Hunde-Kolumne "Lotte in Lörick" Zuwachs in der Familie - mit vier Pfoten

Düsseldorf · Mit dem Hund in Düsseldorf – Erfahrungen aus einer Familie, die auf denselben kam und sich dort ziemlich wohl fühlt. Heute: Die Vorgeschichte.

 Das ist sie: die Weimaraner Hündin Lotte.

Das ist sie: die Weimaraner Hündin Lotte.

Foto: Hans Onkelbach

Mit dem Hund in Düsseldorf — Erfahrungen aus einer Familie, die auf denselben kam und sich dort ziemlich wohl fühlt. Heute: Die Vorgeschichte.

Wie einst der Herr von Goethe haben wir uns in ein flottes Mädel aus Weimar verliebt, sozusagen jedenfalls. Beim großen Dichter war es die schöne Charlotte von Stein, bei uns ist es die vierbeinige Lotte — zehn Wochen alt, noch nicht ganz acht Kilo schwer, und eine Weimaraner-Hündin. Letztlich also aus Weimar, jedenfalls ist die Rasse nach der Stadt benannt.

Lotte kam auf der A40 in die Familie, vorne im Auto hockend (auf dem Schoß des neuen Frauchens) und gespannt in die Welt zwischen Essen und Düsseldorf schauend. Dies aus hellblauen Augen, die uns in den kommenden Wochen eine Menge neuer Bekanntschaften bescheren sollten. Das ist inzwischen drei Wochen her, und unsere Beziehungskiste ist zwar immer noch schwer, aber nicht mehr ganz so unhandlich wie anfangs.

Dass dies alles ein bisschen holprig losging, sind wir im Grunde selbst schuld. Too much informations nennt der Engländer diesen Zustand von Fakten-Überflutung, an deren Ende mächtige Selbstzweifel standen. Sind wir überhaupt fähig, einen solchen Hund zu erziehen? Kriegen wir das hin, oder wird uns am Ende ein zähnefletschendes Monster, völlig durchgeknallt, das Leben versauen? Wohlgemerkt: das fragen sich zwei Erwachsene, die immerhin drei Kinder durchgebracht haben und mit dem Ergebnis anerkanntermaßen durchaus zufrieden sein können.

Nun also ein Hund. Und was tut der neue Hunde-Herr? Erstens: er googelt, dann googelt er nochmal, und am Ende liest er/sie Bücher, wandert durch Internet-Foren (Sie haben keine Ahnung, was es da alles gibt — falls ich eine Seite von schwul-lesbischen-Hunde-Veganern gefunden hätte, wäre ich nicht erstaunt gewesen.) Schließlich kauft man ein: Die Erstausstattung für die Welpe stellte alles in den Schatten, was wir seinerzeit für die eigene Brut ins (Düsseldorf-)Löricker Hause schleppten. Weil: Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Vor allem neue Begriffe: Leckerli klingt blöd und ist es auch, spielt aber bei der Erziehung eine große Rolle (weil: fressen wollen sie immer!). Eine Kudde ist nix Fieses vom Schwein, sondern ein Hundekorb, der nicht aus Korb, sondern aus anderen Materialen ist und, ganz wichtig, eine Umrandung bietet, auf der Bella das müde Haupt bettet, wenn sie abends ermattet zur Ruhe geht. Klar, seine nahen Verwandten Wolf und Fuchs mögen das auch — im Wald und im Zoo sieht man sie ausschließlich mit abgestütztem Kopf ruhen. Außerdem: Der Kennel. Nie gehört? Hatte ich auch nicht. Ist eine Art Transportbox, vulgo: Käfig, in die man die Tierchen einsperrt, damit sie - gezwungenermaßen - ausreichend Schlaf finden. Das Ding nicht zu benutzen, wird von Experten fast schon als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz eingeschätzt und hat böse Blicke zur Folge. Denn Hunde lieben Kennel, sagte man uns.

Lotte leider nicht — sie haßt ihn. Zwar geht sie rein, aber sobald die vordere Falttür (obwohl durchsichtig!) verschlossen wird, stimmt sie ein Geheul wie weiland Winnetou auf dem Kriegspfad an und hört erst wieder auf, wenn wir das Kriegsbeil begraben und sie rauslassen.

Ein Sieg nach Punkten, für den Hund. Und sonst? Viel Freude und noch mehr Verblüffung: Sie nagt alles an, am liebsten Schuhe, notfalls Sofakissen. Sie ist stubenrein (kein Scherz!), pinkelt auf Kommando auf der Wiese, und lässt sich auch gern auffordern, sich "zu lösen" — womit Züchter und Jäger das fiese Wort beschreiben, das vorne mit ka anfängt und hinten mit cken aufhört. Ernsthaft — das funktioniert fast immer. Der gestrengen Züchterin sei Dank. Dafür jedoch will sie auch alle paar Stunden raus, die Zeit zwischen 23 Uhr und 6 Uhr eingeschlossen. Spätestens um 4.30 Uhr ist derzeit Wecken angesagt — weil: siehe oben. Man löst sich dann zähneknirschend vom warmen Bett und bewundert die noch dunkle Außenluft, in der sie das tut, was kleine Geschöpfe halt so tun, wenn sie reichlich Nahrung in flüssiger und fester Form zu sich nehmen. Lotte findet es schick — Programm am frühen Morgen, wunderbar.

Nun ja, das geht vorbei, wissen wir aus früheren Erfahrungen. Und freuen uns, wenn sie sitzt macht, wenn wir "Sitz!" sagen, und wenn sie sich hinlegt, wenn wir "Platz!" sagen, platzen wir vor Stolz. Dass sie auf ein böses "Pfui!" Socken, Schuhe, Handtücher, Schals und anderes Strandgut eines normalen Haushalts auf Anhieb unzerkaut los läßt, daran arbeiten wir gerade. Mit ganz viel Leckleris, viel Geduld und noch mehr Konsequenz. Die fordert vor allem Hundeflüsterer Jürgen — ein Mann, dem Hunde vertrauen. Lotte auch.

Aber das ist eine andere Geschichte, und die folgt demnächst.

(ho-)
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