Düsseldorf Flüchtlinge finden kaum Wohnungen

Düsseldorf · 3000 Zufluchtsuchende müssten nicht mehr in Unterkünften leben, aber erst 200 konnten umziehen.

Stadt und Diakonie wollen mehr anerkannte Flüchtlinge in den freien Wohnungsmarkt vermitteln. Wie schwierig das ist, belegen aktuelle Zahlen, die gestern im Integrationsrat präsentiert wurden. Danach konnten erst 200 Menschen in den frei finanzierten Wohnungsmarkt vermittelt werden. "Der Markt in Düsseldorf ist extrem angespannt", sagte Florian Tiegelkamp-Büngers vom städtischen Wohnungsamt. Dabei könnten 3000 der aktuell rund 7800 in städtischen Unterkünften lebenden Männer, Frauen und Kinder längst ein eigenes Dach über dem Kopf haben. Denn sie verfügen über das, was im Amtsdeutsch "verfestigter Aufenthaltsstatus" genannt wird.

Tiegelkamp-Büngers und Mitstreiterin Sabine Hollands von der Diakonie wollen diese Situation ändern, zum einen weil es für die Menschen besser ist, zum anderen, weil es hilft, die hohen Unterbringungskosten zu reduzieren. Potenziellen Vermietern bieten sie deshalb einen "Rundum-Service" an. Konkret bedeutet das: Sie schauen sich den angebotenen Wohnraum an und geben sofort eine Einschätzung ab, ob der für eine Vermittlung infrage kommt. Bei der dann eventuell folgenden zweiten Besichtigung begleiten sie die angehenden Mieter. Könnte sich ein Eigentümer einen Vertrag vorstellen, begleitet das "Team zur Akquisition von frei finanziertem Wohnraum" auch die Leistungsbewilligung durch jene Behörden, die meist die Miete übernehmen: Jobcenter oder Sozialamt.

"Wir organisieren auch den Übergang von der Flüchtlingsunterkunft in die Wohnung, erläutern die Hausordnung und helfen bei der Suche nach einem Kita-Platz", sagt Hollands. Wichtig für potenzielle Vermieter: Anstelle einer Kaution tritt eine vergleichbare Garantie des Amts. Allerdings sind Wohnungsgröße und Miethöhe gedeckelt, sobald staatliche Leistungen fließen. Bei einer Person sind es bis zu 50 Quadratmeter und 415 Euro (mit Nebenkosten, ohne Heizung), bei einer vierköpfigen Familie bis zu 95 Quadratmeter sowie 805 Euro. Harsche Kritik übten die Politiker an der seit einer Woche geltenden Wohnsitzauflage, die Flüchtlinge an die aufnehmende Kommune bindet und so verhindert, dass Menschen in Städte mit Leerständen umziehen. "Absolut kontraproduktiv", sagte Rainer Matheisen (FDP).

(jj)
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