Freizeit-Tipp Festival zeigt fast vergessene Filme

Düsseldorf · Im Metropol-Kino stehen von heute bis Sonntag einige Streifen auf dem Plan, die selbst die besten Cineasten kaum kennen dürften. Ein Besuch bei "Cinerama" lohnt sich jedoch.

Stammgäste im Metropol-Filmkunstkino in Bilk werden sich vielleicht schon einmal gefragt haben, warum die Leinwand in einem der beiden Säle so merkwürdig gebeugt ist. Statt parallel zur Wand zu hängen, krümmt sie sich von den Seiten in den Raum. Die Erklärung für diese ungewöhnliche Leinwand-Form ist die Tatsache, dass das Metropol in den 1950er-Jahren für "Cinerama"-Filme konzipiert wurde. Diese Vorführtechnik bot den Kino-Besuchern ein einzigartiges Film-Erlebnis. Anders als bei üblichen Kinos damals hatte der Kino-Besucher wegen einiger Technik-Finessen und der gekrümmten Leinwand das Gefühl, sich mehr ins Filmgeschehen vertiefen zu können. "Es ist, als ob der Film den Betrachter ins Bild hineinzieht", sagt Metropol-Chef Udo Heimansberg begeistert.

Wegen seiner bis zu 26 Bildern pro Sekunde war das Bild sehr scharf. Sieben Tonspuren sorgten zudem für einen besonderen Raumklang. Ab heute erinnert Heimansberg mit dem Festival an Cinerama und zeigt bis Sonntag einige Film-Schätzchen dieser besonderen Ära der Kino-Geschichte.

Das Cinerama-Festival beginnt heute und lädt zu einer kleinen Zeitreise ein. "This is Cinerama" aus den 1950er-Jahren steht auf dem Programm. Anschließend stellt Heimansberg seine Gäste vor. Die drei Film-Restauratoren David Strohmeier, Randy Gitsch und Tom March haben in den vergangenen Jahren einige fast verschollene Cinerama-Filme aufgestöbert und restauriert. Über ihre Arbeit haben sie den Film "In the Picture" gemacht. Nach dessen Vorführung soll ein Get-Together mit den Film-Fans bei Musik der 1950er-Jahre den ersten Festival-Tag beenden.

Der Freitag beginnt mit Vorträgen der Restauratoren. Sie erklären mit vielen Filmbeispielen ihre Arbeit, zeigen die Dokumentation "Cinerama Adventure" sowie den Cinerama-Film "Cinerama Holiday". Der letzte Film des Tages ist "Windjammer" aus dem Jahr 1958 - ein echter Augenschmaus. Er schildert die Reise eines norwegischen Segelschiffs über den Atlantik, durch die Karibik, nach New York und wieder zurück nach Norwegen. Die Mannschaft erlebte auf der Reise faszinierende Begegnungen mit Land und Leuten. "Windjammer" ist typisch für Cinerama-Filme. Statt Romanzen, Action oder Western wurden fast ausschließlich so genannte "Travelogues" produziert: Reisebeschreibungen mit etwas Handlung.

Mit "Cinerama's Russian Adventures" und "Seven Wonders of the World" geht das Festival am Samstag weiter. Am Sonntag stehen die Werke "South Sea Adventure" (Südseezauber) und "Seach for Paradise" (Auf der Suche nach den Paradiesen) auf dem Spielplan.

Obwohl Cinerama während der 1950er-Jahre außerordentlich erfolgreich war, überdauerte diese Technik die 1970er-Jahre nicht - sie galt als zu aufwendig und zu teuer. Schon bei den Dreharbeiten für einen Cinerama-Film war die Arbeit enorm. Drei Kameras filmten stets die gleiche Szene. Entsprechend waren in den Kinos drei Projektoren nötig, um den Film auf der Leinwand zu zeigen. Hinzu kamen noch Komplikationen bei der Tonspur, erklärt Udo Heimansberg.

Der Science-Fiction-Film "2001 - Odyssee im Weltraum" (1968) von Stanley Kubrick gilt als einer der letzten Cinerama-Filme. Ganz vergessen ist Cinerama aber nicht. Regisseur und Retro-Fan Quentin Tarantino ("Inglourious Basterds") hat diese Technik wiederentdeckt und dreht zurzeit seinen neuen Film in einer modernen Version von Cinerama. Holger Lodahl

(RP)
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