Düsseldorf Filmfest auf einem Kohlekahn

Düsseldorf · Am Sonntag legt die "Péniche" am Tonhallenufer an. Unter dem Titel "Feuer und Stahl" zeigt das Saarländische Filmbüro Dokumentationen und Spielfilme über die Montanindustrie, die das Saarland mit der Rhein-Ruhr-Region verbindet.

Die Montanunion verband die wirtschaftlichen Interessen der Benelux-Staaten, Deutschlands, Frankreichs und Italiens, als sie 1951 gegründet wurde. In den Geschichtsbüchern steht, dass die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl ein Vorläufer der Europäischen Gemeinschaft war, aus der später die Europäische Union entstand. Vor allem das Saarland, Luxemburg, Lothringen und das Ruhrgebiet prägte die Stahlproduktion.

Mit der Industriegeschichte dieser Regionen befasst sich jetzt das Saarländische Filmbüro. Die Initiative, die grenzüberschreitende Kulturprojekte fördert, hat einen alten Kohlekahn losgeschickt. An Bord findet ein mobiles Filmfestival unter dem Titel "Kohle und Stahl" statt. Jedes Mal, wenn das Schiff anlegt, können Besucher bei freiem Eintritt Dokumentationen und Spielfilme ansehen. Lesungen, Vorträge, Konzerte und eine Videoinstallation sind Teil des Programms. Gestartet ist die "Péniche", wie der Kohlekahn auf Französisch heißt, vor zehn Tagen in Saarbrücken. Am Sonntag legt sie auch am Düsseldorfer Tonhallenufer an.

In jeder Stadt gibt es ein anderes Programm. In Düsseldorf wird etwa ein Dokumentarfilm über die Fotografen Bernd und Hilla Becher gezeigt. Regisseurin Marianne Kapfer schildert in diesem Film Leben und Werk des Düsseldorfer Künstlerpaares, das in seinen Fotografien die Industriekultur ästhetisiert hat. "Unser Projekt soll die Montanindustrie nicht romantisch verklären, sondern an die Bedeutung für unsere Regionen erinnern", sagt Filmemacher und Medienkünstler Michael Koob. Von ihm stammt die Video- und Klanginstallation an Bord des Kohlekahns. Er ist außerdem 2. Vorsitzender des Saarländischen Filmbüros und hat das Projekt erdacht. Ihm geht es um eine authentische Erinnerungskultur, die das Saarland und Nordrhein-Westfalen miteinander verbindet. "Wir bilden auch das Thema Zwangsarbeit in unserem Programm ab", sagt Koob. Einen Zeitraum von fast 100 Jahren möchte er mit den Filmdokumenten abdecken.

Der 41-Jährige hat Freunde, die noch "unter Tage" gearbeitet haben. Auch sein Großvater hat als Bergmann gearbeitet. "Die Montanindustrie hat die Mentalität und die Landschaft der Regionen auf ähnliche Weise geprägt." Von Anfang an war sein Ziel, sein Projekt auch im Rheinland und im Ruhrgebiet zu zeigen. Entstanden ist die Idee aus seiner Installation, die er im vergangenen Jahr auf einem Theaterfestival in Saarbrücken zeigte. Auf der "Péniche", die in Saarbrücken als Theaterschiff für Aufführungen genutzt wird, wollte er einen Film über die Stahlgewinnung zeigen. Doch das klappte nicht, trotzdem entwickelte sich daraus binnen eines Jahres ein Projekt. "Wir wollen kein Programm aus der Konserve machen", sagt Koob. Teilweise sind die städtischen Kulturämter mit Vorschlägen auf ihn zugekommen. In Duisburg wird etwa ein Ensemble der Philharmoniker Kaffeehausmusik an Bord spielen.

Das Projekt kostet 150 000 Euro, die Hälfte des Geldes kommt von der Ruhrkohle AG. Das saarländische Kultusministerium, das europäische Kooperationsprogramm "Interreg", die saarländische und die luxemburgische Filmförderung sponsern die Veranstaltungen ebenfalls.

"Es ist die erste große Aktion des Saarländischen Filmbüros", sagt Koob. Von Saarbrücken aus ist der Kohlekahn erst die Saar hinauf in Richtung Lothringen nach Saargemünd gefahren, von dort zurück in die andere Richtung nach Schengen. Bevor das Schiff nach Düsseldorf kommt, wird es in Köln anlegen und danach Richtung Duisburg und Oberhausen weiterfahren. In Dortmund ist Endstation.

"Es ist eigenartig, wie mit einem Zirkus von Ort zu Ort zu reisen", erzählt Koob. Er reist nicht auf dem Schiff mit, dort können neun Menschen an Bord sein. Während der Reise wohnen nur die drei Mann Besatzung auf dem Kahn.

(RP)
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