Düsseldorf Fracking: Kritik an SPD-Kandidat Thomas Geisel

Düsseldorf · Der frühere Ruhrgas-Manager hat sich dafür ausgesprochen, das umstrittene Verfahren zur Gewinnung von Erdgas testweise zuzulassen. Das stößt bei führenden Politikern von CDU und Grünen, aber auch in der SPD auf Unverständnis.

 Thomas Geisel, OB-Kandidat der SPD

Thomas Geisel, OB-Kandidat der SPD

Foto: Endermann, Andreas (end)

Sollte es nach der OB-Wahl am 25. Mai tatsächlich zu einer Stichwahl zwischen Amtsinhaber Dirk Elbers (CDU) und dem Kandidaten der SPD, Thomas Geisel, kommen, kann der Sozialdemokrat kaum damit rechnen, dass die Grünen ihrer Wählerschaft eine Empfehlung für ihn aussprechen. "Wir werden keinen Kandidaten unterstützen, der sich für Fracking in Düsseldorf, in NRW oder sonst irgendwo in Deutschland ausspricht", sagt die Chefin der Düsseldorfer Grünen, Mona Neubaur. Doch genau das hat Geisel getan.

 Thomas Jarzombek, Chef der Düsseldorfer CDU

Thomas Jarzombek, Chef der Düsseldorfer CDU

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der frühere Ruhrgas-Manager betonte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass diese Technologie zwar problematisch sei, das Thema jedoch keinesfalls tabuisiert werden dürfe. Geisel argumentiert, dass Anzahl der Chemikalien, die dabei unter hohem Druck ins Erdreich gepresst werden, um Erdgas zu gewinnen, inzwischen reduziert sei. "Man sollte auf jeden Fall einen Versuchsbetrieb angehen und Erfahrungen sammeln." Pikant: Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin und Landeschefin der SPD, spricht sich gegen die Technologie in NRW aus. Auch in den Reihen der Düsseldorfer Genossen schütteln viele den Kopf über ihren Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl. Öffentlich kritisieren will ihn mit Blick auf den Wahlkampf niemand.

 Grünen-OB-Kandidatin Miriam Koch

Grünen-OB-Kandidatin Miriam Koch

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Sehr wohl jedoch die anderen Parteien: "Ich bin schockiert über die Leichtfüßigkeit, mit der ein OB-Kandidat das Gemeinwohl zugunsten industrieller Interessen zur Disposition stellt", sagt Grünen-Chefin Neubaur. Grünen-OB-Kandidatin Miriam Koch vermutet einen Rückfall in seine frühere Rolle "eines Lobbyisten der Energiewirtschaft". Die Position sei indiskutabel. Koch sieht sich als Alternative dazu. Das ist auch Amtsinhaber Elbers, der Fracking ebenfalls ablehnt: "Solange ich hier noch atmen kann, wird es in dieser Stadt kein Fracking geben. Auch an anderen Orten bin ich absolut dagegen." Ähnlich argumentiert CDU-Chef Thomas Jarzombek. Ob Fracking zugelassen werde oder nicht, bestimme das jeweilige Bundesland: "NRW und auch die Landes-CDU haben sich klar dagegen entschieden." Da Geisel weder Landes- noch Bundespolitiker sei, sondern bei der Kommunalwahl antrete, "habe ich gestaunt". Gerade als Kandidat für eine Großstadt müsse man "unmissverständlich klarmachen, dass Fracking in dicht besiedelten Gebieten absolut inakzeptabel ist". Vielleicht sehe Geisel Düsseldorf "auch nur als Sprungbrett".

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Chefin der Düsseldorfer FDP, schließt nicht aus, Fracking in ländlichen, dünn besiedelten Gebieten zu testen. "In Ballungsgebieten bin ich jedoch absolut dagegen." Zumal nicht klar sei, ob diese Technologie das Grundwasser gefährde. Geisel merke man an, "dass er weder in seiner Düsseldorfer Fraktion noch in der Landes-SPD angekommen" sei. Hannelore Kraft, die bei seiner Nominierung eine Rolle gespielt haben soll, werde sicherlich noch bereuen, "dass sie die Räuberleiter für ihn gemacht hat".

(RP)
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