Flüchtlingskrise Flüchtlings-Züge fahren abwechselnd nach Dortmund und Düsseldorf

Düsseldorf · Die Zuwanderung in Nordrhein-Westfalen wird nach Einschätzung der Landesregierung weiter auf Rekordniveau bleiben. In dieser Woche werde mit weiteren 14.000 Flüchtlingen gerechnet, sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Montag. Düsseldorf unterstützt Dortmund nun bei der Weiterleitung der Flüchtlinge.

Flüchtlinge Montagnacht in Düsseldorf angekommen
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Rund 130 Flüchtlinge erreichen Düsseldorf mit Zügen

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Foto: Kai Jürgens

Etwa 6.500 Asylsuchende werden laut Jäger mit Zügen aus Ungarn und Österreich nach Dortmund und Düsseldorf gebracht. Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau und sein Düsseldorfer Amtskollege Thomas Geisel einigten sich am Montag darauf, dass die Züge in dieser Woche abwechselnd nach Dortmund beziehungsweise Düsseldorf fahren. Von dort werden die Flüchtlinge auf die einzelnen Kommunen weiterverteilt. Am späten Montagabend wird ein Flüchtlingszug in Dortmund erwartet. Am Dienstag kommen die Flüchtlinge am Düsseldorfer Hauptbahnhof an, am Mittwoch fahren die Züge wieder nach Dortmund. In diesem Rhythmus geht es dann weiter.

Laut Innenminster Jäger kommen zu 6500 Flüchtlingen weitere 7.500 Menschen voraussichtlich auf regulären Wegen nach Deutschland. Doch verfügten weder Bund noch Länder über hinreichende Informationen, um exakte Voraussagen machen zu können.

Flüchtlinge: Große Hilfsbereitschaft in Dortmund
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Große Hilfsbereitschaft am Dortmunder Hauptbahnhof

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Foto: dpa, mjh

Vergangene Woche hatte NRW laut Jäger bereits täglich zwischen 1.000 und 1.400 Asylbewerber aufgenommen, davon allein 3.300 Menschen am letzten Wochenende. Etwa 2.000 Flüchtlinge kamen mit Sonderzügen aus München in Dortmund und Düsseldorf an. Die bayerische Staatsregierung habe NRW dringend um Unterstützung gebeten. Ohne NRW würde das Aufnahmesystem in Deutschland "schnell an die Grenzen kommen", sagte der Minister. Derzeit nehme das bevölkerungsreichste Bundesland 30 Prozent aller Flüchtlinge auf. Letzte Woche seien zur Erstaufnahme Unterkünfte mit 3.500 Plätzen geschaffen worden. Derzeit seien in NRW 37.000 Flüchtlinge in 155 Erstaufnahme-Einrichtungen untergebracht, 129 Plätze seien in Notunterkünften.

Fassungslos zeigte sich Jäger über die Haltung einzelner EU-Staaten, die nicht nur tatenlos bei dieser humanitären Katastrophe zuschauten, sondern Deutschland auch noch für seine Aufnahmebereitschaft kritisierten. Europa sei "nicht nur eine Gemeinschaft zum Anzapfen von Fördertöpfen, sondern auch eine Wertegemeinschaft". Unter der warmen Decke dieser Werte sei bei einigen Mitgliedsstaaten inzwischen "menschliche Kälte eingezogen", beklagte Jäger. "Das macht mich persönlich fassungslos." Stolz mache ihn aber großartige Hilfsbereitschaft der Nordrhein-Westfalen für die Flüchtlinge. Dies sei "gelebte Willkommenskultur", die unbedingt aufrechterhalten werden müsse.

Ursachen der großen Flucht
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Ursachen der großen Flucht

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Foto: ALESSANDRO BIANCHI
Flüchtlinge: In diesen Regionen der EU ist der Andrang besonders groß
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Flüchtlinge: In diesen Regionen der EU ist der Andrang besonders groß

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Foto: dpa, kc jak

Die von der Bundesregierung für die Flüchtlingshilfe zusätzlich bereit gestellten 6 Milliarden Euro bezeichnete der NRW-Minister als völlig unzureichend. Davon gingen jeweils die Hälfte in die Sozialetats des Bundes und an die Länder. Für NRW bedeuteten dies zusätzlich lediglich 600 Millionen Euro. Im Etat für 2016 habe die Landesregierung aber allein mit Flüchtlingskosten in Höhe von 1,7 Milliarden Euro kalkuliert. "Das ist ein extremes Missverhältnis", sagte Jäger. Noch vor dem Flüchtlingsgipfel am 24. September müsse hier Einigkeit zwischen Bund und Ländern erzielt werden.

(KNA/url/isf)
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