Düsseldorf Flughafen: SPD irritiert über Grünen-Vorstoß

Düsseldorf · Die Stadtpolitik diskutiert die Positionierung der Landes-Grünen gegen die Kapazitätserweiterung des Flughafens. Zustimmung kommt von der Linken, sonst ist viel Kritik zu hören.

 Der Himmel über Düsseldorf soll, wenn es nach dem Wunsch des Flughafens geht, tagsüber öfter von startenden und landenden Flugzeugen durchschnitten werden.

Der Himmel über Düsseldorf soll, wenn es nach dem Wunsch des Flughafens geht, tagsüber öfter von startenden und landenden Flugzeugen durchschnitten werden.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Vor drei Jahren startete der Flughafen seine Bemühungen für eine Kapazitätserweiterung. Die Beschränkungen in Düsseldorf erlauben kein starkes Wachstum, deswegen gibt es nun den Vorstoß, das Landebahnsystem über Tag besser auszunutzen (siehe Kasten). Das Nachtflugverbot wird nicht angetastet, Flughafenchef Ludger Dohm verspricht sich weniger Verspätungen am Abend. Die Grünen im Landtag, mit der SPD in einer Koalition, haben vor der Öffentlichkeitsbeteiligung erklärt, gegen die Erweiterung zu sein. Sie wollen Urlauberverkehr zu "kleinen" Flughäfen wie Weeze oder Münster-Osnabrück verlegen und an den Großflughäfen höhere Gebühren für laute Jets nehmen.

In der Düsseldorfer Politik wird der Vorstoß überwiegend kritisch beurteilt. Nach Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) geht auch Andreas Rimkus auf Distanz. "Aufgeregtes Flügelschlagen", sagt der SPD-Chef, der im Aufsichtsrat des Flughafens sitzt. Den Vorschlag, Urlaubsflieger zu verlegen, hält er für unrealistisch. "Wer will das? Ich lebe in Düsseldorf und ich fliege von Düsseldorf aus", sagt der Bundestagsabgeordnete. Die einzig ernstzunehmende Idee der Grünen seien lärmabhängige Entgelte, die es aber längst gebe. Auch SPD-Fraktionschef Markus Raub, mit Grünen und FDP im Rathaus in einer Ampel-Kooperation, ist irritiert: "Ich nehme das nicht so ernst. Es wird nicht nach Wahlprogramm, sondern nach Recht und Gesetz entschieden." Flugzeuge seien heute leiser. "Und der Flughafen war zuerst da", betont Raub. "Wenn ich dorthin ziehe, muss ich damit rechnen, dass er sich ausweitet."

Manfred Neuenhaus (FDP) ist selbst Anwohner. "Ich wohne 300 Meter Luftlinie entfernt", sagt der Liberale. Dennoch spricht er sich für neues Wachstum aus, da es den Angerlandvergleich nicht verletze. "Wir brauchen den Flughafen, er ist Wirtschaftsmotor und Jobmaschine." Auch er verbucht die Haltung der Grünen als Wahlkampf: Sie seien nicht sehr populär in der Landesregierung und suchten nach einem Thema, mit dem sie bei ihrer Wählerklientel punkten könnten. Interessant sei, dass sie in sieben Jahren rot-grüner Regierung nichts in der Sache unternommen hätten.

Rolf Tups, der als CDU-Ratsherr Mitglied im Kontrollgremium des Flughafens ist, hält den Antrag des Airports "für eine Notwendigkeit" und glaubt auch, dass der Mehrverkehr über Tag am Abend für weniger Verspätungen sorgen könnte. "Natürlich bedeutet dies mehr Flüge, da müssen wir ehrlich sein, aber Düsseldorf als Wirtschaftsmetropole gewinnt durch sie." Die Grünen wollten Passagiere aus Ballungszentren über Land fahren lassen, was ein wenig widersinnig sei, und sie vergäßen die logistischen Herausforderungen - die Fluggesellschaften müssten etwa neue operative Kräfte an den Flughäfen aufbauen.

Grünen-Ratsfrau Angela Hebeler ist neu im Airport-Aufsichtsrat. Sie glaubt, dass der Flughafen "auch ohne mehr Kapazität gute Gewinnen machen kann". Die Grünen-Vorschläge lägen auf dem Tisch, sie seien eine gute Basis für eine neue Diskussion. Zustimmung für sie kommt allein von der Linken. Lutz Pfundner: "Die Grünen haben Recht. Die Lärmbelastung ist erheblich, wir sind deswegen ebenfalls gegen die Erweiterung."

(RP)
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