Düsseldorf Finn ist Europameister im Kopfrechnen

Düsseldorf · Der elfjährige Finn Bauwens löst komplizierte Rechen-Aufgaben ohne Hilfsmittel. 2016 will er bei der Weltmeisterschaft antreten.

 Aufgaben, wie diese an der Tafel, löst Siebtklässler Finn Bauwens (11) in Sekundenbruchteilen im Kopf.

Aufgaben, wie diese an der Tafel, löst Siebtklässler Finn Bauwens (11) in Sekundenbruchteilen im Kopf.

Foto: Andreas Bretz

Kubikwurzeln, Primfaktorzerlegung, Quadratzahlen - was andere erst im Lexikon nachschlagen müssen, ist für Finn Bauwens eine Sache von Sekundenbruchteilen. Ein kurzer Blick an die Tafel, dann steht seine Antwort fest: 123. Die Kubikwurzel aus 1860867, also die Suche nach der Zahl, die hoch drei genommen 1860867 ergibt, war keine Herausforderung für den Elfjährigen. Er besucht die siebte Klasse des Theodor-Fliedner-Gymnasiums in Kaiserswerth und belegte als bester Europäer den fünften Platz seiner Altersklasse bei der weltweiten "Junior Mental Calculation World Championship 2015", also der Kinder- und Jugendweltmeisterschaft im Kopfrechnen.

Kein Grund zur Sorge also für alle, denen die Lösung der Aufgabe nicht sofort vorschwebt. Denn die Begeisterung für Zahlen wurde Finn in die Wiege gelegt: "Zwar kam Finn erst auf dem Gymnasium zur Teilnahme an Wettbewerben, aber schon immer hat er jede Zahl, die ihm begegnet ist, irgendwie verarbeitet. Jeder Gegenstand mit Ecken wird berechnet, jeder Bon an der Kasse oder im Restaurant kontrolliert", erzählt Mutter Katrin Bauwens. Praktisch - denn Finn sei dabei schneller und genauer als jeder andere. Geschwindigkeit war auch bei der Weltmeisterschaft ein entscheidender Faktor.

In zwei Stunden warteten 350 Aufgaben aus 24 verschiedenen Bereichen. "Die schafft man nicht alle", sagt Finn. Etwa die Hälfte sei realistisch. Eines seiner Spezialgebiete dabei: Die Wochentagsberechnung für jedes beliebige Datum seit der Einführung des gregorianischen Kalenders 1582. Wie er das macht, ist für Finn schwer zu erklären - für ihn ist schließlich alles ganz logisch. "Finns Leistung hat natürlich viel mit Begabung zu tun. Aber es gibt auch bestimmte Algorithmen, Tricks und Codes, die man kennen muss", erklärt Finns Mathe- und Klassenlehrer Dominique Friedrichs. Er ist am Theodor-Flieder-Gymnasium auch für die Begabtenförderung zuständig und brachte seinen Schüler zur Kopfrechen-Weltmeisterschaft - für Finn eine unvergessliche Erfahrung: "Man lernt Kinder aus aller Welt kennen. Sieger in meiner Altersgruppe wurde ein in Kanada lebender Libanese, viele kamen auch aus Dubai", berichtet der Elfjährige.

Im Ausland hätten solche Mathematik-Wettbewerbe ein ganz anderes Prestige als in Deutschland, bestätigt auch Friedrichs. Gerade aus dem arabischen Raum kämen viele Kinder schon mit eigenen Sponsoren und Trainern zu den Wettbewerben. Nicht so Finn, der trotz seines Erfolgs auf dem Boden geblieben ist. Auch in anderen Fächern schreibt er Bestnoten, hat schon in der Grundschule eine Klasse übersprungen und spielt nebenher noch Hockey, Tennis und Kontrabass. Für Finn jedoch kein Grund zur Angeberei. "Gerade deswegen ist er bei seinen Mitschülern beliebt", weiß Lehrer Friedrichs. "Finn ist keineswegs außen vor, wie es bei vielen anderen begabten Schülern oft der Fall ist. Die Klasse ist einfach stolz auf ihn." Da ist es selbstverständlich, dass während der Weltmeisterschaft mitgefiebert wurde - Neuigkeiten schickte Finn den Mitschülern live aus Münster aufs Handy.

Ob er mal Mathematiker werden will, weiß er noch nicht. Fest eingeplant ist in jedem Fall aber die Weltmeisterschaft 2016 - dann in der nächsthöheren Altersklasse und mit noch schwierigeren Aufgaben.

(RP)
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