Düsseldorf Ratten: Missstände im Flüchtlingsheim in Düsseltal

Düsseldorf · Teile der ehemaligen Schule Lacombletstraße sind in miserablem Zustand. Eine Helferin berichtet von einem Kind mit Rattenbiss.

 Die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch in der heruntergekommenen Gemeinschaftsküche in der ehemaligen Schule.

Die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch in der heruntergekommenen Gemeinschaftsküche in der ehemaligen Schule.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Bericht einer Ehrenamtlichen sorgt für Diskussionen um die Flüchtlings-Unterkunft an der Lacombletstraße in Düsseltal. Sigrun Schmidt, die Spenden für Asylbewerber sammelt, hat mit einer syrischen Familie in der Unterkunft gesprochen. Die Mutter habe ihr eine Wunde am Arm eines ihrer Kinder gezeigt und gesagt, sie stamme von einem Rattenbiss, berichtet sie. "Sie hat die Kinder nicht mehr ins Bad gelassen." Schmidt meint: "In der Unterkunft muss was passieren."

Ob es wirklich Ratten in dem Gebäude oder den Sanitärcontainern auf dem Hof gibt, kann die städtische Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch nicht sagen. "Ich würde da ein großes Fragezeichen machen", sagt sie. Der Hausverwalter habe von dem Fall nichts gehört, auch sonst seien keine Sichtungen bekannt. Die Familie wohnt inzwischen nicht mehr in der Unterkunft. Allerdings: Ausschließen lässt es sich nicht. Die Türen in die Schule stehen häufig offen. Die Stadt lässt jetzt das Grün vor der Schule zurückschneiden.

 In den ehemaligen Klassenzimmern wohnen die Familien. Dieser Raum wartet auf die nächsten Bewohner.

In den ehemaligen Klassenzimmern wohnen die Familien. Dieser Raum wartet auf die nächsten Bewohner.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Seit Dezember 2013 wird das Gebäude, in dem zuletzt ein Studieninstitut ansässig war, zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Rund 200 Menschen leben dort derzeit. Weil der Platzmangel in Düsseldorf sich in den vergangenen Monaten verschärft hat, ist inzwischen auch die Turnhalle belegt. Durch den Ratten-Verdacht steht die Unterkunft nun im Fokus - und die Zustände dort sind auch unabhängig von einem Schädlings-Befall teilweise katastrophal. "Das ist unsere schlimmste Unterkunft", räumt auch Koch ein.

Die RP hat sich gestern gemeinsam mit der Flüchtlingsbeauftragten ein Bild vor Ort gemacht. Die Flüchtlinge wohnen in ehemaligen Klassenräumen. Familien mit bis zu vier Kindern werden in einem Raum untergebracht. Die Ausstattung ist karg. Jeder Familie stehen Betten, Spinde, ein Tisch und Stühle zu.

An vielen Türen auf der Herrentoilette fehlen die Klinken, eine Folge von Beschädigungen.

An vielen Türen auf der Herrentoilette fehlen die Klinken, eine Folge von Beschädigungen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Probleme gibt es vor allem in den Gemeinschaftsbereichen. Insbesondere eine Küche im Erdgeschoss, in der die Flüchtlinge kochen und spülen, ist stark heruntergekommen. Es fehlt ein Abfluss im Boden, vor den Spülbecken steht das Wasser. Die Herde und die Wände sind stark verschmutzt. Sie werden von einem Putzdienst gereinigt, auch die Bewohner sind angehalten, sie zu säubern. Ehrenamtler haben zudem mehrfach geschrubbt. "Das lässt sich aber nicht mehr saubermachen", sagt Koch. "Der Raum muss saniert werden."

Auch die Duschcontainer auf dem Hof machen Probleme. Es fehlt eine Lüftung, in den Containern steht feuchte Luft, es riecht muffig. Ein Wasserkessel ist von unten angerostet. In der Herren-Toilette - dem ehemaligen Schulklo - fehlen an vielen Türen die Klinken. Das ist eine Folge von Beschädigungen. In dem Heim herrsche eine anonyme Atmosphäre, sagt Koch: Die Lacombletstraße wird als Erstunterkunft genutzt, die Fluktuation ist hoch. Im Heim an der Schanzenstraße in Oberkassel, das gerade wegen Schimmelbefall saniert wurde, werden die einzelnen Toiletten bestimmten Zimmern zugeordnet, um die soziale Kontrolle zu erhöhen.

Auch wenn die Missstände bekannt sind, ist ein Aus für dieses Flüchtlingsheim nicht in Sicht - die Stadt findet keine Alternativen (siehe Text unten). Sanierungen, auch mit Hilfe von Ehrenamtlern, sind angedacht. Die Lacombletstraße kann noch für zwei Jahre als Flüchtlingsheim genutzt werden, dann soll das Gelände verkauft werden.

(RP)
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