Verdopplung bis Jahresende Flüchtlinge in Düsseldorf - Bürger fühlen sich übergangen

Düsseldorf · Anwohner im Osten Düsseldorfs wehren sich dagegen, dass mehr als ein Viertel der Flüchtlinge in Düsseldorf bei ihnen untergebracht werden soll. Sie fühlen sich von der Stadt schlecht informiert - und wollen sich organisieren.

 Gut 250 Anwohner rund um die Bergische Landstraße kamen zur Diskussion in die Scheune am Conesweg.

Gut 250 Anwohner rund um die Bergische Landstraße kamen zur Diskussion in die Scheune am Conesweg.

Foto: Ruhnau

Am östlichen Rand der Stadt sorgen die Pläne der Verwaltung für mehrere Flüchtlingsheime weiter für Unruhe. Zu einem Treffen in der Scheune am Conesweg in Hubbelrath kamen mehr als 250 Anwohner aus drei Initiativen. Die Teilnehmer vereinbarten Zusammenarbeit. Das weitere Vorgehen wollen sie vom Verhalten der Stadt abhängig machen: Sie verlangen Antworten zum geplanten Zuzug von 1000 Flüchtlingen in drei Einrichtungen.

Haupttenor des Treffens am Freitagabend, zu dem Anwohner aus Hubbelrath, Knittkuhl und Ludenberg kamen: Viele Menschen fühlen sich durch die Ankündigung der Stadtspitze verunsichert und überrollt, ihnen fehlt es an solider Informationspolitik. "Warum hat man nicht zuerst einmal mit uns gesprochen", fragte eine Teilnehmerin und erhielt kräftigen Applaus. Genau das habe Oberbürgermeister Thomas Geisel doch versprochen: mehr Transparenz und Beteiligung.

Um die 600 Flüchtlinge sollen in der Bergischen Kaserne untergebracht werden. Sie ist als Standort für ein Erstaufnahmelager vorgesehen.

Um die 600 Flüchtlinge sollen in der Bergischen Kaserne untergebracht werden. Sie ist als Standort für ein Erstaufnahmelager vorgesehen.

Foto: Reichwein

Durch den Abend führten die Anwohner Stefan Reichert und Andreas Goßmann, als Ex-Vorstand der Stadtsparkasse und Wahlkampf-Berater von Geisel bestens bekannt. Sie betonten, sie wollten sich von keiner Partei instrumentalisieren lassen, sondern im Interesse aller Bürger eine Initiative für das "Bergische Viertel" gründen. Denn es gehe um viel mehr als nur die Unterbringung von Flüchtlingen.

Die Faktenlage: Vor Weihnachten hatten sich die Pläne verdichtet, in der Bergischen Kaserne eine Erstaufnahme einzurichten. Die Rede ist von 600 Menschen, die hier einige Wochen bleiben, bevor sie auf die Unterkünfte im Land verteilt werden. Geisel hatte der Landesregierung früh Zustimmung signalisiert, wobei auch eine Rolle spielte, dass diese Menschen auf das Kontingent angerechnet werden, das Düsseldorf zu übernehmen hat. Was nun für Unmut sorgt: Nur wenige hundert Meter von der Kaserne entfernt, an der Blanckertzstraße sowie Am Bongard, soll es zusätzlich städtische Unterkünfte geben.

Die Zahl der Flüchtlinge in Düsseldorf soll sich in der Landeshauptstadt bis Jahresende auf 4000 ungefähr verdoppeln. Vor diesem Hintergrund sagten viele Redner, man müsse helfen und den Menschen Platz bieten. Sie wollen sich auch nicht in die rechte Ecke drängen lassen. "Aber warum müssen hier an der Bergischen Landstraße auf einem Kilometer 1000 Menschen untergebracht werden", fragte Goßmann. Das seien 25 Prozent der Flüchtlinge in Düsseldorf, mit den Einrichtungen in Gerresheim bewege man sich auf das Drittel zu. Gitta Dahlmann sprach davon, augenscheinlich wolle man den Osten zersiedeln. Ein anderer Diskutant ergänzte: "Hat die Stadtverwaltung etwas gegen den Stadtbezirk 7?"

Reichert fand es nachvollziehbar, dass einige Menschen sich Sorgen um den Wert ihrer Immobilie machten. Wer auf dem Millionenhügel, wie man Hubbelrath spöttisch nenne, wohne, könne einen Verlust von 500 000 Euro vielleicht verkraften, hieß es, aber wer in der Knittkuhl lebe und lange auf sein kleines Häuschen gespart habe, für den könne es sich um eine existenzielle Frage handeln.

Die Stadtspitze hat im Osten bereits jetzt viel Vertrauen verspielt, das wurde deutlich. Die Ausführungen von Sozialamtsleiter Roland Buschhausen vor Politikern und Bürgern wurden als "sehr dünn" bezeichnet. Zu baulichen Fragen konnte er sich kaum äußern. Jetzt will man selbst einen Baurechtler einschalten. Auch möchten die Menschen wissen, wer kommt - Familien, junge Männer. Das sei wegen der Infrastruktur, Einkaufsmöglichkeiten oder Schulversorgung, wichtig. "Die Menschen werden sich hier bewegen, und das sollen sie auch", sagte Reichert.

(RP)
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