Düsseldorf Stadt erfasst Berufe aller Flüchtlinge

Düsseldorf · Die Landeshauptstadt legt den Grundstein für die Integration von anerkannten Asylbewerbern. Bis zu 200 Ehrenamtler fragen jetzt alle Flüchtlinge nach ihrer Qualifikation.

Die Stadt Düsseldorf hat eine funktionierende Willkommenskultur, jetzt stellt sie die Weichen für eine gelingende sowie effektive Integration von Flüchtlingen. Der gerade vom Rat zum Stadtdirektor gewählte Sozialdezernent Burkhard Hintzsche geht davon aus, dass die Hälfte aller in Düsseldorf untergebrachten Flüchtlinge nach dem Anerkennungsverfahren auch in der Stadt bleibt und zudem zahlreiche von außen zuziehen. Düsseldorf sei als Wirtschaftsstandort für anerkannte Flüchtlinge ebenso interessant wie für jeden anderen Arbeitnehmer. Hintzsche bringt es salopp auf den Punkt: "Die bleiben doch nicht alle in der Eifel." Das tun die Stadt und ihre Partner:

900 Flüchtlinge kommen mit Sonderzügen in Düsseldorf an
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900 Flüchtlinge kommen mit Sonderzügen in Düsseldorf an

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Foto: Christoph Reichwein

Zahlen Derzeit leben in Düsseldorf 4200 Flüchtlinge in städtischen und 1800 in Landes-Unterkünften. Wurden im Frühjahr 150 Flüchtlinge im Monat aufgenommen, so kommen nun 150 pro Woche. Wie die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch gestern im Gesundheitsausschuss sagte, finde die von der Landesregierung zugesagte Minderzuweisung in kommunale Einrichtungen als Ausgleich für die Errichtung von Landesunterkünften bislang praktisch nicht statt. "Wir hoffen, dass sich das bald ändert."

Gesundheit Die Stadt ist dabei, die Bewohner in den mehr als 40 Einrichtungen konsequent "durchzuimpfen", wie es im Fachjargon heißt. Rund die Hälfte ist bereits gegen Masern, Windpocken, Mumps, Röteln, Diphtherie und Keuchhusten geimpft, Jugendliche auch gegen Windpocken, Kinder erhalten die übliche Sechsfachimpfung. Eine große Grippeimpfungs-Aktion sei in Vorbereitung. Die Bevölkerung müsse keine Angst vor übermäßiger Ansteckungsgefahr haben, sagen die Experten - außerdem sei der Impfschutz auch der übrigen Bevölkerung nicht perfekt.

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Foto: RPO, Laura Sandgathe

Engagement Mehr als 60 Ärzte haben sich am Montagabend im Rathaus über freiwillige Einsatzmöglichkeiten informiert, die Uniklinik schickt sogar ganze Gruppen von Assistenzärzten. Die Mediziner helfen bei der Impfaktion, auch werden nun regelrechte Hausarztpraxen in den großen Unterkünften eingerichtet. "Dort finden drei- bis fünfmal wöchentlich mehrstündige Sprechstunden statt", sagt Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke. Bei der Stadt haben sich bislang mehr als 3000 Ehrenamtler gemeldet, die bei Betreuung, Amtsgängen, Deutschunterricht etc. helfen. Koch: "Ich hoffe, das Engagement der Bürger hält über Jahre, denn das Thema Flüchtlinge wird uns lange beschäftigen."

Qualifikation Bis zu 200 Ehrenamtler gehen jetzt mit einem Fragebogen durch die Düsseldorfer Unterkünfte, um die berufliche Qualifikation der Flüchtlinge zu erfragen. In Zusammenarbeit mit dem bundesweit ersten "Integration Point" der Arge in Düsseldorf soll dann nach beruflichen Perspektiven und weiteren Qualifikations-Möglichkeiten gesucht werden.

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Foto: Kai Jürgens

Zukunft Zwar kommt im Rahmen der Drehkreuzfunktion Düsseldorfs aktuell alle zwei Tage eher "nur" ein Zug am Fernbahnhof an (möglich wäre organisatorisch die Abfertigung von bis zu drei), die Stadt rechnet nach einer Pause jedoch wieder mit einem Anstieg. Das hat auch Folgen für die Aufnahme in Düsseldorf. Es werden jetzt neun Container-Wohnanlagen fertiggestellt, weitere Unterbringungsmaßnahmen für 2016 werden in einer Klausur erarbeitet.

(ujr)
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