Düsseldorf Flüchtlinge dürfen in Unterkunft bleiben

Düsseldorf · Die Stadt nimmt den im Dezember angeordneten Zwangsumzug von vier Flüchtlings-Familien in Eller zurück. Bei einer Kundgebung der Initiative "Stay" versprach sie: Die Menschen dürfen weiter in den Häusern leben.

 Petimat und ihre Eltern, die in der Öffentlichkeit nicht ihren Namen nennen wollen, sind vor acht Monaten aus Tschetschenien nach Düsseldorf gekommen und dürfen nun weiter in Eller wohnen.

Petimat und ihre Eltern, die in der Öffentlichkeit nicht ihren Namen nennen wollen, sind vor acht Monaten aus Tschetschenien nach Düsseldorf gekommen und dürfen nun weiter in Eller wohnen.

Foto: hans-jürgen Bauer

Erleichterung gestern bei den Flüchtlings-Familien in Eller: Sie dürfen weiter in ihren Unterkünften am Hasseler Richtweg wohnen. Das verkündete Roland Buschhausen, der Leiter des Amtes für soziale Sicherung und Integration, bei einer Kundgebung der Flüchtlings-Initiative "Stay" vor den Häusern. Diese hatte zum Protest gegen den gestern geplanten Zwangsumzug der Familien in eine städtische Sammelunterkunft aufgerufen. Auch die Politik kritisiert das Vorgehen der Stadt: SPD und Grüne fordern ein Gesamtkonzept für die Unterbringung von Flüchtlingen.

Umgesiedelt werden sollten die Familien, weil die Häuser am Hasseler Richtweg als Unterkunft für Obdachlose dienen sollten. Die Flüchtlinge sollten in eine neue Sammelunterkunft in einer ehemaligen Schule an der Lacombletstraße ziehen. "Stay" hatte dies scharf kritisiert: "Vier Familien müssten dann wieder entwurzelt werden. Die Kinder gehen schon in Eller zur Schule und haben soziale Kontakte geknüpft. Diese hätten sie im Falle eines Umzugs verloren", sagte Oliver Ongaro vom Vorstand der Initiative.

Der Verein hatte kurz vor Weihnachten in einer dramatisch formulierten Pressemitteilung auf die Situation aufmerksam gemacht. Daraufhin hatte sich der Streit zugespitzt: Die Stadt setzte an der Lacombletstraße zur selben Zeit eine Pressekonferenz an, zu der "Stay" nach Eller lud.

Kirche stellt Haus für Obdachlose

Gestern verkündete die Stadt ihre Kehrtwende. Die Flüchtlinge sollen bleiben, die Obdachlosen in eine andere Unterkunft ziehen. "Die Kirche ist bereit, ein Haus in der Innenstadt für die wohnungslosen Menschen zur Verfügung zu stellen. Als Vermittler in dieser Sache war Herr Ongaro tätig", erklärte Roland Buschhausen. Er äußerte Verständnis für die von "Stay" angebrachte Kritik. "Es gibt in Düsseldorf schöne und weniger schöne Unterkünfte für Flüchtlinge — und die Häuser am Hasseler Richtweg gehören eben zu den schöneren."

Die betroffenen Familien zeigten sich erfreut über die Entscheidung. Petimat zum Beispiel lebt seit acht Monaten nach der Flucht aus Tschetschenien mit ihren Eltern und den sechs Geschwistern in Eller, besucht dort die Schule und hat bereits viele neue Freunde gefunden. "Ich finde toll, dass alle Kinder hier bleiben dürfen", sagte die Elfjährige.

"Stay" hält trotzdem an seiner grundsätzlichen Kritik an der Flüchtlingspolitik der Stadt fest: "Wir sind immer noch der Meinung, dass viele Unterkünfte für die Menschen nicht geeignet sind. Einige Flüchtlinge müssen zum Beispiel in Hotels leben und können dort nicht einmal kochen", sagt Oliver Ongaro. Unterstützung bekommt er aus der Politik: Die Stadt müsse die Vorfälle in Eller zum Anlass nehmen, schnellstmöglich ein tragfähiges Konzept zur Unterbringung von Flüchtlingen zu erarbeiten, fordert die Ratsfraktion der Grünen. Dies sei vor allem im Hinblick auf die zu erwartenden steigenden Flüchtlingszahlen notwendiger als je zuvor.

So sieht es auch OB-Kandidat Thomas Geisel von der SPD. Er bezeichnet den Umgang der Stadt mit Flüchtlingen als "unwürdig". Die Schuld an der schlechten Unterbringungs-Situation gibt er vor allem dem Baudezernat, das für die Beschaffung von Unterkünften zuständig ist. Obgleich das Sozialamt immer wieder gemahnt hätte, Kapazitäten zu schaffen, sei das Baudezernat dieser Forderung nie nachgekommen, kritisierte Geisel.

(lai)
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