Düsseldorf Führer von Schloss Benrath haben gekündigt

Düsseldorf · Im Museum herrscht miese Stimmung. Die Guides sollen mit 450-Euro-Jobs abgespeist werden.

Sie stellen die verborgenen Räume des Schlosses vor und können dabei Spannendes erzählen. Die Schloss-Führer von Benrath wissen viel über versteckte Dienertreppen und die adeligen Bewohner. "Die verborgenen Räume", das ist eine der zahlreichen Führungen.

Rund 20 Museumsführer gibt es bei der Stiftung Schloss und Park Benrath. Manche sind schon mehr als zehn Jahre dabei. Und sie arbeiten gerne in ihrem Job. Doch das tun sie nur noch bis zum 31. Dezember. Denn sie haben gemeinsam gekündigt. Der Grund: Es gibt bei der Stiftung eine Umstrukturierung. Und unter den neuen Bedingungen wollen sie nicht mehr arbeiten.

Von Ausbeutung ist die Rede, und vom Mindestlohn. Es soll zusätzliche Aufgaben geben, alles im neuen "Gehalt" inbegriffen. Vor einigen Wochen schickte der Kaufmännische Leiter der Stiftung Schloss und Park Benrath, Nicolas Maas eine Mail an die Museumsführer und lud sie zu einem gemeinsamen Treffen ein. Dort verkündete er, dass ab 1. Januar neue Bedingungen herrschen. 450-Euro-Jobs wurden den Mitarbeitern angeboten, bei 13 Stunden pro Woche. Die Mitarbeiter haben ausgerechnet, dass sie mit dem, was von ihnen künftig verlangt wird, knapp über dem Mindestlohn bei einen Stundenlohn von rund 8,65 Euro lägen. Von Billiglohn sprechen die qualifizierten Führer.

Alle sogenannten Guides sind Hochschulabsolventen, teilweise promoviert oder studieren noch. Die meisten sind Historiker oder Kunsthistoriker. Sie alle sind Freiberufler. Schon heute werden die Guides der Stiftung schlechter bezahlt als ihre Kollegen in den städtischen oder in den Landesmuseen. Für eine Führung bekommt ein Mitarbeiter um die 30 Euro, am Wochenende gibt es (noch) einen Zuschlag. Dann erhalten die Museumsführer 47,50 Euro. "Das ist aber auch das Höchste der Gefühle", sagt eine Mitarbeiterin.

Die städtischen Museen fangen bei rund 40 Euro pro Führung an. Die Kunstsammlung NRW zahlt für eine einstündige Führung 55 Euro, 65 Euro für 90 Minuten, und bei einer Führung in einer Fremdsprache gibt es noch einmal zehn Euro extra.

Die Museumsführer, die namentlich nicht genannt werden wollen, erheben schwere Vorwürfe gegen den Stiftungsvorstand. Von "Ausbeutung" ist die Rede, und dass die Sparmaßnahmen populären, teuren Events wie dem Barockfest und dem Weihnachtsmarkt geschuldet seien. Dabei seien doch gerade die Führungen eine Visitenkarte des Museums. Stiftungsvorstand Maas erhofft sich durch den Weihnachtsmarkt mehr Besucher, die wiederkommen, auch zu Führungen.

Der Jurist erklärte, die Umstrukturierung habe rechtliche Gründe. Das neue Konzept sei auch projektbezogen. Dafür benötige man Angestellte, keine freien Mitarbeiter.

(RP)
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