Düsseldorf Frau soll ihren Mann aus Eifersucht erstochen haben

Düsseldorf · Nach einer "Bündelung von Enttäuschungen" hat eine 60-jährige Frau ihren gleichaltrigen Mann im September 2014 in der gemeinsamen Wohnung erstochen. Das erklärte ihr Anwalt gestern zu Prozessbeginn vor dem Schwurgericht, bestätigte damit die Anklage wegen Totschlags. Nach einem Streit mit dem Gatten, der zuletzt eine Geliebte hatte, war die Ehefrau am Tattag ausgerastet, hatte ihm mindestens zwölf Messerstiche in Brust, Schulter und Nacken zugefügt. Bei der Auseinandersetzung sei der Mann "auf sie zugekommen", so ihr Anwalt. Da habe sie nach 40 Ehejahren zu einem Küchenmesser gegriffen und zugestochen. "Sie ist entsetzt über sich und über das, was geschehen ist", sagte der Verteidiger.

Permanent hatte die Frau offenbar Angst davor, ihr Mann würde sie verlassen. Dem Eventmanager, der als charmant, höflich und freundlich galt, soll sie 1980 nach einem Seitensprung noch verziehen haben. Als er ihr im April 2014 aber eröffnete, dass er erneut eine Geliebte habe, hat das die Frau nach den Worten ihres Anwalts in "massive Verzweiflung" gestürzt, nachdem sich zuvor schon "über Jahre hinweg eine Entfremdung aufgebaut" habe. Die Frau, die ihre Erklärung zur Anklage von dem Verteidiger vortragen ließ, schilderte die Vorgeschichte so: Wenn ihr Mann bei seiner Geliebten war, habe sie "aus der Not heraus, weil ich so verzweifelt war", vielfach Zuflucht beim gemeinsamen Sohn (35) gesucht. Zuletzt habe sie widerwillig akzeptiert, dass der Ehemann fremdging, habe aber stets gehofft und geglaubt, die Ehe könnte doch weiter bestehen.

Am Tattag sei das Ehepaar in der Wohnung an der Pfeifferstraße zunächst harmonisch miteinander umgegangen. Dann aber sei es zu einem Wortgefecht gekommen. Als der Mann dann auf die Angeklagte zugekommen sei, habe sie ein Küchenmesser vom Tisch genommen. Ihr Anwalt weiter: "Details des Tatablaufs kann sie nicht wiedergeben." Laut Obduktion ist der 60-Jährige aufgrund der Stichwunden verblutet. Seine Frau ging direkt danach zur Polizei, hat die Tat dort geschildert. Im Prozess, für den fünf Verhandlungstage bis Ende Mai angesetzt sind, tritt der einzige Sohn des Paares als Nebenkläger gegen seine Mutter auf.

(wuk)
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