Gastbeitrag Christian Ulbrich "Führt die Metropolregion zusammen!"

Düsseldorf · Der Weltchef des Immobiliendienstleisters JLL plädiert dafür, dass sich Düsseldorf stärker als Herz einer wirtschaftsstarken Region und als Wissensstandort vermarktet. Letzte Folge der Beitragsreihe "Düsseldorf 2030".

 Der Bildungs-Botschafter für Düsseldorf: Begrüßung der Erstsemester an der Heinrich-Heine-Universität

Der Bildungs-Botschafter für Düsseldorf: Begrüßung der Erstsemester an der Heinrich-Heine-Universität

Foto: Jana Bauch

Eine klare Linie in der Stadtplanung ist Grundvoraussetzung für nachhaltigen Erfolg. Dieses Prinzip gilt überall auf der Welt. In Mega-Citys wie London oder New York bis nach Singapur. Bei der Realisierung von Bauprojekten sollte sich Düsseldorf deswegen auf die Aspekte konzentrieren, die es als eine im internationalen Kontext eher kleine Stadt leisten kann. "Größe" spielt dabei eine untergeordnete Rolle. "Small" kann nämlich durchaus "beautiful" sein. Gebäude in prägnanten Stadtlagen dürfen nur mit herausragender Architektur zur Genehmigung kommen. Fünf bis sechs Gebäude oder ein exzellent komponiertes Ensemble für Kunst, Kultur oder Bildung, Hotel, Shopping oder Büro können einer Stadt schon eine internationale Reputation verleihen. Hamburg mit seiner Elbphilharmonie liefert den aktuellen Maßstab in Deutschland. Und ein einziges Museum hat Bilbao vor zwanzig Jahren zum Kunstmekka werden lassen.

 Christian Ulbrich ist Vorstandsvorsitzender von Jones Lang LaSalle Incorporated (JLL). Er ist einer der wenigen deutschen Manager an der Spitze eines weltweit tätigen Unternehmens mit Hauptsitz in den USA. JLL ist ein an der New Yorker Stock Exchange (NYSE) börsennotiertes Beratungs- und Investment-Management-Unternehmen im Immobilienbereich. Das Unternehmen ist weltweit in mehr als 80 Ländern mit über 82.000 Beschäftigten tätig. Umsatz 2017: 7,9 Mrd. US-Dollar.

Christian Ulbrich ist Vorstandsvorsitzender von Jones Lang LaSalle Incorporated (JLL). Er ist einer der wenigen deutschen Manager an der Spitze eines weltweit tätigen Unternehmens mit Hauptsitz in den USA. JLL ist ein an der New Yorker Stock Exchange (NYSE) börsennotiertes Beratungs- und Investment-Management-Unternehmen im Immobilienbereich. Das Unternehmen ist weltweit in mehr als 80 Ländern mit über 82.000 Beschäftigten tätig. Umsatz 2017: 7,9 Mrd. US-Dollar.

Foto: Fritz Philipp

Der Kernstadtbereich muss eine hohe Aufenthaltsqualität haben. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Verlagerung von Verkehrswegen unter die Erde. Mit der Rheinuferstraße und dem Rheinufer-Tunnel hat Düsseldorf schon exzellente Beispiele geliefert und deren Erfolg ist für jedermann erlebbar. Genauso wie am Jan-Wellem-Platz, der den Anfang des filigranen städtebaulichen Kleinods Kö-Bogen markiert. Nicht von ungefähr ist auch der Kö-Bogen untertunnelt.

Zwischen Düsseldorf und Boston zum Beispiel gibt es insofern eine bemerkenswerte Parallelität. Beiden Städten ist es gelungen, durch eine Vertunnelung des Durchgangsverkehrs die Städte für die Fußgänger wieder an ihre Wasserlagen anzuschließen. Boston hat sich in der Folge noch klarer als Touristendestination positioniert. Die erhöhte Lebensqualität befruchtet die ursprünglichen Vorteile, insbesondere als Universitätscluster.

Die Positionierung als Wissensstandort sollte auch in Düsseldorf höchste Priorität haben. Wesentliches Erfolgskriterium vieler Städte sind eben die Universitäten und die daraus entstehenden Erfolgsfaktoren wie Unternehmensneugründungen und der stetige Ausstoß hochqualifizierter Talente. Denn es ist nicht zuletzt das Business-Ökosystem, das den Nährboden liefert für Karrieren. Und im vielzitierten "War for Talents" ist ein ausreichender Zufluss an Talenten wertvoller als jede Subvention. Firmen haben keinen Mangel an Geld, Firmen mangelt es vielmehr an Talenten.

Abzuraten wäre aus meiner Sicht von dem Versuch, über besonders hohe Häuser Aufmerksamkeit zu erregen. Diese würden dem Kernstadtbereich eher schaden, als nachhaltigen Nutzen zu erzeugen. Düsseldorf hat andere Vorteile, die zur Geltung gebracht werden müssen. Düsseldorf und das Ruhrgebiet vermarkten sich zu wenig als eine Metropolregion. Hier leben mehr als fünf Millionen Menschen in 53 Städten. Der Fokus liegt immer noch zu sehr auf Abgrenzung, obwohl die Region aus internationalem Blickwinkel längst als Einheit gesehen wird. Darüber hinaus ist es erstrebenswert, die Region verkehrsinfrastrukturell zusammenzuführen. Der öffentliche Nahverkehr muss so erweitert werden, dass die gesamte Region als Wohn- und Arbeitsort erreichbar ist. Paris und London setzen das derzeit mit großer Konsequenz in die Realität um.

Etwas Weiteres kommt hinzu. Wir sehen derzeit weltweit einen dramatischen Verlust demokratischer Werte. Und Deutschland gilt international als eine Ikone von Demokratie, unabhängiger Justiz, Pressefreiheit und hoher Lebensqualität. Düsseldorf als nordrhein-westfälische Landeshauptstadt steht als Marke für eine Metropolregion in der viertgrößten Volkswirtschaft des Planeten. Diese Aspekte können glänzend vermarket werden, deshalb sollte die Zusammenführung dieser Metropolregion mit noch mehr Konsequenz und ohne Vorbehalte vorangetrieben werden.

(RP)
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