Rheinkirmes 2017 in Düsseldorf Unverständnis nach Füchschen-Absage wegen Terror-Angst

Düsseldorf · Peter König kehrt mit seinem Partyzelt nicht auf die Düsseldorfer Kirmes zurück. Schützen, Schausteller und Wirtskollegen sind über die Entscheidung fassungslos. Oberbürgermeister Geisel spricht von einem "verhängnisvollen Signal".

Die Hausbrauerei Füchschen hat überraschend ihren Abschied von der Rheinkirmes erklärt. Chef Peter König will aus Angst vor Terror auf die Rückkehr mit seinem Party-Zelt verzichten. Mit Blick auf die Attacke auf den Berliner Weihnachtsmarkt und vereitelte Anschläge könne er nicht mehr sicher sein, dass er "hundertprozentig für die Unversehrtheit" von Gästen und Mitarbeitern garantieren könne. In einer schriftlichen Erklärung betonte er zugleich, er werde die Lust am Feiern nicht verlieren. "Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen."

Ein "verhängnisvolles Signal" sieht Thomas Geisel in der Absage. "Als Oberbürgermeister habe ich Peter König keine Vorschriften zu machen, aber ich möchte ihn bitten, die Entscheidung zu überdenken", sagte er am Rande der Mipim in Cannes und warnt davor, "uns von Dingen zu verabschieden, die zu unseren festen Lebensgewohnheiten gehören".

Düsseldorf: Party im Füchschen-Zelt auf der Kirmes
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Foto: tonight/Natali Krichevski

Auch der Kirmes-Veranstalter, die St.-Sebastianus-Schützen, reagieren mit Unverständnis. Er könne "absolut nicht nachvollziehen, was Peter König sagt", so Chef Lothar Inden. Die Situation auf der Kirmes sei nicht anders als im Karneval, der Tour de France "oder auf der Ratinger Straße am Samstagabend". Dort betreibt König sein Lokal. Mit dem Alleingang habe er Kirmes und Schaustellern "potenziell geschadet", sagt Inden, zudem widerspreche König der eigenen Ansage, sich nicht unterkriegen lassen zu wollen. Den Platz übernimmt wieder das Französische Dorf von Oscar Bruch.

Das Füchschen-Zelt gehörte zu den beliebtesten Treffpunkten der Kirmes. Bereits voriges Jahr aber fehlte es wegen Umbau-Problemen in der Brauerei. König hatte seinerzeit die Rückkehr des Zelts versprochen. Spekulationen über wirtschaftliche Gründe für die erneute Absage wies ein Sprecher zurück. König selbst war für Fragen nicht zu erreichen - offenbar auch, weil er ahnte, welche Reaktionen seine Erklärung auslösen würde.

"Extrem verärgert" etwa ist der Vorsitzende der Düsseldorfer Schausteller, Oliver Wilmering. Sicherheit habe auf der Kirmes absolute Priorität. Ausschließen könne man einen Terrorakt nie, aber "das Konzept greift zu 100 Prozent". Auch Michael Schnitzler, Chef der Brauerei Uerige, zeigt sich fassungslos. "Die Begründung ist unseriös. Natürlich kann man so eine Entscheidung treffen. Aber dann müsste man konsequenterweise auch den Betrieb in der Altstadt schließen." Zumal nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit Alltagsgefahren weit höher seien, als die, Opfer eines Anschlags zu werden.

Auch das Carnevals-Comitee hat zuletzt vor schwierigen Sicherheitsfragen gestanden. "Wir haben uns die gleichen Gedanken gemacht wie Peter König", sagt Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann. "Aber wir haben uns entschieden, alles Erdenkliche für die Sicherheit zu tun und das Restrisiko zu tragen." In Königs Absage sieht Tüllmann auch einen "Kniefall vor den Terroristen". Isa Fiedler, Kirmeswirtin bei Frankenheim, sagte, sie halte Königs Entscheidung für "grundfalsch". Es sei ein "schwerer Fehler, sich der Angst zu beugen".

In Berlin eröffnet in zehn Tagen die Frühlingskirmes, ausgerichtet von dem Schaustellerverband, der auch den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche veranstaltet hat. Vorsitzender Michael Roden hatte keine Absagen. "Da gab es auch keine Diskussion - alle sind dabei wie immer", sagt er unserer Redaktion. Für die Begründung des Düsseldorfer Gastwirts hat er wenig Verständnis: "Wir haben zwei Tage nach dem Anschlag den Weihnachtsmarkt wieder eröffnet. Alles andere hätte bedeutet, dass die Terroristen ihr Ziel erreicht hätten."

(RP)
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