Düsseldorf Forschung: Wie altert das Gehirn?

Düsseldorf · Die jüngste Medizin-Professorin der Uni erläutert in einem Vortrag die Arbeitsweise des Gehirns.

Düsseldorf: Forschung: Wie altert das Gehirn?
Foto: Bretz Andreas

Das Gehirn, die Schaltzentrale des Körpers mit Milliarden Nervenzellen, gibt der Wissenschaft noch immer viele Rätsel auf. Zwar ist bekannt, welche Regionen im Kopf für Bewegung, Orientierung und Sprache, Emotionen, Erinnerung und Entscheidungen zuständig sind. Perfekt funktionieren aber kann das Gehirn nur, weil diese Gebiete durch Nervenfasern verbunden sind und miteinander kommunizieren. Die Datenautobahnen im Kopf zu entschlüsseln, ist das Spezialgebiet von Svenja Caspers, Professorin für Neurowissenschaften.

Wie die Koordination der Gehirnregionen funktioniert, dieses Thema wurde von der Forschung lange Zeit vernachlässigt. Erst durch neue Methoden der Kernspintomografie und hoch spezialisierte Mikroskope lassen sich die Verknüpfungen des Gehirns exakter untersuchen - von großen Nervenbündeln bis zur einzelnen Faser. "Wir wollen wissen, wie das bei gesunden Menschen funktioniert und was sich dann im Alter verändert", so Svenja Caspers. Dann ließe sich vielleicht erklären, warum der eine mit 65 Jahren in seinen Fähigkeiten eingeschränkt ist, es gleichzeitig aber 90-Jährige gibt, die noch außergewöhnlich fit sind. Antworten erhofft sich die Wissenschaftlerin durch eine Studie in Kooperation mit der Uni Essen, bei der 1200 Menschen untersucht werden. "Wir wollen verstehen, wie sich das alternde Gehirn verändert." Und welche Rolle es spielt, ob jemand übermäßig Alkohol trinkt, raucht, Sport treibt. Letztlich geht es um die Frage: Was ist Altern eigentlich? "Dies im gesunden Gehirn zu erforschen, wäre eine wesentliche Grundlage für das Verstehen schwerer Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz und Schizophrenie."

Svenja Caspers ist mit 34 Jahren die jüngste Professorin der Medizinischen Fakultät der Uni. Sie leitet bereits zwei eigene Arbeitsgruppen an der Uni und im Forschungszentrum Jülich. Dass sie gelegentlich für eine Studentin gehalten wird ("manchmal werde ich gefragt, wann denn der Dozent kommt"), amüsiert sie allenfalls. Promotion mit Bestnote und Dissertation als Jahrgangsbeste sind nur einige Mosaiksteine ihrer Vita.

Weil sie das Thema spannend findet, hat sie außerdem Volks- und Betriebswirtschaftslehre studiert und ist nicht nur Fachärztin für Anatomie, sondern auch Volkswirtin und Diplom-Kauffrau. Sie hat auch untersucht, ob Führungskräfte anders ticken. Und tatsächlich: "Wer ständig nach einem bestimmten Schema Entscheidungen trifft, nutzt andere Gehirnregionen, so als hätte man das Grundschema verinnerlicht, wie beim Fahrradfahren." Das gilt nicht nur für Manager.

Vortrag In der Reihe "Forschung im Fokus" berichtet Svenja Caspers am Donnerstag, 6. April, über die Datenautobahnen im Gehirn in einem öffentlichen Vortrag. Beginn: 19 Uhr im Haus der Universität, Schadowplatz 14.

(RP)
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