon einmal gebrannt. Lopez hatte deshalb fürs kommende Wochenende einen Nachtwächter gebucht. Doch der Brandstifter war schneller. "Ich wüsste nicht, dass ich Feinde hätte", sagt Lopez fassungslos. Seit 30 Jahren ist er in der Altstadt, wurde dort vom Kellner zum Großunternehmer. Dass er unlängst dem Ballermann-Lokal "Antons Bierkönig" Räume an der Bolkerstraße vermietete, gefällt nicht jedem in der Altstadt. Trotzdem ist Lopez sicher: "Ich verstehe mich mit allen gut."

Was auch das Motiv des Brandstifters gewesen sein mag: Getroffen hat es vor allem eine junge Familie, die vor dem Qualm, der in ihre Dachgeschosswohnung drang, aufs Flachdach im Hinterhof flüchten musste — die brennenden Möbel versperrten ihr den Weg durchs Treppenhaus. Die Feuerwehr rettete Vater, Mutter, Kind und eine verstörte Dogge mit der Drehleiter. Ein Feuerwehrmann erlitt beim Löschen eine Brandverletzung am Bein, ein Kellner, der mit Kollegen den Brand vor dem "Picasso" bekämpfte, kam mit Rauchvergiftung ins Krankenhaus.

44 Feuerwehrleute waren mit 16 Fahrzeugen in die Altstadt geeilt. "Schwer erreichbar", hieß es in der Alarmmeldung über das Brandobjekt. Außerdem, so Feuerwehrsprecher Heinz Engels, "müssen wir bei der Enge in der Altstadt immer befürchten, dass plötzlich auch zwei Häuser in Brand stehen."

In der Partyzone herrscht Unruhe. Immer wieder kommt es dort zu kleinen Bränden — durch achtlos weggeschnipste Zigarettenkippen, manchmal auch durch gedankenlos zündelnde Betrunkene. Dann lodert es aus Papiercontainern und Mülleimern. Das geschah auch gestern Nacht, am Jan-Wellem-Platz und an der Schadowstraße.

Diese Feuer aber haben nach ersten Ermittlungen der Polizei mit den Bränden auf der Schneider-Wibbel-Gasse nichts zu tun. Und Brandstiftungen wie diese, waren sich Wirte und Kellner einig, die in der Nacht am Tatort zusammenkamen, "hat es in der Altstadt noch nie gegeben". Primo Lopez hat erste Konsequenzen gezogen: Der Nachtwächter patrouilliert ab heute jede Nacht vor seinen Lokalen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort