Standpunkt Flagge zeigen für ein tolerantes Garath

Düsseldorf · Zum zweiten Mal innerhalb von nicht mal vier Wochen steht Garath heute im Mittelpunkt von zwei Demonstrationen. Das Bündnis "Düsseldorf stellt sich quer" will seinen Protest gegen einen Aufmarsch der Republikaner zum Ausdruck bringen. Deren Kreisvorsitzender Karl-Heinz Fischer ist Garather und bewegt sich damit auf bekanntem Terrain. Bei Facebook erfährt man mehr über seine Geisteshaltung.

12.000 Flyer haben die Republikaner in den vergangenen Tagen in den Garather Briefkästen verteilt, um für ihre Demo heute Nachmittag in Garath gegen die Flüchtlingspolitik zu aufzurufen. Für Linken-Ratsfrau Angelika Kraft Dlangamandla, die selber in Garath lebt, Ansporn genug, umso kräftiger für die angemeldete Gegen-Demonstration des Bündnisses "Düsseldorf stellt sich quer" zu werben. Diese Kundgebung beginnt heute um 15 Uhr an der Kurt-Schumacher-Straße vor dem Netto-Markt. Den Republikanern hat die Polizei untersagt, bis zur Fritz-Henkel-Schule zu ziehen. Denn in der dortigen Schulhalle hat die Stadt Flüchtlinge untergebracht, wie auch im Hotel Achteck.

Warum die rechtspopulistische Partei ausgerechnet in Garath Stimmung macht? Immerhin hat es bei der Kommunalwahl mit dem in Garath wohnenden Karl-Heinz Fischer ein Republikaner in die Bezirksvertretung geschafft. Das gelang ihnen in keinem anderen Stadtbezirk. Auch in den Stadtrat hat es ein Vertreter der rechtsnationalen Partei geschafft. Fischer ist zugleich Kreisparteivorsitzender. Bei der Kommunalwahl im Mai bekam Fischer wieder ausreichend Stimmen, um ins Stadteilparlament einzuziehen. Dort fällt der 62-Jährige eher dadurch auf, dass er nichts Substanzielles zur Diskussion beiträgt - wenn er sich denn überhaupt mal zu Wort meldet.

Dem ersten Aufruf der Republikaner zur Demo in Garath Mitte Juli waren gerademal 100 Leute gefolgt. Unter den applaudierenden Zuhörern waren vor allem geübte Montags-Marschierer, die in den vergangenen Monaten regelmäßig den Aufrufen der rechtsextrem geprägten und islamfeindlichen "Dügida"-Bewegung gefolgt waren. Auch bekannte Hooligans klatschten für die Stammtischparolen der Rechtspopulisten, die ihre Gegner als Demokratiefeinde beschimpften. Die Nähe zu Dü- und Pegida-Bewegungen zeigt sich schon bei der Wortwahl der Düsseldorfer Republikaner. Auf deren Facebookseite heißt es, dass man bei der Demo heute "ein Zeichen gegen den linken Meinungsterror und die Lügenpresse" setzen wolle. Stand gestern: 46 Zusagen. Auch Fischer hat eine eigene Facebookseite. Interessant ist, was ihm so alles gefällt.

Etwa ein Foto, bei dem Folgendes steht: "Deutschland lag in Schutt und Asche. Aber unsere Vorfahren sind nicht geflüchtet! Sie haben unser Land wieder aufgebaut, jedoch nicht, um es Islamisten und Sozialtouristen zu überlassen." Mitglied ist er auch in der Facebook-Gruppe "Du bist Düsseldorfer, wenn du Republikaner bist." Neben Fischer gibt es sieben weitere Mitglieder. In einem Beitrag von Ende Juli ist mit mehreren Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern exakt dieses zu lesen: "Jeder dieser undankbaren Schmarotzer die es wagen sich über unterbringen und oder Verpflegung zu beklagen sollte verhaftet werden und postwendend in den nähsten Flieger Richtung Herkunftsland gesetzt werden."

Fühlen sich Sympathisanten der rechten Szene in Garath besonders wohl? Der Blick in die Statistik der Kommunalwahl 2014 zeigt, dass in Garath bei den Stadtrats-Wahlen 164 Mal das Kreuzchen bei den Republikaner gemacht wurde, bei einer Gesamtzahl der gültigen Stimmen von 4860 - das sind 3,4 Prozent. In Urdenbach gab es ähnlich viele gültige Wähler-Stimmen, da lag der Anteil der REP-Wähler bei 29. Allerdings wurde in Garath auch über den Stadt-Durchschnitt links gewählt: 316 Stimmen macht 6,5 Prozent (stadtweit liegen die Linken bei 5,2 Prozent). Linken-Ratsfrau Kraft-Dlangamandla kann sich vorstellen, dass einige von denen, die die Rechtspopulisten gewählt haben, aus der eigenen Armut heraus zu Protestwählern geworden sind.

Garath gilt als Stadtteil mit einer bunten Mischung und vielen toleranten Menschen. Entstand er doch vor 52 Jahren am Reißbrett, um Heimat für viele tausende Familien zu werden. Nicht wenige tragen hinten ein "-ski" im Namen und können sich gut daran erinnern, dass nach dem Zweiten Weltkrieg auch ihre Familien auf der Flucht waren oder sich eine neue Heimat suchten.

Ihre Haltung zu den Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen, in der Hoffnung auf ein sicheres und besseres Leben, können die Garather heute wieder zeigen.

(RP)
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