Düsseldorf Frauen und Männer trödeln anders

Düsseldorf · In der "Kassette" in Oberbilk gibt es in regelmäßigen Abständen geschlechterspezifische Trödelmärkte.

 Ricarda Westphal hat von Schuhen über Handtaschen bis hin zu Pullovern und Blusen ein weitgefächertes Angebot, das sie beim Frauentrödel präsentiert - alles liebevoll drapiert.

Ricarda Westphal hat von Schuhen über Handtaschen bis hin zu Pullovern und Blusen ein weitgefächertes Angebot, das sie beim Frauentrödel präsentiert - alles liebevoll drapiert.

Foto: RED

Bastian Küllenberg kann an diesem Sommertag nichts aus der Ruhe bringen. Er hat sich auf einer Bank vor der "Kassette", dem Café an der Flügelstraße in Oberbilk niedergelassen. Während um ihn herum fleißig auf- und abgebaut wird, zieht er genüsslich an seiner Zigarette, neben sich ein großes Glas Bier.

Gleich neben ihm befinden sich die mitgebrachten Platten, die er verkaufen möchte. "Sind das deine, darf ich mal sehen?", fragt ein junger Mann und zeigt auf die Platten. "Na klar", antwortet Küllenberg. "Genre?" - "Indie."

 Bastian Küllenberg ist eigens aus Köln zum Männertrödelmarkt nach Flingern gekommen, um dort alte Langspielplatten und Filmschätze an den Mann zu bringen.

Bastian Küllenberg ist eigens aus Köln zum Männertrödelmarkt nach Flingern gekommen, um dort alte Langspielplatten und Filmschätze an den Mann zu bringen.

Foto: Anne Orthen

Es ist kurz nach drei Uhr. Gerade ist in dem kleinen Café an der Flügelstraße der Frauentrödelmarkt zu Ende, jetzt beginnt der Verkauf der Männer. Küllenberg ist extra aus Köln angereist. "Ich mag die Atmosphäre, hier kann ich Freunde treffen und mich mit netten Leuten unterhalten", sagt er.

Ihm und den anderen, die ihre Stände in der Kassette und auf dem Bürgersteig davor aufgestellt haben, geht es nicht in erster Linie ums Verkaufen, wichtiger sind die Leute, das Quatschen. Ricarda Westphal, die gerade die Dinge in den Koffer verstaut, die sie nicht verkauft hat, geht es ähnlich.

"Es ist einfach schön hier. Es ist viel netter und intimer als auf einem großen Trödelmarkt", sagt Westphal. Fehlkäufe, ausrangierte Lieblingsteile in Größen, die einem nicht mehr passen, könne man hier in einem schönen Rahmen für einen fairen Preis loswerden.

Die Wohnzimmer-Atmosphäre ist aber auch schon einzige Gemeinsamkeit. Ansonsten unterscheiden sich Frauen- und Männerflohmarkt streng voneinander. Ricarda Westphal und die anderen Frauen bieten Kleidung, Schuhe und Schmuck an. Es gibt BHs und Taschen, T-Shirts, Blusen, Röcke und viele Deko-Artikel - alles liebevoll präsentiert, gebügelt, gefaltet und nach Themen sortiert.

Andrea Bergmann aus der Nachbarschaft hat eine ganze Kiste Umstandskleidung dabei, möchte ihre Strickmoden-Zeitungen gerne verkaufen. Einen Stand weiter gibt es unter anderem Gläser und einen Kochtopf mit Temperaturanzeige. Fachmännische Verkaufsgespräche, Fragen nach Größen und Preis werden mit Swingmusik und Sixtiesklängen unterlegt. DJane Miss Phantom (Yvonne Salcewics) und DJane Beat Petite (Diana Apoussidou) haben dabei hinter dem DJ-Pult den besten Blick auf die Verkaufsfläche.

Um drei Uhr dann der große Sortimentswechsel: Das Bild ändert sich komplett. Die Männer schleppen Schallplatten an. Ab jetzt können die Besucher Comics, Krimis und technische Geräte kaufen. Im Angebot sind alte Handys, Aufladekabel, Kopfhörer, Akkus. Tischdecken zur Verschönerung? Fehlanzeige. Ein Verkäufer hat T-Shirts im Sortiment, angeboten werden sie aus der Plastiktüte heraus.

Morgens haben Kim Thurau und Tobias Wecker, die beiden Inhaber der Kassette, nur Cappuccino und Latte Macchiato verkauft. Mit Beginn des Männertrödelmarktes geht Bier über die Ladentheke. Den Platz hinter den Plattentellern nehmen DJ Amigo (Oliver Haase) und DJ Bateria (Andreas Walenzyk) ein, sie spielen Calypso, Blues und Rap.

Ricarda Westphal hat ihren Platz für ihren Mann Frank geräumt. Der ist froh, dass die Männer auf ihrem Trödelmarkt unter sich bleiben. "Die sind viel unkomplizierter als Frauen", sagt er. "Wenn Männer etwas sehen, fragen sie nach dem Preis, bezahlen und stecken es ein." Frauen würden dagegen selbst beim niedrigsten Preis verhandeln, könnten sich nicht zum Kauf entschließen und ankündigen, dass sie später wiederkommen - um dann nicht wiederzukommen.

(RP)
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