Düsseldorf FH fehlt Geld für NS-Gedenkstätte

Düsseldorf · Auf dem neuen Campus in Derendorf soll an die Deportation Tausender Juden von Düsseldorf aus erinnert werden.

 Die Animaion zeigt die ursprüngliche Konzeption für die Gedenkstätte auf dem neuen FH-Campus in Derendorf.

Die Animaion zeigt die ursprüngliche Konzeption für die Gedenkstätte auf dem neuen FH-Campus in Derendorf.

Foto: Fachhochschule

Ein Antrag der Grünen in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung 1 hat für Wirbel gesorgt: Für den geplanten Lern- und Erinnerungsort auf dem Gelände der neuen Fachhochschule in Derendorf, dem ehemaligen Schlachthofgelände, sei die Finanzierung noch ungeklärt. Die Stadt solle das Projekt mit 120 000 Euro unterstützen, um "in würdiger Weise an die Deportation der jüdischen Bevölkerung zu erinnern".

Die Gedenkstätte soll an die nach neuesten Schätzungen rund 8000 jüdische Mitbürger erinnern, die von Derendorf aus in der NS-Zeit in die Vernichtungslager des Ostens deportiert wurden. Neben der Erinnerung soll der Ort aber auch eine Forschungsstätte über Neonazismus und Rechtsradikalismus sein, mit wechselnden Ausstellungen und Workshops vor allem für junge Leute. Für das Konzept ist der Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften verantwortlich, FH-Studenten sind an der Erarbeitung beteiligt. Auf den Antrag der Grünen hin wurde in der BV 1 heftig diskutiert, ob die Stadt sich daran finanziell beteiligen soll.

"Wir freuen uns zwar über die Initiative der Grünen, aber wir stehen finanziell keineswegs bei Null", erklärt FH-Pressesprecherin Simone Fischer dazu. Derzeit habe man bereits rund 90 000 Euro von öffentlichen und privaten Spendern "eingeworben". Weitere Anträge liefen. Dem gegenüber steht die Zielmarke von 360 000 Euro, die der Erinnerungs- und Lernort voraussichtlich kosten wird. Die Eröffnung ist für das Wintersemester 2014/15 geplant. "Aber dann muss auch noch keineswegs die komplette Summe vorliegen", betont der Historiker Joachim Schröder. Er ist der Präsidiumsbeauftragte der FH für das Projekt. "Allerdings wären die von den Grünen vorgeschlagenen 120 000 Euro natürlich schon sehr hilfreich."

Auf Seiten der Stadt gibt es allerdings Stimmen, die stattdessen auf das Land verweisen, denn Bauherr und Eigentümer des neuen FH-Geländes ist der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB). Die Stadt habe ihrerseits mit dem Schienen-Mahnmal an der Marc-Chagall-Straße bereits ein Denkmal errichtet, heißt es. So lehnten CDU und FDP den Antrag der Grünen in der BV 1 denn auch ab.

In die Diskussion, ob nun Stadt oder Land zunächst in der Pflicht seien, möchte der Historiker Schröder sich nicht einmischen. Allerdings verweist er auf die Tatsache, dass das Schlachthofgelände bis vor rund zehn Jahren städtisch war und die städtische Schlachthof-Verwaltung in der NS-Zeit mit der Gestapo zusammengearbeitet habe. "Aber davon kann man nicht die Forderung ableiten, die Stadt sei nun zur Finanzierung verpflichtet."

Ein geeigneter Weg, um weitere Mittel aufzutreiben, sei laut Schröder die Gründung eines Fördervereins. "Das können wir als Präsidiumsmitglieder aber nicht leisten, das muss extern passieren." Sein Institut will nun mit öffentlichen Veranstaltungen auf das Projekt aufmerksam machen (siehe Info).

(cz)
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